Bad Fucking
Holzdeckel über dem Sargfenster mit dem Akku-Schrauber festschraubte.
Nach diesem Zwischenfall verließen einige Bad Fuckinger empört die Kirche, und Pater Bonifazius konnte nun endlich mit der Messe beginnen.
»Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.«
»Amen.«
»Zum Altare Gottes will ich treten.«
Eine knappe Stunde später öffnete sich das Kirchentor, und der Trauerzug formierte sich hinter dem Sarg, der von Wellisch, Stallinger, Nutz und Lassacher getragen wurde. Stallinger, der ahnte, dass seine etwas übertriebene Schminkaktion zu diesem peinlichen Zwischenfall in der Kirche geführt hatte, versuchte, Hintersteiner aus dem Weg zu gehen. Was ihm aber nicht gelang, weil er sich als Sargträger ja nicht frei bewegen konnte. Und während die Blaskapelle vor der Kirche Aufstellung nahm, zischte Hintersteiner den Hilfsgendarmen an: »Du Volltrottel, ich habe dir gesagt, du sollst die Leiche so herrichten, dass niemand seine Wunde sieht, und was machst du? Du schminkst ihn wie einen Faschingsnarren.«
Stallinger, der den Sarg bereits schwer auf seiner Schulter lasten spürte, antwortete eingeschnappt: »Dann hättest ihn halt selbst hergerichtet. Weißt du, wie schwer das ist, eine tiefgefrorene Leiche zu schminken?«
Es war kurz nach zehn, als sich der Trauerzug im Takt eines langsamen Marsches von der Kirche Richtung Friedhof bewegte. Keine Wolke war am Himmel zu sehen, und die Sonne, die immer noch unbarmherzig auf Bad Fucking niederbrannte, spiegelte sich nicht nur in den goldenen Blasinstrumenten der Musikkapelle, sondern auch in den glitzernden Pompons der Cheerleader.
Als die Trauergemeinde von der Hauptstraße Richtung Friedhof abbog und die Blaskapelle eine kurze Pause einlegte, hörte man vom Sportplatz rhythmische Gesänge, die zumindest vier alten Herren bekannt vorkamen. Sandra Redmont feuerte ihre Mädchen lautstark mit einem
Chant
an und achtete bei den
Herbie-
und
Knee-Kicks
darauf, dass die Beine auch tatsächlich die festgelegten Höhen erreichten.
Wie auf ein Kommando hin richteten sich die Blicke der Trauernden auf die jungen Mädchen, die wild herumhüpften und viel nackte Haut zeigten. Selbst der Pfarrer starrte gebannt auf die spärlich bekleidete Gruppe und fragte sich, wann dieses verdammte Zölibat endlich abgeschafft werden würde. Die beiden hinteren Sargträger Nutz und Lassacher drehten sich ebenfalls Richtung Cheerleader und hätten dabei die vorderen Sargträger Wellisch und Stallinger beinahe zu Fall gebracht. Diese stolperten kurz und fanden erst im letzten Moment ihr Gleichgewicht wieder.
Karin Hintersteiner, die apathisch hinter dem Sarg hergegangen war, begann nach diesem Zwischenfall laut zu weinen. Der Pfarrer gab der Musikkapelle ein Zeichen, die gleich wieder einen Marsch anstimmte. Die Cheerleader unterbrachen, sehr zum Leidwesen der männlichen Trauergäste, kurz ihre Trainingseinheit und tanzten dann munter weiter.
Wenig später erreichte der Leichenzug den Friedhof, wo Bartl und Lumpi bereits neben dem offenen Grab warteten. Als sich die Sargträger näherten, begann der immer noch einbandagierte Hund laut zu bellen und nervös in der Erde zu scharren. Vor lauter Aufregung kackte er auf den Erdhaufen neben dem Grab, woraufhin ihm Hintersteiner einen ordentlichen Tritt versetzte. Der Hund schlich winselnd zu Bartl, der dem Bürgermeister einen vernichtenden Blick zuwarf und Lumpi wie ein kleines Kind in seinen Armen wiegte.
Ächzend und stöhnend stellten die Träger den Sarg auf die quer über der offenen Grube liegenden Bretter und griffen nach den Enden der beiden Seile, die unter dem Sarg durchgezogen waren. »Erde zu Erde, Staub zu Staub«, murmelte Pater Bonifazius, und Schreckenschlager undStöckl zogen die beiden Bretter heraus, woraufhin Wellisch, Stallinger, Nutz und Lassacher den Sarg langsam ins Grab gleiten ließen.
Während Karin Hintersteiner hysterisch zu schreien begann, spielte die Musikkapelle
Ich hatt’ einen Kameraden
. Anschließend segnete der Pfarrer den Sarg und warf ein Schäuflein Erde in die Grube. Karin Hintersteiner, die sich ins offene Grab stürzen wollte, musste von ihrem Mann und der Gemeindesekretärin Sussalek zurückgehalten werden.
In der Zwischenzeit hatte Schreckenschlager neben dem Pfarrer Aufstellung genommen und verteilte gegen eine kleine Spende das Totenbild des Verstorbenen.
Um halb elf war die Zeremonie beendet, und Schreckenschlager und Stöckl begannen das Grab zuzuschaufeln. Stöckl,
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