Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
bedauernd.
    Ihr Mann hatte sich vor einiger Zeit verabschiedet und war zurück zum Hof gefahren. Eine der Kühe war trächtig, und Henning war etwas nervös, da er glaubte, dass sie bald kalben würde. Gesche hatte allerdings schon länger das Gefühl gehabt, dass er mit den Gedanken ohnehin ganz woanders war und den wunderschönen Tag am Strand gar nicht so richtig genießen konnte. Sie hatte seine Unruhe gespürt. Wahrscheinlich musste er wieder laufen. Das war seine Art der Problembewältigung. Seit ihrem unterbrochenen Gespräch gestern Abend hatte sich keine Gelegenheit gefunden, ihn wieder darauf anzusprechen, was ihn bedrückte oder beunruhigte. Niemand war so geschickt im Ausweichen wie Henning. Und so stur wie er.
     
    Es war gar nicht so einfach, den Graswurzelhof zu finden. Das große Gehöft, wenige Hundert Meter neben der Einfahrt zum Golfplatz, schien es jedenfalls nicht zu sein. Langsam rollten sie auf den weitläufigen Hof, der ordentlich mit Betonsteinen gepflastert war. Es war niemand zu sehen, die Tore der umstehenden Gebäude waren bis auf eines verschlossen, alles war akkurat und sauber, ja, fast steril. Landwirtschaft wurde hier augenscheinlich nicht mehr betrieben. Hinter dem einen offen stehenden Scheunentor standen ein dunkelblauer Mercedes, ein altes Modell aus den 60ern, mit auffälligen, verchromten Zierleisten, sowie ein ziemlich neuer, großer Geländewagen. Auf einem kleinen Rasenstück vor dem Wohnhaus plätscherte ein Springbrunnen, den eine steinerne Putte krönte, und zwei riesige barocke Pflanzschalen, mit roten Geranien bestückt, schmückten rechts und links den Hauseingang.
    »Das muss der Hof von dem Matthiesen sein. Weißt du noch? Das ist der, der fast alle seine Felder an den Golfklub verkauft hat.«
    »Ja, stimmt«, nickte Angermüller und sah sich um. »Vielleicht sollten wir hier mal nach dem Weg zu diesem Graswurzelhof fragen?«
    Gerade war Angermüller aus dem Wagen gestiegen, da bog ein zitronengelbes Cabriolet um die Ecke auf das Grundstück. Der Fahrer hielt direkt neben ihm.
    »Darf ich fragen, was Sie bei uns auf dem Hof zu suchen haben?«
    Der vielleicht 70-jährige Mann schlug einen ziemlich unfreundlichen Ton an, und die etwa gleichaltrige Frau neben ihm warf misstrauische Blicke auf Angermüller.
    »Guten Tag«, antwortete dieser höflich. »Ich wollte gerade im Haus nach dem Weg zum Graswurzelhof fragen. Aber vielleicht können Sie mir ja auch freundlicherweise weiterhelfen?«
    »Ach, zu denen wollen Sie.«
    Offensichtlich war Angermüllers Erklärung nicht dazu angetan, bei den beiden im Cabrio Vertrauen aufzubauen. Im Gegenteil. Auch der Mann musterte ihn argwöhnisch von oben bis unten, bevor er sich entschloss, die gewünschte Auskunft zu geben.
    »Ich hab denen schon ein paar Mal gesagt, sie sollen endlich das Schild erneuern, das neulich einer umgefahren hat. Die kommen einfach nicht in die Pötte, diese Drönbüddels.« Verärgert schüttelte er den Kopf.
    »Und wie kommen wir nun dahin?«
    »Von hier aus gesehen gleich rechts neben unserer Einfahrt geht so ein unbefestigter Weg ab. Wenn Sie den langfahren, kommen Sie direkt hin.«
    »Vielen Dank.«
    Angermüller wollte wieder einsteigen.
    »Und was wollen Sie da, wenn ich fragen darf?«
    Kurz überlegte der Kriminalhauptkommissar, wie er mit dieser neugierigen Frage umgehen sollte. Doch schließlich dachte er, wer weiß, wozu es gut ist, und zog seinen Dienstausweis mit einer entsprechenden Erklärung aus der Hosentasche.
    »Oha«, machte der Mann beeindruckt. »Dann kommen Sie wegen der Leiche vom Golfplatz, stimmt’s?«
    Ein gewisser Respekt klang plötzlich in seinem Tonfall. Er öffnete die Autotür und hievte sich aus dem recht niedrigen Sitz.
    »Woher wissen Sie davon?«
    »Hat mir der Therhagen heute Morgen erzählt. Haben da wohl unsere Nachbarn was mit zu tun?«
    Inzwischen war auch Jansen ausgestiegen und grüßte den Hofbesitzer mit einer sparsamen Kopfbewegung.
    »Sie sind Herr Matthiesen?«, fragte Angermüller statt einer Antwort.
    »Björn-Ole Matthiesen, das stimmt, und das ist meine Frau Reinhild.«
    Die große Frau, in enger weißer Hose und schwarzem T-Shirt mit glitzernder Paillettenstickerei, hatte sich zu ihrem Mann gesellt und nickte den Beamten mit einem affektierten Lächeln zu.
    »Wir waren gerade auf dem Weg zum Timmendorfer Strand, Kaffee trinken. Aber ich hab meine Sonnenbrille vergessen.«
    Sie lachte ein wenig unsicher, bevor sie sich erkundigte: »Gibt es denn schon

Weitere Kostenlose Bücher