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Bélas Sünden

Bélas Sünden

Titel: Bélas Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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genug, mir reicht es wirklich.«
    Heinz lächelte nur. Nach einer Woche begrub ich meinen Stolz und rief Andreas an, meine einzige Hoffnung. Es fiel mir nicht leicht, aber ich wusste nicht weiter. Bis dahin hatte ich einiges versucht, um aus der misslichen Lage herauszukommen. Ein paar positive Antworten hatte ich erhalten und eine negative. Schon zum nächsten Ersten hätte ich wieder im Drogeriemarkt anfangen können. Sonja und ich wären vorübergehend bei meinen Eltern untergekommen, bis ich eine neue Wohnung gefunden hätte. Die Bank hatte sich bereit erklärt, trotz des überzogenen Kontos die ausstehenden Forderungen der Brauerei und andere Rechnungen zu begleichen. Das hätte ich dann in Raten abstottern können. Ich fühlte mich wie Karl-Josef nach der Scheidung. Ein leeres Bett und ein Haufen finanzieller Verpflichtungen. Trotzdem, es wäre überschaubar gewesen. Aber da war noch die negative Antwort. Ich kam aus dem Vertrag nicht raus. Zwar erklärte sich die Brauerei bereit zu inserieren, damit ich einen Nachfolger fand und sie einen, der ein paar Fässer mehr pro Woche verkaufte. Nur ließ sich der Hausbesitzer auf nichts ein. Er wusste genau, dass er die Bruchbude nicht noch einmal an den Mann brachte. Ein Pachtvertrag über fünf Jahre, und ich hatte ihn unterschrieben. Ich hatte die Konzession beantragt. Ich hatte alles beigebracht, was erforderlich war, die Unbedenklichkeits-bescheinigung vom Finanzamt, das polizeiliche Führungszeugnis, das Gesundheitszeugnis, den Nachweis über die Schulung bei der Handelskammer. Ich hatte vom Ordnungsamt die Genehmigung erhalten, ein Lokal zu führen. Ich war voll zurechnungsfähig, im Besitz sämtlicher Kräfte. Es gab kein Schlupfloch. Als ich den Hörer abhob, war ich bereit, Kniefälle zu tun.
    »Béla, es tut mir Leid, dass ich dir wegen Sonjas Urlaub so zugesetzt habe. Komm zurück, ich brauche dich. Ich liebe dich.«
    Alles vergebens.
    »Er ist nicht hier «, sagte Andreas, klang ehrlich erstaunt und erkundigte sich vorsichtig:
    »Wann ist er denn weggefahren?«
    »Letzte Woche. Wenn er nicht bei dir ist, wo kann er sein? Ich würde dich das nicht fragen, wenn mir nicht das Wasser bis zum Hals stünde.«
    »Tut mir Leid, Lisa, ich weiß es nicht. Bei mir war er nicht. Er hat auch nicht angerufen. Ich höre zum ersten Mal, dass er unterwegs ist. Aber du kennst ihn doch. Er ist eben sehr impulsiv und meint es nicht so. Er kommt zurück, wenn er sich beruhigt hat, das weißt du doch. Er liebt dich.«
    Schön, das ausgerechnet von ihm zu hören, aber es half mir im Moment nicht. Ebenso wenig wie der Rat, den Andreas mir abschließend gab:
    »Warte noch ein paar Tage ab.«
    Etwas anderes blieb mir auch gar nicht übrig. Insgesamt wurden es einundzwanzig Tage, drei volle Wochen. Und ich musste nur selten einen der Gäste in den Keller schicken, um ein neues Fass anzuschlagen. Heinz stand ja nach der ersten Woche nicht mehr zur Verfügung. Zu Tode schuften musste ich mich trotzdem nicht. Es sprach sich schnell herum, dass Béla nicht seinen kranken Vater in Ungarn besuchte und auch nicht mit seiner baldigen Rückkehr zu rechnen war. Wie die Leute das erfuhren, blieb mir ein Rätsel. Aber die meisten waren nun einmal gekommen, um ihn spielen zu hören, und nicht, um mich Bier zapfen zu sehen. Für eine witzige Unterhaltung über den Tresen hinweg war ich in den drei Wochen auch nicht zu gebrauchen. Meine Mutter lieh mir etwas Geld für Einkäufe, wir mussten ja essen.
    »Hab ich es dir nicht gesagt, Lisa, so einen Mann hat man nie für sich allein. Wie viel brauchst du denn? Aber sag um Gottes willen Papa nichts davon.«
    Das Geld für Sonjas Urlaub wollte sie mir nicht borgen.
    »Das sehe ich nicht ein, Lisa. Wie kann das Kind an Urlaub denken, wenn du nicht weißt, ob du am Ersten die Pacht bezahlen kannst? Ich werde mal mit ihr reden, damit sie dir ein bisschen hilft. Sie kann dir doch tagsüber zur Hand gehen.«
    Sonja dachte nicht daran. Sie war begeistert gewesen, als ich versuchte, unser Leben wieder in geregelte Bahnen zu lenken. Da mir das nicht gelang, war ich in ihren Augen eine Niete. Aber in gewisser Weise waren die drei Wochen auch heilsam. Wäre Béla schon nach ein paar Tagen zurückgekommen, hätte ich ihm vielleicht in der ersten Wut wirklich seine restlichen Sachen vor die Füße geworfen und mich anschließend durch den Rest der fünf Jahre gemogelt. So jedoch hatte ich genug Zeit zum Nachdenken, mir über dies und jenes und alles klar zu

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