BattleTech 08: Woelfe an der Grenze
gefolgt und ebenfalls der Ansicht, daß der Plan gut durchdacht war. Seine Erfolgschancen waren ausgezeichnet, und er würde seinen eigenen Plänen sehr entgegenkommen. Im Stimmengewirr der Diskussion konnte ihn niemand hören, als er zu seinen Adjutanten leise sagte: »Heute nacht.«
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Feldlager der Ryuken und Dragoner, Barlow's End Mark Draconis, Vereinigte Sonnen
1. Oktober 3026
MechKrieger Malcolm Spence ließ zwei Stück Zucker in seinen Kaffee fallen und schaute zur Uhr an der Wand der Monitorbaracke hoch. Einheit! Es war erst 0130. Immer noch viereinhalb Stunden, bis seine Ablösung eintraf. Das würde noch eine lange Nacht werden. Die Davions wußten nicht, wo sich ihr Lager befand, so daß von ihnen mit größter Wahrscheinlichkeit keine Angriffe zu erwarten waren. Aber Steingesicht Chan kümmerte das nicht. »Volle Standardüberwachung«, hatte er angeordnet, und Spence hatte sich mit der Nachtschicht am Hals wiedergefunden. Was hatte er nur getan, um das alte Steingesicht so zu ärgern? Na ja, er mußte sich halt durchwursteln. Er mußte einfach nur wach bleiben, aber dafür gab es ja Kaffee. Wenn es nur nicht so still wäre.
Als es an der Tür klopfte, hätte er sich die heiße Flüssigkeit beinahe in den Schoß geschüttet. Bevor Spence irgend etwas sagen konnte, öffnete sich die Tür und gab den Blick auf einen hochgewachsenen, muskulösen MechKrieger der Ryuken frei. Das von draußen hereinfallende Mondlicht verwandelte sein kurzgeschnittenes blondes Haar in eine silberne Kopfbedeckung, und die Narbe auf seiner rechten Wange hätte ihm ein finsteres Aussehen verliehen, wäre da nicht seine unbeschwerte Art und das lockere Grinsen gewesen. »He, ich wollte Sie nicht erschrecken.«
»Schon in Ordnung«, sagte Spence, indem er die Bescherung aufwischte. »Was liegt an?«
»Nichts. Konnte nicht schlafen. Die Nerven, würde ich sagen. Ich hab mir gedacht, wer Monitorwache hat, würde sich vielleicht ein bißchen unterhalten wollen, um die Zeit totzuschlagen. Ich hab diese Wache auch schon gehabt und weiß daher, wie langweilig sie sein kann.«
»Zu herbe«, pflichtete der Dragoner bei.
»Ich heiße Kahn«, sagte der Besucher und streckte ihm eine Hand entgegen, die mit einem schweren Goldring geschmückt war, der im Licht glitzerte. Spence schüttelte die Hand und war beeindruckt von der Kraft des anderen.
»Vor- oder Nachname?«
»Können Sie sich aussuchen«, antwortete der Draconier, während er sich einen Stuhl angelte.
Danach entwickelte sich eine unbeschwerte Unterhaltung zwischen MechKriegern. Kahn hatte Verständnis für Spences Ärger mit einem Versager an den Sprungdüsen seines Dunkelfalke, weil er, wie sich herausstellte, vor zwei Jahren mit seinem Mech dieselben Probleme gehabt hatte. Er und sein Tech hatten den Fehler nie gefunden. Sie hatten das ganze Sprungdüsensystem auswechseln müssen, um das Problem zu beseitigen.
Spence war völlig verdutzt, als Kahn plötzlich die Augen weit aufriß und sich nach vorn beugte. »Was ist denn das?«
»Wo?«
»Monitor vier. Da, hinter dem Mech.« Der Draconier stand auf und lehnte sich über Spences Stuhl, während er mit der linken Hand auf den entsprechenden Schirm deutete. Kahns rechte Hand ruhte auf Spences Rücken und drehte den Dragoner in Richtung der Monitorwand. Kahns Ring war kalt, wo er die Haut in Spences Nacken berührte.
Spence starrte angestrengt auf den Schirm, konnte jedoch nichts Außergewöhnliches erkennen. »Ich sehe nichts.«
»Ich dachte, ich hätte eine Bewegung gesehen. Muß Einbildung gewesen sein.« Kahn rieb sich mit der linken Hand die Augen und ging zu seinem Stuhl zurück. »Ich bin die Verzerrungen dieser Nachtsichtkameras nicht gewöhnt. Das ist nicht dasselbe wie die Lichtverstärkerkreise in meinem Mech. Muß dauern, bis man sich daran gewöhnt hat.«
»Ja, stimmt.«
»Arbeiten Sie schon lange damit?«
»Länger, als mir lieb ist.« Jede Zeit war zu lang. Einheit! Er war müde, reif fürs Bett.
»Ihre Schicht dauert noch 'ne ganze Weile, was?«
»Hm?« Er konnte sich nur mühsam auf das konzentrieren, was Kahn sagte. »Ja, noch 'ne ganze Weile.«
»Ihre Ablösung wird sich wahrscheinlich verspäten, nicht wahr?« Kahns Stimme war eindringlich, unerschütterlich und überzeugend.
»Ver... verspäten ...«
»Aber das wird keine Rolle spielen, oder?«
»Ne ... nein ...«
»Die Nacht ist ruhig. Nichts zu sehen auf den Monitoren. Alles ist normal und tödlich langweilig.«
Kahns Stimme war höchst
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