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Bélas Sünden

Bélas Sünden

Titel: Bélas Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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fragte auch jemand, ob ich persönliche Erfahrungen verarbeitet hätte.
    »Nein«, sagte ich.
    »Natürlich nicht.«
    Anschließend fuhren wir zu Dierk. Er hatte mir sein Gästezimmer angeboten. Wir saßen noch bis um zwei in der Nacht zusammen, sprachen über meine Zukunft, die großartige Karriere, an deren Anfang ich gerade erst stand. Dann ging er in sein Schlafzimmer, und ich legte mich ins Gästebett. Am nächsten Morgen brachte er mich zum Zug, küsste mich zum Abschied auf die Wange und wünschte mir eine gute Heimreise. Am späten Nachmittag war ich in Köln. Béla holte mich ab. Es war alles in bester Ordnung. Ich war müde von der langen Zugfahrt, als wir daheim ankamen, aber ins Bett legen mochte ich mich nicht. Béla holte mir eine Decke.
    »Leg dich auf die Couch, Liska.«
    Das tat ich, er setzte sich neben die Couch auf den Boden. Ich hatte Rock und Bluse ausgezogen, die Decke lag noch am Fußende.
    »Bist du sehr müde, Liska?«
    Seine Fingerspitzen strichen über meinen Arm hinauf zur Schulter. Ich war nicht sehr müde, ich war genau in der richtigen Stimmung für seine Zärtlichkeit. Ein langsames Dahintreiben, sich fallen lassen, mitten hinein in seine Arme. Eine halbe Stunde Liebe, danach war ich sehr müde, und er ging nach unten. Ich schlief bis kurz nach acht, machte rasch ein paar Notizen, nachdem ich mich frisch gemacht hatte. Dann ging ich ebenfalls hinunter. Béla stand noch hinter dem Tresen, vor neun fing er selten an zu spielen. Ich stellte mich zu ihm, noch randvoll vom Nachmittag. Was hätte ich dafür gegeben, die Leute heimschicken zu können. Verliebt wie am ersten Tag war ich. So ein Schock wie der im August war ganz heilsam, fand ich. Man spürte wieder, mit wem man seit endlosen Jahren zusammenlebte, wie sehr man ihn liebte und brauchte. Und nach dem Tuch in meinem Abfalleimer hatte ich nichts mehr gefunden.
    »Bist du hungrig, Liska?«, fragte er. Ich nickte. Er bestellte mir in der Küche einen Fleischspieß mit Salat. Bevor ich mich damit an einen Tisch setzte, flüsterte er:
    »Kannst du mit dem Dessert warten?«
    »Wenn ich mir Mühe gebe.«
    Bis kurz vor zwei in der Nacht musste ich warten. Ich habe jede Minute genossen. Schon einmal im Geist durchlebt, wie es sein würde. Aber so viel Phantasie hatte ich nicht. Er war so wild, ließ mir kaum Zeit, aus den Schuhen zu kommen.
    »Hab ich dich so vermisst, Liska.«
    Zwei Tage immerhin und eine Nacht. Der Nachmittag zählte nicht, da hatten wir nicht genug Zeit gehabt, um jeden Zentimeter Haut zu küssen.
    »Ich dich auch.«
    Aber bis ins Schlafzimmer kamen wir noch. Da wurde er ein wenig ruhiger, ließ sich Zeit. Es war vier vorbei, als wir einschliefen. Er lag dicht hinter mir, hielt mich mit Armen und Beinen fest, murmelte, bereits halb im Schlaf:
    »Szeretlek, Liska.«
    Und ich murmelte zurück:
    »Ich dich auch.«
    Am nächsten Morgen bemerkte ich das Haar, ein einzelnes, blondes Haar. Ich hatte darauf geschlafen. Es klebte mir auf der Wange und kitzelte beim Einatmen unter der Nase. Es war zehn vorbei. Béla war bereits unten. Er hatte mir das Frühstück auf der Frisierkommode bereitgestellt. Unter der Tasse klemmte einer der vertrauten mit Herzchen bemalten Zettel.
    »Gut geschlafen, Kincsem?«
    Zuerst hatte ich das Gefühl, keine Luft zu bekommen. Ich wickelte mir das Haar um einen Finger, zog den Morgenmantel über und ging hinunter. Das Lokal war noch geschlossen. Meta stand hinter dem Tresen und scheuerte die Platte blank. Béla war in letzter Zeit nicht mehr zufrieden mit ihr. Er beschwerte sich oft, sie sei nicht sauber genug, hatte sie auch im Verdacht, sich heimlich das eine oder andere Glas zu genehmigen. Er hatte sogar schon davon gesprochen, ihr zu kündigen. Das hatte ich abgelehnt. So war Béla dazu übergegangen, sie zu kontrollieren. Das tat er auch an dem Morgen. Als ich bei der Tür auftauchte, kam er mir lächelnd und mit ausgestreckten Händen entgegen.
    »Hast du gefrühstückt, Liska?«
    Ich schüttelte den Kopf, während er mich in die Arme nahm. Dass Meta zuschaute, kümmerte ihn wenig.
    »Du musst etwas essen, Liska. Du hast noch ein paar anstrengende Wochen vor dir.«

    »Ich habe keinen Appetit«, sagte ich. Während er mich auf die Wange küsste, fuhr ich ihm mit dem Ende des Haares über die Schläfe. Es kitzelte ihn ebenso, wie es mich gekitzelt hatte. Er strich mit gespreizten Fingern seine Haare zurück. Ich strich ihm einmal mit meinem Finger über die Wange und unter der Nase vorbei. Er

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