BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
darunter, in der Blut in größter Wallung dahin schoss, ehe er die dornenspitzen Augzähne hineinschlug.
Voller Wut...
Denn Wut war dem Vampir zum steten Begleiter geworden in den vergangenen Tagen. Und wenn er ihr nicht ein ums andere Mal ein Ventil gegeben hätte, hätte er längst für nichts mehr garantieren können. Aber auch so zeichnete eine Spur des Todes seinen Weg nach. Nicht der Durst hatte ihn in dieser Zeit unverhältnismäßig oft zur Ader getrieben, sondern die Suche nach Ablenkung – und nach Möglichkeiten eben, seinem Zorn Luft zu verschaffen...
Eine (nur in Sardons Augen) komische Mischung aus Lust, Staunen und Entsetzen grub sich tief in die Züge des Mädchens, während das Leben aus ihr floss. Fast verzweifelt versuchte sie sich noch im Sattel seiner Lenden zu halten, doch dann versiegte auch ihr letztes bisschen Kraft. Tot glitt sie schließlich von Sardon, als er ihr vor Lust aufgeschäumtes Blut bis zur Neige ausgesaugt hatte.
Im Aufstehen drehte er dem jungen Ding das Gesicht auf den Rücken, damit sie nicht als Untote auferstand, nachdem sein Biss unweigerlich den
Keim
in sie gepflanzt hatte.
Während der Vampir in seine Kleider schlüpfte, öffnete er das Fenster der engen Dachkammer. Würzige Nachtluft vertrieb den Geruch leidenschaftlicher Zweisamkeit. Sardon mochte ihn nicht mehr in der Nase leiden, wenn
es
erst einmal vorüber war...
Und heute, da ihm der Sinn ohnehin nicht wirklich danach gestanden hatte und er nicht recht bei der Sache gewesen war, schon gar nicht.
Andere Dinge beschäftigten ihn – hatten es vorher und währenddessen getan und taten es jetzt noch, in wieder stärkerem Maße.
Nach all den Katastrophen und Fehlschlägen der jüngsten Vergangenheit hatte sich Sardon endlich ein Hoffnungsstreif am Horizont seiner ewigen Wanderung gezeigt. Doch er vermochte ihn nicht zu erreichen, ja nicht einmal ihm nahezukommen!
Es schien, als bliebe
es
unerreichbar für Sardon – das Kind, auf dem all seine Hoffnung ruhte.
Denn Sardon war überzeugt, dass dieses Kind, das ihm der Lilienkelch in einer Art Vision gezeigt hatte, der Messias der Alten Rasse war, den Vampiren geboren in größter Not, da eine todbringende Seuche ihr Volk zur Gänze auszulöschen drohte. Diesem Kind musste es bestimmt sein, die vampirische Rasse neu zu begründen. Und er, Sardon, wollte an diesem Neubeginn entscheidend teilhaben – wie es ihm gebührte.
Schließlich hatte er tausend Jahre lang den Fortbestand der Alten Rasse gesichert. Als Hüter des Lilienkelchs war er unerkannt von Sippe zu Sippe gereist, um ihnen mit Hilfe des Unheiligtums wahren vampirischen Nachwuchs zu bescheren. Und als der Kelch geraubt worden war, hatte Sardon sich auf die Suche danach gemacht, fast dreihundert Jahre lang, und nicht eher aufgegeben, bis er ihn gefunden hatte.
Damit jedoch hatte das Elend erst seinen Lauf genommen...
Denn der Lilienkelch war vergiftet worden. Gott selbst hatte den tödlichen Keim gesät, und als Sardon die erste Kelchtaufe nach 269 Jahren hatte vollziehen wollen, hatte er sich aus dem Gral gelöst und war als vernichtende Seuche über die Vampirsippen in aller Welt gekommen. Allein die Oberhäupter, deren eigenes Blut einst in den Kelch geflossen war, verschonte der qualvolle Tod, den die Überlebenden heute den »Zorn Gottes« nannten.
Sardon hatte weder Mittel noch Weg gefunden, das Sterben aufzuhalten. Bis er sich der alten Prophezeiung erinnert hatte, die besagte, dass auch dem Volk der Vampire wie einst dem der Menschen irgendwann ein Messias geboren würde. Und dieser Zeitpunkt schien gekommen. Anders konnte (und wollte) Sardon sich die Vision jenes Kindes nicht erklären.
Sein verzweifeltes Bemühen, den endgültigen Niedergang der Alten Rasse zu verhindern, war Ausdruck jener Schuldgefühle, die ihn im Innersten plagten, weil er selbst seinem Volk der Todesbote gewesen war. Wie besessen ging er jeder Möglichkeit nach, die Rettung bedeuten konnte. Und so hatte er auch die Spur jenes Kindes aufgenommen und verfolgt.
In Indien hatte der Kelch ihm die Vision gebracht, in Rom schließlich hatte er die Suche nach dem Messias der Alten Rasse begonnen. Die Fährte, die er einem Wolf gleich aufgenommen hatte, hatte nordwärts geführt – und war dann in viele Richtungen verlaufen wie hingegossenes Blut...!
Ein ums andere Mal hatte die Spur Sardon im Kreis geführt, wieder und wieder war er wie in Sackgassen gelaufen, wo die Witterung sich buchstäblich in nichts auflöste. Als
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