BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
gegen den magischen Moloch, der begonnen hatte, ihn wie ein gigantischer Magen zu »verdauen«...
Alles in ihm sträubte sich bei dem Gedanken, dass Gabriel weiterleben, er selbst aber hier krepieren sollte!
Nein!
NEIN!
N E I N !
Er hatte kein Gefühl mehr für seinen Körper. Vielleicht gab es ihn schon nicht mehr. Vielleicht war seine Seele das Einzige, was noch existierte. Und vielleicht – war diese Seele dazu verdammt, ewig in dem Siegel gefangen zu bleiben – bei vollem Bewusstsein! Umgeben von Dunkelheit. Und Stille.
Neeeeiiiiinnnnn!
Als ihm endlich die Sinne schwanden, hoffte er inständig, nie wieder zu erwachen, nur um festzustellen, dass seine Vision ewiger Gefangenschaft Wirklichkeit geworden war...
Augen, so düster und rot wie Fenster in Luzifers Reich, blickten auf ihn herab, und Sardons erster Gedanke war:
Was für ein elendes Gespenst ist das...!?
Bis zu diesem Moment war die Beschreibung, die Gabriel ihm von seinen Jüngern gegeben hatte, rein abstrakt geblieben. Jada hatte so nicht ausgesehen – sie hatte sich untrügliche Merkmale eines Individuums einpflanzen lassen. Kennzeichen, die sie – zumindest äußerlich – von den wahren Archonten abgrenzten...
Das Wesen, das seinen Blick in Sardons Augen gesenkt hatte, entsprach noch ganz dem ursprünglichen Erscheinungsbild.
Es ist ein Archont,
dachte Sardon und versuchte, sich aufzurichten, um herauszufinden, was passiert war. Warum er wieder unter freiem Himmel lag und am Horizont die Sonne
auf-
und nicht unterging.
Sanft drückte ihn die kahlköpfige, bleiche Frau wieder zu Boden. »Komm erst zu Kräften. Ruh dich aus.«
Sie trug eine Kutte wie ein Mönch. Und nachdem sie einen Blick in Richtung der aufgehenden Sonnen geworfen hatte, stülpte sie die Kapuze über ihr Haupt, so dass auch das Gesicht beschattet wurde.
»Wer – bist du?«
»Zoe.«
Sardon streifte ihre Hand ab und setzte sich auf. Der Gedanke an Schonung war absurd. Unmittelbar neben ihm begann die Treppe, die noch für keinen Menschen sichtbar gewesen war. Das Tarnfeld aus Magie war verschwunden. Das entartete Siegel...
»Was ist passiert?«, murmelte Sardon. »Weißt du, was passiert ist?«
Zoe machte eine bejahende Geste. Ihre Hässlichkeit beeindruckte Sardon nicht. Er dachte nur:
So würde auch Jada aussehen, hätte sie nichts dagegen unternommen.
Er brachte Verständnis auf, dass sie unter diesem Äußeren gelitten hatte.
»Dann sag es mir!«
»Wir sahen dich Blitze umzuckt in der Luft schweben. Dort, wo aller Weg seit damals endet. Aber irgendwann wurden die Entladungen schwächer. Es sah aus, als würde dein Körper der Umgebung die Kraft entziehen...«
Sardon hatte es genau umgekehrt in Erinnerung. Aber er sagte nichts und ließ Zoe weitersprechen.
»Irgendwann bist du gefallen. Auf die Stufen. Zu
uns
herab...«
»Zu euch – was heißt das? Wo sind die anderen? Ihr wart einmal elf...«
»Zwölf«, verbesserte Zoe ihn. »Und zwölf sind wir wieder.«
»Du weißt, dass Jada noch lebt?«
»So wie sie weiß, dass wir noch existieren – oder
wieder
.«
»Aber der Kontakt war abgebrochen...«
»Du hast das, was ihn verhinderte, beseitigt. Du bist der Gesandte unseres Vaters.«
Sardon kämpfte den Schwindel nieder, der ihn in die nächste Ohnmacht zu zerren drohte. »Auch das weißt du bereits?«, Er schüttelte den Kopf, weil er sich erst daran gewöhnen musste, dass Jada auch in diesem Punkt die Wahrheit gesprochen hatte: Die Hirne der Archonten schienen magisch vernetzt zu sein – und die artfremde Magie des Siegels hatte diese Verbindung für lange Zeit erstickt. Ohne Zoes Antwort abzuwarten, kam er auf deren Brüder und Schwestern zurück. »Wo sind die anderen? Noch – unten?«
»Nein. Sie gingen, um ein Transportmittel zu besorgen. Etwas, mit dem wir alle zusammen erst zur Feste und dann...« Sie kniff kurz die Lippen zusammen. »... und dann mit Jada nach Jerusalem weiterreisen können.«
Das Jetzt holte Sardon endgültig wieder ein.
»Jerusalem, ja«, murmelte er. »Wo ihr euren 'Vater' treffen sollt.«
»Du bist sein Gesandter. Du bist ihm bereits begegnet. Wie sehr wir dich darum beneiden!«
Sardon erhob sich und widerstand der Versuchung, die freigelegte Treppe hinabzusteigen, um die Atmosphäre des Raumes auf sich wirken zu lassen, in dem der Geist seiner Mutter einst präsent gewesen war.
»Beneiden?«, Kopfschüttelnd musterte Sardon die Gestalt in der Kutte. Er sagte nicht, was ihm eigentlich auf der Zunge lag,
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