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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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lagen die Trümmer der Tür. Er wollte eben darübersteigen, als der Dschinn zum Sprung ansetzte. Seine Füße verhedderten sich, er rutschte aus, fiel hin, ließ den Stab fallen und kugelte mit einem Purzelbaum in den Flur hinaus.
    Astreiner Auftritt, sagte Bartimäus.
    Nathanael würdigte ihn keiner vernehmlichen Antwort. Er hob Gladstones Stab auf und stapfte den Flur entlang.
    Der Skulpturensaal bot ein Bild abgefeimter Zerstörungslust. Die Dämonen hatten sämtlichen verstorbenen Premierministern die Marmorköpfe abgerissen und allem Anschein nach damit Bowling gespielt. Der zerbrochene Konferenztisch war an die Wand geschoben, darum herum standen die sieben Sessel, auf die man die verrenkten Leichname toter Zauberer drapiert hatte wie zu einer gespenstischen Geheimsitzung. Der Saal wies Spuren aller erdenklichen magischen Angriffe auf, gezielter und wahlloser. Boden, Decke und Wände waren stellenweise geborsten, durchlöchert, verrußt und geschmolzen. Qualmende Fetzen erinnerten an die kostbaren Teppiche, Leichen lagen übereinander wie fallen gelassenes Spielzeug. In die hintere Wand war ein riesiges Loch gesprengt und kalte Luft wehte herein.
    »Schau dir die Pentagramme an«, sagte Nathanael unvermittelt.
    Mach ich doch. Schließlich habe ich deine Augen, schon vergessen? Und ich bin ganz deiner Meinung.
    »Hä?«
    Ich habe denselben Gedanken wie du. Nouda und Konsorten haben die Pentagramme absichtlich zerstört, damit irgendwelche überlebenden Zauberer es schwerer haben.
    Sämtliche Pentagramme waren auf die eine oder andere Weise beschädigt oder zerstört. Man hatte die Marmorintarsien herausgebrochen, die Einzelteile überall verstreut, die sorgfältig gezogenen Kreise mit Feuerstößen ruiniert. Es sah ähnlich aus wie auf dem Forum Romanum, als die Barbaren vor den Stadttoren standen und die Bürger sich gegen die Zaubererregierung auflehnten. Auch damals hatte es damit angefangen, dass Pentagramme zerstört wurden.
    Nathanael schüttelte den Kopf. »Du schweifst ab. Halt dich an das Nächstliegende.«
    Kann ich was dafür, wenn du in meinem Gedächtnis rumkramst?
    Nathanael ging nicht darauf ein. Er hatte unter dem Schutt ein paar bekannte Gesichter entdeckt und biss sich auf die Lippen. »Los, gehen wir.«
    Wozu die nachträgliche Betroffenheit? Du konntest die Typen doch noch nie leiden.
    »Wir müssen uns beeilen.«
    Meinetwegen, aber überlass das mir.
    Das war überhaupt das Ulkigste: alles locker zu lassen und zu spüren, dass sich die Beine auch ohne bewusste Anstrengung beugten und streckten, sich in weiten Sätzen anmutig und mit geradezu überirdischem Übermut fortbewegten. Nathanael hielt nur den Stab fest, alles andere überließ er dem Dschinn. Der durchquerte mit einem Satz den Saal und landete auf einer umgestürzten Säule. Er hielt kurz inne, sah sich nach allen Seiten um und war schon wieder auf und davon. Ein Riesenschritt, noch einer, und er duckte sich durch das Loch in der Wand, schlüpfte blitzschnell in den angrenzenden Raum, der dunkel, verwüstet und voller Trümmer war. Nathanael hatte keine Gelegenheit, sich richtig umzusehen, denn er kämpfte mit seinem schlingernden Magen und seinen ungeahnten neuen Kräften. Wieder ein gewaltiger Satz von diesem Raum in den nächsten, vorbei an einer zu Klump gehauenen Treppe, über felsgroße Mauerbrocken, durch eine in die Mauer gesprengte, klaffende Öffnung.
    Hinaus auf die Straßen von Whitehall.
    Sie landeten mit gebeugten Knien, zum nächsten Sprung bereit. Nathanael legte den Kopf schief und schaute sich nach allen Richtungen und auf allen Ebenen um.
    »O nein!«, flüsterte er.
    O DOCH!, bestätigte der Dschinn.
    Whitehall stand in Flammen. Über den Dächern leuchteten die tief hängenden Wolken orange-und rosafarben, dazwischen versickerte der Feuerschein im pechschwarzen, sternklaren Nachthimmel wie in einem Abgrund. Die Ministerien des Weltreichs, dessen Behörden niemals schliefen, lagen in tiefer Dunkelheit. Alle Lichter waren erloschen, auch die Straßenbeleuchtung. In einem Gebäude – war es das Kultusministerium? – brannte es in einem der oberen Stockwerke. Rote Flämmchen wehten aus den Fenstern wie Herbstlaub, dichter Qualm quoll heraus und mischte sich unter die Wolken. Auch die gegenüberliegenden Gebäude brannten lichterloh. Das Ganze wirkte so unwirklich wie die Bühneneffekte in Makepeace’ Theaterstücken.
    Abgesehen von den Trümmern, den umgestürzten Laternen und Standbildern und den wie verkohlte

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