Bad Fucking
ist gleich gegangen, und wir haben nie wieder darüber geredet. Auch nicht, nachdem wir geheiratet haben. Später habe ich gelesen, daß so eine Reaktion in so einer Situation gar nichts Abnormales ist, aber ich konnte mit niemandem darüber reden
.
Nach einem Monat habe ich dann gemerkt, daß ich keine Blutung bekomme, und da ich es mit dem Vitus nach diesem schrecklichen Ereignis längere Zeit nicht tun konnte, habe ich gewußt, daß ich vom Alois schwanger war. Ich habe dann alles daran gesetzt, daß der Vitus wenigstens einmal mit mir xxxxx. Wie der Kilian zur Welt gekommen ist, habe ich dann gesagt, daß er ein Acht-Monats-Kind ist, weil er ja eigentlich um einen Monat zu früh zur Welt gekommen ist, was gar nicht gestimmt hat. Aber das ist jetzt eh alles egal. Es ist alles egal und darum gehe ich
.
Karin Hintersteiner war ganz ruhig und sah alles in einer Klarheit vor sich, die sie überraschte. Am meisten überraschte sie aber, dass sie keine Angst mehr hatte und fast so etwas wie Euphorie verspürte. Ein Gefühl, das ihr gänzlich unbekannt war. Sie überlegte kurz, ob sie den Brief an eine bestimmte Person richten sollte, kam aber zu dem Schluss, dass es ihr vollkommengleichgültig war, wer den Brief las oder was mit ihm geschah. Für sie war nur wichtig, dass sie sich von einer Last befreit hatte, die sie jahrzehntelang fast erdrückt hatte. Sie wollte nicht mit einer Lüge sterben. Alles andere war völlig bedeutungslos.
Karin Hintersteiner löste sämtliche Tabletten, die sie in der Schublade fand, in einem großen Glas Wasser auf und wartete, bis die Flüssigkeit milchigweiß geworden war. Im Bad sah sie sich noch einmal in den Spiegel und legte dann den Brief im Wohnzimmer auf den Couchtisch. Sie nahm das Bild ihrer kleinen Tochter von der Wand und küsste es lange. Dann setzte sie sich auf die Couch und trank die trübe Flüssigkeit in langsamen Zügen. Auf der Zunge spürte sie den leicht bitteren Geschmack, den die kleinen Körnchen der aufgelösten Tabletten hinterließen. Sie stellte das Glas ab, warf noch einmal einen Blick auf das Foto und begann hemmungslos zu weinen. Während ihr hagerer Körper von Krämpfen geschüttelt wurde, schlief sie ein. Eine halbe Stunde später war Karin Hintersteiner tot, und der Sensenmann lachte sich ins knöcherne Fäustchen.
Das Erste, was Maria Sperr wahrnahm, war der Geruch von Teer. Als Kind hatte sie einige Male in einer Hütte gespielt, in der es im Sommer genauso gerochen hatte wie hier. Obwohl sie im Mund einen merkwürdigen Geschmack hatte und kaum Luft bekam, fiel ihr ausgerechnet jetzt eine Szene ein, die sich in dieser Hütte zugetragen hatte. Während ihr ein Nachbarsbub von hinten den Mund zuhielt, riss ihr ein anderer die Unterhose herunter und lachte idiotisch, als er sah, dass sie statt eines Zipferls einen Schlitz hatte.
Da war aber noch ein anderer Geruch, und der war wesentlich unangenehmer. Er erinnerte sie an das Pflegeheim, in dem ihre Großmutter jahrelang gelegen war. Es war der Geruch von Urin und Kot. Woher dieser Geruch kam, konnte sich Maria Sperr nicht erklären. Erst nach und nach realisierte sie, dass sie gerade im Begriff war, aus einem tiefen Schlaf aufzuwachen. Sie versuchte, die Augen zu öffnen, was ihr nicht leicht fiel. Sie blinzelte und sah vor sich ein von Spinnweben überzogenes, verdrecktes Fenster, das außen vergittert war.
›Um Gottes willen, wo bin ich hier?‹ Der Geruch nach Urin und Kot wurde stärker, und als Maria Sperr ihren Kopf senkte, sah sie, dass sie die Verursacherin dieses Geruchs war. Sie war nackt und saß auf einem Holzstuhl. Ihre Beine hatte man mit Kabelbindern an den Stuhl gefesselt, ihre Hände waren hinter der Lehne mit einer Plastikschnur zusammengebunden. Ihre Arme schmerzten und ihr Gesicht war schweißnass. Sie hatte Herzrasen und wollte schreien, aber aus ihrem zugeklebten Mund kamen nur Grunzlaute.
›O. K., ganz ruhig bleiben und langsam durch die Nase ein- und ausatmen.‹ Auch wenn der Geruch unangenehm war, tröstete sie sich damit, dass es ihre eigenen Ausscheidungen waren, die so stanken. Sie blickte erneut nach unten und sah, dass sich die ersten Fliegen zwischen ihre Oberschenkel gesetzt hatten, genau an die Stelle, wo sich der Kot mit dem Urin vermischte.
Maria Sperr drehte langsam den Kopf. Ihre Kleider und ihre Handtasche lagen in einer Ecke auf dem dreckigen Boden. Hinter ihr befand sich, soweit sie das aus ihrer Position erkennen konnte, ein weiteres Fenster, das
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