BattleTech 26: Robert Thurston - Ich bin Jadefalke
Sonnenaufgang zur Gruppengymnastik antreten. Er behauptete, die Gymnastik mache einen Krieger im Cockpit wacher und einen Tech bei Feldreparaturen effektiver. Es war schwer, zu widersprechen, da er die Übungen mit dem größten Schwierigkeitsgrad ausführte und länger durchhielt als alle anderen.
Obwohl Joanna als Falknerin für solche Taktiken bekannt gewesen war, fühlte sie sich nach einer Woche Gruppengymnastik weder gesünder noch wacher. Wenn überhaupt, dann fühlte sie sich schlechter. Sie hatte Schmerzen an Stellen, von denen sie bis dahin nicht einmal gewußt hatte, daß sie existierten.
Trotz ihres Muskelkaters stieß sie sich wieder vom Boden ab. Sie hielt viel von Leibesertüchtigung. Sie hatte immer trainiert, aber auf ihre Weise und in ihrer Freizeit. In ihren Augen waren Gruppenübungen ein gutes Mittel, um Kriegerkadetten Gehorsam einzutrichtern, aber für das Training der Aufmerksamkeit im Cockpit waren sie praktisch wertlos. Die normale Routine eines Kriegers hielt ihn fit – und wach. Die zusätzliche Leibesertüchtigung eines Kriegers war dessen persönliche Sache. Jedenfalls war das Joannas Grundsatz. Und so zog sie die Energie für ihre Übungen, das Gesicht zum Boden und die Armmuskeln für eine weitere Liegestütze angespannt, mehr aus ihrem wütenden Fluchen denn aus ihren Kraftreserven.
»Du kannst jetzt aufhören, Sterncommander Joanna«, erklärte Ravill Pryde. Obwohl er die gesamte Routine zusammen mit den Kriegern absolviert hatte, wirkte er widerlich frisch. »Es besteht keine Notwendigkeit, über das vorgegebene Maß hinauszugehen.« Er lächelte freundlich, und seine Augen schienen tatsächlich zu lachen. Joanna haßte die Vorstellung eines Jadefalken-Kriegers mit lachenden Augen. »Für dich erst recht nicht, Sterncommander. Die Leitung deiner Aufzuchtanlage wird dir keine allzu großen körperlichen Anstrengungen abverlangen.«
Viele der anderen Krieger, die sie umringten, lachten leise. Ravill Pryde schien von ihrer Reaktion auf seinen kleinen Witz erfreut. »Rührt euch, Krieger.« Die Clanner entspannten sich. »Ihr habt gute Arbeit geleistet. Innerhalb nur einer Woche habt ihr erhebliche Fortschritte gemacht.«
Joanna, die noch immer außer Atem war, kämpfte mit sich, um es nicht zu zeigen. Ihre Augen fingen den Blick Castillas auf, in dem die Verachtung für Joanna konstant anwesend schien.
Ravill Pryde breitete die Arme aus. »Ich muß euch gestehen, meine Mitkrieger, daß ich mich heute sehr wohl fühle. Diese Welt scheint vollkommen.« Am Himmel hinter ihm türmten sich die üblichen Gewitterwolken auf. Die Luft war eisig. Die Landschaft öd und leer. Und so was nennt der vollkommen, dachte Joanna. »Ich glaube, wir als Jadefalken und damit als das Beste, was die Clans aufzubieten haben, können alles erreichen.«
Viele Krieger jubelten, Veteranen ebenso wie junge Krieger. Jeden Morgen hielt Ravill Pryde eine aufmunternde Ansprache, und jeden Morgen brachen sie in Hurrarufe aus.
»Krieger«, fuhr er vergnügter fort, als es Joanna für nötig hielt. »Bald werden wir Gelegenheit haben, unsere individuelle Leistung zu beweisen. Ich plane eine Serie von Wettbewerben, in denen wir die Fähigkeiten, die Kraft und den Kampfgeist trainieren werden, die wir hier erworben haben. Es wird – nun, das einzig passende Wort dafür ist glorreich. Es wird glorreich werden.«
Erbarmen, dachte Joanna.
Ravill Pryde verlangte von allen Offizieren, daß sie Berichte und andere Dokumente vor dem Mittagessen anfertigten. Joanna hätte diese Verpflichtung umgehen können, weil ihre Versetzung bevorstand, aber ihr tiefer Rachedurst spornte sie im Gegenteil zu besonders harter Arbeit an. Diana, die ein Talent für Zahlen und Worte hatte, erhielt Joannas mißgelaunte Erlaubnis, ihr zu helfen.
»Soweit ich weiß, dankt man Assistenten in der Inneren Sphäre für ihre Hilfe«, bemerkte Diana eines Morgens, während sie Ausdrucke des Frühberichts zusammenstellte – Ravill Prydes neuester bürokratischer Geistesblitz.
»In der Inneren Sphäre verhätschelt man auch Haustiere. Ein Jadefalken-Krieger erwartet keine Dankbarkeit für die Ausübung seiner Pflicht.«
Diana reagierte trotz Amüsement mit gespielter Wut. »Pflicht? Ich habe mich freiwillig für diese Arbeit gemeldet, damit du…« Plötzlich wurde ihr klar, daß sie zu weit gegangen war.
»Damit ich was?«
»Nicht so wichtig.«
»Du entwickelst schlechte Angewohnheiten, Diana. Antworte!«
»Nun, ich wollte sagen, damit du deine Zeit
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