BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
verstehe, dass du verbittert bist."
"Verbittert? Ach! Nennt man es jetzt verbittert?“, Wieder lachte sie auf...
... aber nur, um übergangslos loszuheulen. So heftig, dass Justus sich nur staunend selbst dabei beobachten konnte, wie er zu ihr trat und sie in die Arme nahm.
Sie wehrte sich nicht.
Heiß durchdrangen ihre Tränen den Stoff seines Hemdes. Er bekam eine Erektion und wusste in diesem Moment nicht, ob er noch ganz bei Trost war. Die Reaktion seines Körpers, während sein Geist sich in aufrichtigem Mitleid mit dem Mädchen beschäftigte, war ihm nicht nur unverständlich, sondern geradezu unentschuldbar!
Er war überzeugt, dass sie spüren musste, was so hart gegen ihren Unterleib drückte – und dass sie wusste, worum es sich handelte. Aber sie hielt ganz still, weinte hemmungslos.
Justus hatte keinerlei Zeitempfinden mehr. Plötzlich rückte sie etwas von ihm ab und sagte: "Danke."
"Wofür?"
Sie zuckte die Achseln. Ihre Schultern waren schmal, ihre ganze Figur zierlich. Dennoch besaß sie die Rundungen einer ausgereiften Frau.
Und sie schien sich der Macht dieser Formen bewusst zu sein.
Sehr
bewusst.
"Ich war wirklich bei dir heute Nacht..."
"Das glaube ich nicht!"
"Doch... Aber ich stand nur neben deinem Bett und habe dich betrachtet."
Er schüttelte den Kopf. "Die Tür war verschlossen; außerdem war es dunkel!"
Wieder diesen Lächeln. "Es gibt nicht nur sichtbare Türen... und du ahnst nicht, wie viel man selbst im vermeintlichen Dunkel sehen kann..."
Er versteifte sich. "Mein Vormund lehrte mich von denen, die im Finstern sehend sind. Wenn du sagen willst, dass du ein..."
"... dass ich ein Vampir bin?“, Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. "Aber nein. Ich bin wahrhaftig geboren, wie du mich hier siehst, nicht erst durch einen Kelch!"
"Kelch?"
"Vergiss es. Wir reden ein anderes Mal. Außerdem hättest du die Kreaturen, für die du mich gerade hieltest, vorhin sehen müssen..."
"Wo?"
"Als sie zum Himmel stiegen."
"Die Fledermäuse?"
"Wer sonst?“, Sie sah ihn an, als könnte sie nicht glauben, so viel Naivität geballt in einer einzigen Person anzutreffen. "Sie hausen hier, denn sie sind die wahren Herrscher – nicht nur über diese Stadt!"
"Warum sind sie dann
geflohen
?"
"Das", erwiderte das Mädchen, von dem er nicht einmal den Namen kannte, "ließe sich nur erklären, wenn mein Flehen Gehör gefunden hätte."
"Welches Flehen?"
"Dass sie alle dafür büßen sollen, was sie meiner Mutter angetan haben – besonders
er
!"
"Er?"
"Mein Vater! Der Graf Slavata!"
Die Grafen Jaroslav Martinic und Vilem Slavata hielten sich im Ludwigsflügel der Burg, in den Räumlichkeiten der böhmischen Kanzlei auf, als sie die Kunde vom Sturm der Bastion erreichte.
Der Schreiber, der die Nachricht überbrachte, war derselbe, dem sie auch den Erlass an die Prager Stände diktiert hatten, in welchem die verbrieften Rechte auf freiheitliche Religionsausübung, freien Kirchenbau und noch andere Privilegien im Namen des Königs grundlegend in Frage gestellt worden waren.
Martinic und Slavata, die nicht nur verschwägert, sondern überdies in aufrichtiger Freundschaft miteinander verbunden waren, standen eine ganze Weile stumm und wie vom Donner gerührt da. Nie hatten sie es wirklich für möglich gehalten, dass ihnen die Lage entgleiten könnte...
"Die Rädelsführer müssen aufgeknüpft werden!“, erboste sich der schwergewichtige Graf Martinic und bewies mit seinem Aufschrei, dass er die Situation immer noch nicht begriffen hatte.
"
Wir
müssen fürchten, aufgeknüpft zu werden", korrigierte ihn deshalb Slavata und tupfte sich mit einem Tuch über das schweißnasse Gesicht. Das Puder darauf hatte sich an einigen Stellen schlagartig in eine geronnene, unansehnliche Masse verwandelt.
"Ihr meint...?"
Slavata kam nicht mehr dazu, seine Meinung zu erläutern.
Die Tür der Kanzlei wurde nicht nur aufgestoßen, sondern regelrecht aufgebrochen! Sofort stürmten mehrere Gestalten herein, angeführt von einem, den die Statthalter namentlich und persönlich kannten...
... und dies war ein weiterer Schlag ins Kontor, denn dass sich ausgerechnet der besonnene Hieronymus Neruda dafür hergab, die Unantastbarkeit königlicher Statthalter zu verletzen –
Die Gedanken der Grafen und ihres Sekretärs gerieten ins Stocken.
Wie ihr Atem.
Eisig schlug ihnen die Luft aus Nerudas Richtung entgegen, und als sie in seiner Mimik nach Anzeichen suchten, die gezeigt hätten, dass er sich
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