Bei Null bist du Tod
gegriffen und war nicht enttäuscht worden. Jetzt in diesem Augenblick begehrte sie ihn genauso wie am Abend zuvor. Sogar noch mehr. Denn jetzt wusste sie, was sie erwartete. Und im Moment konnte sie eine Ablenkung von der besonderen Art, wie Trevor sie zu bieten hatte, weiß Gott gebrauchen.
»Dein Bett.« Sie ging die Treppe hinauf. »Aber ich weiß nicht, wie lange ich bei Mario bleiben werde.«
»Ich werde warten.« Er ging in Richtung Bibliothek. »Und ich habe selbst einige Dinge zu erledigen.«
»Was denn?«
»Ich muss Brenner anrufen, um zu erfahren, ob er etwas Neues zu berichten hat.« Er lächelte sie an. »Und dann muss ich mich mit Demonidas beschäftigen. Bevor Eve heute Morgen angerufen hat, sind wir gar nicht dazu gekommen, ein bisschen zu recherchieren.«
»Wahrscheinlich hat er nie existiert«, erwiderte sie müde. »Das war doch nur ein Traum. Und wahrscheinlich handelt es sich bei dieser Giulia im Museum wirklich um Cira.«
Er schüttelte den Kopf. »Du bist hundemüde, sonst wärst du nicht so pessimistisch. Wir werden dem alten Demonidas eine Chance geben.« Dann verschwand er in der Bibliothek und schloss die Tür hinter sich.
Sie war wirklich hundemüde. Und entmutigt. Sie wollte nicht, dass das arme Mädchen im Museum Cira war. Doch die Übereinstimmung war nicht von der Hand zu weisen. Sie konnte nicht einfach die Augen davor verschließen, dass Giulia doch Cira sein könnte.
Aber Giulia war nicht ihre Cira, verdammt. Nicht die Frau, die seit vier Jahren in ihren Gedanken und in ihrer Fantasie herumgeisterte.
Also musste sie die Wahrheit herausfinden. Die Träume vergessen und Mario ein bisschen mehr Zeit lassen, um ihr die Fakten zu liefern, die sie brauchte.
»Irgendwelche Fortschritte?«, fragte Mario, als sie ohne anzuklopfen sein Arbeitszimmer betrat.
»Ein Skelett, das im Hafenbecken gefunden wurde und Cira ähnlich sieht.« Sie trat vor die Statue am Fenster. Die Entschlusskraft, der Humor und die Stärke, die dieses Gesicht ausstrahlte. Das war die Cira, die sie kannte. »Ich denke, sie könnte es sein. Aber was hatte sie in der Hafengegend zu suchen, wenn sie diese Rollen in dem Tunnel auf Julius’ Grundstück geschrieben hat?« Sie drehte sich zu Mario um. »Wie lange werden Sie für die Übersetzung noch brauchen?«
»Nicht mehr lange.« Er lehnte sich zurück und rieb sich die Augen. »Es ist mir gelungen, die meisten fehlenden Worte einzufügen. Häufig musste ich raten, aber inzwischen habe ich den Bogen raus.«
»Wann genau werden Sie fertig sein?«
»Drängen Sie mich nicht, Jane. Ich habe schon die Trainingsstunden mit Trevor und MacDuff aufgegeben, um ohne Unterbrechungen arbeiten zu können. Sie bekommen das Ergebnis so bald wie möglich.«
»Tut mir Leid.« Sie betrachtete wieder die Statue. »Können Sie denn jetzt schon sagen, ob der Text uns eine Hilfe sein wird?«
»Ich kann Ihnen sagen, dass der Text in Eile geschrieben wurde und sie vorhatte, den Tunnel noch am selben Tag zu verlassen.«
»Am Tag des Vulkanausbruchs –«
»Das wissen wir nicht. Der Text enthält kein Datum. Sie könnte ihn Tage vor dem Vulkanausbruch geschrieben haben. Es wäre durchaus möglich, dass sie sich am Tag der Katastrophe am Hafen aufgehalten hat.«
»Wahrscheinlich haben Sie Recht.« Bloß weil sie geträumt hatte, dass Cira während des Unglücks in dem Tunnel gewesen war, musste es noch lange nicht so gewesen sein. »Erwähnt sie etwas von dem Gold?«
»Nichts Definitives.«
»Oder von einem Schiff?«
Er sah sie neugierig an. »Nein. Warum?«
Sie würde Mario nichts über die Träume anvertrauen, die ihr selbst immer weniger konkret erschienen. »Wenn sie am Hafen war, muss sie dafür einen Grund gehabt haben.«
»Sie wollte überleben. Sie war im Theater und ist um ihr Leben gerannt.«
Die logische Antwort. Sie sollte sie akzeptieren, anstatt sich dagegen zu wehren und nach einer anderen Lösung zu suchen. Zugeben, dass die Frau aus dem Hafenbecken die Sackgasse war, als die Eve sie bezeichnet hatte. »Werden Sie morgen fertig?«
»Kann gut sein. Wenn ich heute Nacht durcharbeite.« Er lächelte müde. »Kein fürsorglicher Protest gegen meine Opferbereitschaft?«
»Das ist Ihre Entscheidung. Ich bin egoistisch genug, um es sofort wissen zu wollen. Sie können sich immer noch ausschlafen, wenn Sie die Übersetzung fertig haben.« Dann fügte sie ernst hinzu: »Ich glaube, tief im Innern habe ich immer daran geglaubt, dass wir das Gold finden würden,
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