Baedeker Reiseführer London
noch im selben Jahr den Reform Club , 104 – 105 Pall Mall, der es auch zu literarischen Ehren gebracht hat: Hier wettete Jules Vernes’ Phineas Fogg , die Welt in achtzig Tagen umrunden zu können. Selbstverständlich konnte ein Gentleman Mitglied in mehreren Klubs sein, aber auch nicht wieder in allen. So gehörte William Thackeray dem Reform, dem Garrick und dem Athenaeum an, in den erheblich versnobteren Traveller’s Club schaffte er es aber nie.
Die Tradition lebt
White’s, Brook’s, Athenaeum, Carlton, Garrick und Reform sind nur einige der glanzvollsten Namen aus der großen Ära der Klubs. Sie alle existieren heute noch, doch die Zeiten, als sie das gesellschaftliche Leben beherrschten und allerlei Exzentriker aus ihren Reihen für Unterhaltung sorgten, sind mehr oder weniger vorbei. Andererseits darf man ihren Einfluss nicht zu gering einschätzen: Mitglied im richtigen Klub zu sein, kann sich als höchst förderlich für die Karriere erweisen. Noch immer umschwebt sie der Hauch der Exklusivität, auch wenn manche von ihnen geradezu revolutionäre Anpassungen an den Zeitgeist vorgenommen haben wie der Reform Club, der seit 1981 (!) auch Frauen als Mitglieder aufnimmt – schließlich ist man sehr stolz darauf, ein fortschrittlicher Klub zu sein.
Blick über St. James’s Park auf die Dächer von Whitehall
St. Martin-in-the-Fields
Lage: Trafalgar Square, WC 2
U-Bahn: Charing Cross
Im Trubel vonTrafalgar Square behauptet sich an dessen Nordecke St. Martin-in-the-Fields, die Kirche der Admiralität.
Seit 1222 ist an dieser Stelle eine Kirche belegt. Heinrich VIII. ließ 1542 eine neue erbauen, die 1721 wiederum ersetzt wurde nach Entwürfen von James Gibb , einem Schüler Wrens. St. Martin ist die Kirche der Admiralität, weswegen bei offiziellen Anlässen die Flagge der britischen Flotte, die White Ensign, gehisst wird, und sie ist außerdem die Kirche des Königshauses, denn zur Gemeinde zählt auchBuckingham Palace. Mit dem Neubau von St. Martin gelang Gibbein Meisterwerk, das mit korinthischem Säulenportal und schlankem, 56 m hohem Turm für viele Kirchen in den nordamerikanischen Kolonien zum Vorbild wurde. Im Giebelfeld erscheint das Königswappen. Im Innenraum kann man die von den Italienern Bagutti und Arturi geschaffene elliptische Gitterdecke bewundern. Links vom Altar befindet sich die königliche Loge (Royal Box), ihr gegenüber die der Admiralität. In St. Martin sind u. a. William Hogarth und Nell Gwynne, die Geliebte Karls II., begraben.
St. Martin ist seit der Zeit, als der sehr um die Armen der Stadt bemühte »Dick« Sheppard Vikar war (1914 – 1927) als »Church of the Ever Open Door« eine der wichtigsten Londoner Anlaufstellen für Arme und Obdachlose.
BAEDEKER TIPP !
Musik in St. Martin
Konzerte in St. Martin-in-the-Fields genießen einen hervorragenden Ruf: Abendveranstaltungen mit klassischer und Kirchenmusik (natürlich auch mit dem Kammerensemble der Academy of St. Martin-in-the-Fields), Lunchtime Concerts mit Talenten und die Jazzabende im Crypt Café. Infos und Karten unter www.smitf.org.
Außer für Könige und Admiräle hat St. Martin auch noch für die »Pearlies« ihre spezielle Bedeutung. Sie rekrutieren sich aus den Marktleuten des East End und sammeln traditionsgemäß für wohltätige Zwecke. Jeden Oktober treffen sie sich in St. Martin zum Costermongers’ Harvest Festival , zu dem sie ihre mit Perlmuttknöpfen übersäten Anzüge und Kleider tragen und einen »Pearly King« und eine »Pearly Queen« wählen.
Ein »Pearly« sammelt für einen guten Zweck.
St. Mary-le-Bow
Lage: Cheapside, EC 2
U-Bahn: St. Paul’s, Bank
www.stmarylebow.co.uk
St. Mary-le-Bow nimmt im Herzen der Londoner einen besonderen Platz ein: Nur wer in Hörweite ihrer heute zwölf Glocken, der Bow Bells, zur Welt gekommen ist, gilt als waschechter Cockney.
Die Kirche der Cockneys
Denn seit dem Mittelalter läutete die Great Bell of Bow jeden Morgen die Londoner aus dem Schlaf und schickte sie abends um neun wieder zu Bett: So markierte sie akustisch die Grenzen der City.
Normannischen Ursprungs und eine der ältesten Steinkirchen Londons, wurde sie nach dem Großen Feuer von Christopher Wren 1670 bis 1683 neu erbaut. Im Zweiten Weltkrieg erheblich beschädigt,konnte sie erst 1964 neu geweiht werden; Deutschland spendete dazu das Kruzifix. Ihren Namen hat sie von den normannischen Bögen der Krypta, die Wren am 73 m hohen Turm mit seiner fast 3 m langen Wetterfahne in Form eines
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