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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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damit beschäftigt, seine Langspielplatten mit einem Pinsel zu reinigen.
    »Brauchst du die fürs Museum?« Baltasar klopfte ihm zur Begrüßung auf die Schulter. »Oder gehst du damit auf den Flohmarkt?«
    »Du mit deinem antiken Auto musst gerade lästern«, antwortete sein Freund. »Diese Vinylscheiben sind Raritäten. Sammlerstücke, verstehst du? Das atmet die Geschichte des Rock’n’Roll. Außerdem klingen die Vinylscheiben irgendwie anders als ihre digitalen Zwillinge, direkter, authentischer. Ich kann meinen Plattenspieler anwerfen und dir Vergleichsaufnahmen vorspielen.«
    »Lass nur, ich glaub’s dir auch so. Trotzdem wirken Schallplatten etwas antiquiert.«
    »Und was ist mit deinem Katholizismus, mit deinem Großen Außerirdischen? Das ist altmodisch!«
    »Im Gegenteil, das ist moderner denn je. Das gibt Halt in dieser Welt, ein Glaube, der seit 2000 Jahren funktioniert, wo findest du das sonst?«
    »Deinen Glauben wirst du jetzt auch brauchen, denn 2000 Jahre darfst du wahrscheinlich warten, bis dir deine Kirchenoberen die Renovierung des Glockenturms finanzieren.«
    »Mein Vertrauen in die Kirche ist ungebrochen.«
    »Und in deinen Bischof?«
    »Herr Siebenhaar hat seine Eigenheiten. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf – so wie bei dir. Lass uns dieses Thema beenden, sonst rege ich mich auf.«
    Philipp schob die Platten wieder in die Hüllen. »Wie ich dich kenne, hast du was auf dem Herzen. Lass mich raten: Du spielst wieder Detektiv?«
    »Ich bräuchte Informationen über ein paar Jugendliche.«
    »Warum fragst du nicht die Polizei danach?«
    »Ich weiß nicht, ob diese Jugendlichen überhaupt was mit der ganzen Sache zu tun haben. Ich will niemanden zu Unrecht verdächtigen. Es geht um diese Gang aus Zwiesel, wovon ich dir erzählt habe.«
    »Mit diesem Schlagring-Typen?«
    »Genau. Ich gebe dir die Namen, und du mit deinem Geschick sollst mehr über sie herausfinden.«
    »Erkundige dich doch vor Ort bei den Nachbarn oder in der Schule.«
    »Fürs Erste wäre mir eine Recherche im Internet lieber. Vermutlich werden die in Facebook oder auf anderen Online-Plattformen zu finden sein.«
    »Warum recherchierst du nicht einfach selber?«
    »Ich habe nicht den Nerv, mich stundenlang damit zu beschäftigen.«
    »Und was springt für mich raus?«
    »Materialist!«
    »Nein, Realist.«
    »Ich bete dafür, dass dir das Fegefeuer erspart bleibt. So hast du zumindest die Chance, doch noch in den Himmel zu kommen.«
    »Wenn ich in den Himmel will, buche ich eine Ballonfahrt.«
    »Ich gebe nicht auf, irgendwann werde ich dich noch bekehren.«
    »Sicher, wenn du es schaffst, dass dein Großer Außerirdischer persönlich vor mir steht und mich einlädt. Dann glaube ich an Gott. Bis dahin …« Philipp räumte die Schallplatten zurück ins Regal. »Bis dahin mache ich lieber Frondienste für dich. Und damit du siehst, dass ich nicht nur auf meinen Vorteil aus bin, mache ich es umsonst. Normalerweise wäre eine Flasche Wein angemessen, aber da du momentan Probleme hast, Geld für deine Glocken aufzutreiben, will ich darauf verzichten. Übrigens, ein Flohmarkt wäre wirklich keine schlechte Idee für dein Finanzproblem.«
    »Ich lade dich als Ausgleich zum Abendessen ein. Teresa kocht.«
    Philipp erschrak. »Oh, nein danke. Dafür bin ich noch nicht reif. Also, wie heißen deine Teenies, die ich suchen soll?«
    Baltasar schrieb ihm die Namen auf.
    »Willst du warten?« Sein Freund steckte den Zettel ein. »Dauert aber etwas.«
    »Nimm dir die Zeit und reinige erst mal deine Platten.«
    »Zumindest Basisinfos wie Adressen kann ich dir gleich geben, das ist wenigstens mal ein Anfang. Falls du ernsthaft daran denkst, diesen jungen Mann mit dem Schlagring aufzusuchen, sag mir Bescheid. Dann werde ich dich begleiten.«
    »Du machst dir unnötige Sorgen, Philipp.«
    »Einer von uns beiden muss sich ja Sorgen machen, solange dein oberster Dienstherr dir keinen Schutz gewährt.«
    19
    B eim Aufräumen seines Büros fielen Baltasar die Fotos von der Mordwaffe in die Hände. Er studierte nochmals die Form des Glassplitters und versuchte, im Internet Hinweise zu finden, aber der Ursprung des Materials blieb ein Rätsel. Vielleicht war es einen Versuch wert, sich in einem Glaszentrum zu erkundigen. Ihm fiel das Einkaufsareal für Touristen in Bodenmais ein. Warum sollte er nicht auch einmal Urlauber spielen? Die Sonne schien, es war viel zu schön, um im Haus zu versauern.
    *
    Er fuhr die B 85 über Regen und Langdorf bis

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