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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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Ruiz’ Vater, der ihm bei Ricky’s den Kopf um fünfundvierzig Grad zuwandte, damit er ihm aus dem Mundwinkel sagen konnte, Te cagaste — »Du hast alles verschissen, und dich selbst hast du auch noch besudelt« … Mr. Ruiz mit seiner glänzenden Glatze, der genau vor ihm sitzt, mit dem Rücken zu ihm, und ihn aus dem Mundwinkel anraunzt. Alle, die ganze Bande, würden ihn nur zu gern untergehen sehen … einige, wie seine eigene Familie, um den Makel ein für alle Mal zu tilgen … andere, wie Mr. Ruiz, damit sie spannende, grotesk ausgeschmückte Geschichten erzählen können … »Da schleicht er sich heimlich mit der Sonnenbrille ins Café und glaubt, ich erkenne ihn nicht« … und dann, Señor Comemierda Ruiz, kippen Sie wahrscheinlich gleichzeitig noch Ihr verlogenes Mitgefühl über die Geschichte … Oh, wie würde Ihnen das gefallen, wenn mich die Strömung jetzt davontragen und der Sog bis auf den Grund hinunterziehen würde … nun —
    Ich will verflucht sein, wenn ich das mache!
    Weil ihr euch alle die Hände reiben würdet, und das missgönne ich euch zutiefst! Tut mir leid, aber die Genugtuung verschaffe ich euch nicht! Und wenn euch das nicht passt, gebt nicht mir die Schuld. Mr. Ruiz mit seinem te cagaste im Morgengrauen ist schuld. Und jetzt könnt ihr euch alle mal ins Knie ficken!

»Kann sein, dass Sie das finden komisch«, sagte Jewgeni Soundso — den Nachnamen hatte Nestor nicht verstanden — »Aber ich muss Ihnen stellen die Frage. Was Sie wissen über die Kunst?«
    Nestor wusste nicht, was er sagen sollte. Er verzweifelte langsam. Es war 15:15 Uhr. Seine Schicht begann in einer Dreiviertelstunde. Das war jetzt sein dritter Besuch bei einem Craigslist-Inserenten in den letzten drei Stunden … er musste dieses Zimmer einfach bekommen. Als Untermieter des großen, knochigen, etwas buckligen Russen mit schwerem Akzent konnte er es sich leisten … er musste es einfach bekommen! Noch so eine Nacht wie letzte Nacht, als er keine andere Wahl gehabt hatte und wie ein streunender Hund bei diesem Reporter des Yo No Creo En El Herald untergekrochen war, würde er nicht überleben! Er und dieser Jewgeni unterhielten sich in dem erbärmlich kleinen Eingangsbereich zwischen den beiden kleinen Zimmern der Wohnung … In dem Eingangsbereich befanden sich noch eine winzige dreckige Küche, ein winziges dreckiges Bad und die klappernde, mit Aluminium verkleidete Wohnungstür, die in billigen Wohnungen wie dieser Standard war. Jewgeni war anscheinend »Grafikkünstler«. Er bezeichnete die Wohnung, für die er einen Untermieter suchte, als sein »Atelier«. Nestor wusste nicht, was ein Grafikkünstler war, aber ein Künstler war ein Künstler, und er lebte und arbeitete in seinem Atelier. … und jetzt fragte er, was er, Nestor, über Kunst wüsste? Was wusste er über Kunst? Sein Mut sank. :::::: ¡Dios mío! Bei einer Unterhaltung über Kunst fliege ich schon beim zweiten Satz auf. Hat absolut keinen Sinn, ihm irgendwas vorzumachen. Verdammt! Am besten, ich schaue ihm in die Augen und trage es wie ein Mann.::::::
    »Was ich über Kunst weiß? Um die Wahrheit zu sagen … nichts.«
    »Jawoll!«, rief Jewgeni aus. Er hob die Faust bis auf Schulterhöhe und rammte den Ellbogen nach unten wie ein amerikanischer Sportler. »Sie hier wollen einziehen? — einverstanden, mein Freund, Sie haben das Zimmer!« Als er Nestors verblüfftes Gesicht sah, sagte er, »Mit der grafischen Kunst im Moment läuft es nicht so gut, deshalb ich muss vermieten. Das Letzte, was ich will, ist jemand, der glaubt, er was versteht von der Kunst, und der dauernd will über die Kunst reden und mir gute Ratschläge geben!« Er schlug die Hand vor die Augen, schüttelte den Kopf und schaute dann wieder Nestor an. »Glau ben Sie mir, ich mir nichts kann vorstellen, was ist schlimmer. Sie sind Polizist. Wie würde Ihnen gefallen, wenn einer denkt, dass er weiß alles über Ihren Job oder Sie dauernd löchert mit irgendwelchen Fragen über Ihre Arbeit? Nach einer Woche Sie werden verrückt!«
    Außerdem wollte er nicht da wohnen, wo die Russen wohnen, in Sunny Isles oder Hallandale. Die würden ihn auch verrückt machen. Hier, in diesem Atelier in Coconut Grove, fühle er sich mehr zu Hause. Außerdem passte es auch gut, dass er am liebsten vom Nachmittag bis in die Nacht hinein arbeitete — genau dann, wenn Nestor Dienst hatte.
    ::::::Perfekt:::::: dachte Nestor. ::::::Wir sind beide Fremde, du aus Russland, ich aus Hialeah.

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