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Bei Landung Liebe

Bei Landung Liebe

Titel: Bei Landung Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Beetz
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kosten. Dafür musste ich wohl auf meine Ersparnisse zurückgreifen, aber mein Bruder war es mir wert. Die Frage war nur, ob Ryans Geld dafür ausreichte. Immerhin hatte er im Fitnessstudio nur einen Aushilfsjob, der sicherlich nicht besonders gut bezahlt wurde.
    „Das Ticket mit Hin- und Rückfahrt kostet über zweihundert Euro. Der nächste Zug geht kurz vor acht Uhr.“
    „Na dann sollten wir besser keine Zeit verlieren“, antwortete Ryan, stand auf und begann den Tisch abzuräumen.
    „Hast du denn so viel Geld?“
    „Mach dir darüber keine Gedanken. Ich werde dich in deiner Verfassung nicht alleine nach Berlin fahren lassen.“
    Ich war froh, dass er mit mir kommen würde. Die Zugfahrt dauerte vier Stunden und zudem wusste ich nicht genau, was mich im Krankenhaus erwartete. Vier Stunden mit seinen eigenen Gedanken konnten verdammt lange sein. Mit Ryans Begleitung würde ich mich wohler fühlen, doch ich hätte auch Verständnis dafür gehabt, wenn er hier geblieben wäre.
    „Lass das Geschirr einfach stehen. Ich muss noch zur Bank, um Geld zu holen.“
    „Na dann mal los.“
    Wir leisteten uns ein Taxi und erreichten den Bahnhof gerade noch rechtzeitig, um die Fahrkarten zu kaufen. Der Zug stand schon auf dem Gleis. Wir stiegen ein, suchten uns einen Platz und kurz darauf waren wir auf dem Weg zu meinem Bruder.
     
    Markus so zu sehen war furchtbar. Er lag auf der Intensivstation, trug ein grünes Krankenhaushemd und überall waren Schläuche und Kabel. Ein seltsamer süßlicher Geruch schwebte in der Luft, der mit der feinen Note des Desinfektionsmittels vermischt, den wohl typischen Krankenhausgeruch bildete. Markus hatte die Augen geschlossen und der Beatmungsschlauch ragte zwischen seinen blassen Lippen hervor. Das Gerät stand neben seinem Bett und pumpte unermüdlich Luft in seine Lunge. Unter dem dünnen Hemd zeichneten sich die Elektroden des EKGs ab und auf seinem Handrücken erkannte ich einige blaue Flecke, die wohl vom Anlegen der Infusionsnadel stammten. Der Monitor neben dem Bett piepte leise bei jedem Herzschlag und in diesem Moment war ich dankbar, dass das Herz meines Bruders nicht aufgehört hatte zu schlagen. Es tat mir in der Seele weh, meinen Bruder so hilflos da liegen zu sehen.
    Eine Schwester kam und notierte die Werte, die auf dem Bildschirm angezeigt wurden. Sie trug eine blaue Kluft und das kleine Namensschild wies sie als Helena aus.
    „Wie geht es ihm denn, Schwester? Kann man schon sagen, wann er aufwacht?“
    „Tut mir leid, darüber kann ich ihnen keine Auskunft geben. Ich kann ihnen nur sagen, dass sein Zustand stabil ist. Ihr Bruder hat das Schlimmste wohl überstanden, aber es wird noch einige Zeit dauern, bis er nicht mehr beatmet werden muss.“
    Sie drückte mir sachte den Arm und ging dann weiter, um beim nächsten Patienten ihre Arbeit fortzusetzen. Ich wollte mich schon auf die Bettkante setzen, aber aus Angst, an einem der vielen Kabel hängen zu bleiben unterließ ich es.
    Plötzlich konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie liefen mir übers Gesicht und landeten mit einem leisen Geräusch auf Markus’ Bettdecke. Vorsichtig nahm ich seine Hand und betrachte den Bluterguss auf seinem Handrücken. Die Hand meines Bruders war erschreckend kalt und ich blickte mich suchend nach der netten Schwester von eben um. „Schwester, hätten sie einen Moment?“, fragte ich, als ich sie entdeckte.
    „Gerne, was kann ich für sie tun?“
    Ihre freundliche, offene Art gab mir Trost und das Gefühl, dass sie ehrlich zu mir sein würde.
    „Kann es sein, dass ihm kalt ist?“
    Helena sah mich verständnislos an.
    „Er hat so kalte Hände“, erklärte ich ihr.
    „Da kann ich sie beruhigen, das kommt von der Infusion. Wenn sie die Flasche anfassen, werden sie feststellen, dass die Infusionslösung etwas kühler ist, als seine Körpertemperatur. Ihrem Bruder ist sicherlich nicht kalt“, erklärte sie mir.
    „Leider muss ich sie bitten, uns wieder zu verlassen. Die anderen Patienten, und auch ihr Bruder, brauchen viel Ruhe. Wenn sie morgen wieder kommen, kann ich ihnen vielleicht schon mehr Auskunft über seinen Zustand geben.“
    Ich sollte Markus schon wieder allein lassen? Aber ich war doch gerade erst ein paar Minuten bei ihm gewesen.
    „Wir haben einen sehr weiten Weg hinter uns“, wandte ich ein, in der Hoffnung noch eine Weile bleiben zu können, aber die Schwester blieb konsequent.
    „Ich verstehe sie, aber er ist hier in guten Händen.“
    „Komm,

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