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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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erinnerte sich …
    Der Präsident erinnerte noch gut die Worte Thomas Jeffersons, dritter Präsident dieses Landes: »… Leben, Freiheit und das Streben nach Glück. Daß zur Sicherung dieser Rechte unter Menschen Regierungen errichtet werden, die ihre gerechten Befugnisse von der Zustimmung der Regierten ableiten.« Das war hier die Missionsaufgabe. Und er sollte nicht hier Listen von Namen und Orten und Berufen von Menschen durchgehen, von denen mindestens achtzig Prozent sterben würden.
    Die hatten ein Recht auf ihr Leben, auf ihre Freiheit, auf ihr Streben nach Glück. Nun, irgend jemand nahm ihre Leben. Ryan hatte die Aufhebung ihrer Freiheiten angeordnet. Verdammt sicher, daß wenige in diesem Moment glücklich waren …
    »Hier gibt's tatsächlich ein bißchen gute Nachrichten, Mr. President.« Canon reichte ihm die Wahlergebnisse des Vortages. Es schreckte Ryan auf. Das hatte er ganz vergessen. Jemand hatte die Sieger nach Beruf sortiert, und weniger als die Hälfte waren Anwälte. 27 Ärzte, 23 Ingenieure, 19 Farmer, 18 Lehrer, 14 Geschäftsleute irgendeiner Art. Ja, das war wenigstens was, oder? Nun hatte er zirka ein Drittel eines Repräsentantenhauses. Wie sie nach Washington holen, fragte er sich.
    Verfügte die Verfassung nicht, daß Mitglieder des Kongresses nicht an der Reise zur Sitzung gehindert werden durften, außer wegen Verrats …? Oder so ähnlich. Jack erinnerte sich nicht genau, wußte aber, daß die Immunität der Abgeordneten eine große Sache war.
    Dann klapperte eine Telexmaschine los. Ein Spec-5 der Army ging hin.
    »Flash-Verkehr vom Außenamt. Botschafter Williams aus Indien«, teilte er mit.
    »Mal sehen.« Ryan ging ebenfalls hin. Die Nachricht war nicht gut.
    Genausowenig die nächste aus Taipeh.
    *
    Die Ärzte arbeiteten in Vier-Stunden-Schichten. Auf jeden jungen Assistenzarzt kam ein älterer Abteilungsarzt. Ihre Arbeit war vorwiegend pflegerisch, und obwohl sie die zumeist gut bewältigten, war ihnen gleichzeitig bewußt, daß es nicht viel helfen würde.
    Für Cathy war es das erstemal in einem Raumanzug. Sie hatte schon rund dreißig AIDS-Patienten wegen Augenkomplikationen operiert, und das war nicht allzu schwierig gewesen. Man nahm normale Handschuhe, und die Hauptsorge war die Anzahl der Hände im OP-Feld.
    Nicht jetzt. Jetzt war sie in einem großen, dicken Plastiksack, mit einem Helm, dessen Sichtscheibe sich oft von ihrem Atem beschlug, und wandte sich Patienten zu, die sterben würden, professoraler Behandlung zum Trotz.
    Aber sie mußten es dennoch versuchen. Sie sah hinab auf den lokalen Index-Fall, den Campingwagen-Händler, dessen Frau im nächsten Raum lag. Zwei Infusionen liefen, eine mit Elektrolyten und Morphium, die andere Vollblut, beide gut fixiert, um den Treffpunkt von Stahl und Vene nicht zu verletzen. Nur stützende Therapie war möglich. Man hatte mal gedacht, daß Interferon helfen könnte, aber das brachte nichts.
    Antibiotika konnten Virenkrankheiten nichts anhaben. Sonst gab es auch nichts, obwohl Hunderte Leute in ihren Labors Möglichkeiten untersuchten. Bisher hatte sich keiner mit Ebola länger befaßt. CDC, die Army und einige andere Labors in der Welt hatten ein bißchen was getan, aber es waren nicht die Art Bemühungen, die anderen Krankheiten, welche ›zivilisierte‹ Länder heimsuchten, gewidmet wurden. In Amerika und Europa lag die Forschungspriorität bei Krankheiten, die viele töteten oder viel politische Aufmerksamkeit erregten, denn die Zuteilung von Geldern aus Bundesforschungsetats war eine politische Handlung, und im Privatbereich lief sie in Bahnen, welche den reichen oder prominenten Personen, die Pech gehabt hatten, entsprachen. Myasthenie hatte Aristoteles Onassis getötet, und durch den Schub an Geldern hatte man signifikante Fortschritte erzielt. Ähnliches galt für Onkologie, wo Gelder zur Bekämpfung von Brustkrebs die für Prostatakarzinom weit überstiegen, obwohl dessen Wahrscheinlichkeit fünfmal so hoch war. Und riesige Summen flossen gegen Krebs im Kindesalter, obwohl der statistisch recht selten war – aber was gab es Wertvolleres als ein Kind? Da widersprach keiner; sicher nicht sie. Im Ergebnis waren die Mittel für Ebola und andere Tropenkrankheiten verschwindend gering, da ihnen in den Geldgeber-Ländern nicht soviel Bedeutung zugemessen wurde. Dies würde jetzt anders werden, aber für die Patienten, die das Krankenhaus jetzt füllten, nicht früh genug.
    Der Patient würgte und drehte sich nach

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