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Bélas Sünden

Bélas Sünden

Titel: Bélas Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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lachte.
    »Was machst du, Liska? Was ist das?«
    »Nur ein Haar«, sagte ich, rollte es vom Finger ab.
    »Ich habe es eben auf meinem Kopfkissen gefunden.«
    Dann schaute ich zu Meta hin.
    »Wann hast du mein Bett zuletzt frisch bezogen, Meta?«
    Sie zuckte zusammen, als hätte ich sie unter Anklage gestellt.
    »Vorgestern. Du warst gerade weg, da habe ich das gemacht.«
    Mit anderen Worten, wir hätten uns rein theoretisch in der Nacht in einem frisch bezogenen Bett lieben müssen. Aber ein glattgebügelter Kissenbezug wäre mir aufgefallen, ebenso der leichte Geruch von Waschpulver. Und den hatte ich nicht gerochen, nur mein eigenes Parfüm. Ich hatte zwar nicht besonders darauf geachtet, warum auch, es war alles vertraut gewesen. Der Duft der Bettwäsche, die leichten Knitter auf dem Kissenbezug. Ich schaute Béla an, wedelte ihm mit der Hand vor den Augen, das Haar schwang langsam mit.
    »Nie wieder?!«, sagte ich. Dann drehte ich mich um und ging zur Treppe zurück. Ich fühlte mich so elend, all die Sprüche und dieses Getue in der Nacht. Béla kam mir nach, sehr schnell sogar.
    »Liska, warte! Was soll das?«
    Mitten auf der Treppe holte er mich ein, griff nach meiner Schulter, hielt mich fest, drehte mich zu sich um.
    »Liska, ich weiß nicht, was das bedeutet! Glaubst du, ich hätte eine Frau mit hinaufgenommen?«
    Wie schnell er das begriffen hatte!
    »Ja! Das glaube ich.«
    Er blies die Backen auf und stieß die Luft aus. Dabei schüttelte er den Kopf.
    »Liska, das habe ich nicht getan.«
    »Und wie ist das Haar in mein Bett gekommen?«
    »Ich weiß es nicht, Liska.«
    Wie er da vor mir auf der Treppe stand, wirkte er tatsächlich ratlos. Als er merkte, dass ich ihm nicht glaubte, wurde er wütend. Und wie immer, wenn er wütend wurde oder sehr erregt war, verfiel er in diese verdrehte Aussprache.
    »Liska, weiß ich es wirklich nicht. Habe ich dir gesagt, es wird nicht mehr vorkommen. Ist es auch nicht.«
    Er warf einen Blick nach unten zu der offenen Tür, hinter der Meta jedes Wort mithören konnte. Dann griff er nach meinem Arm und schob mich die Treppe hinauf. Erst als er die Wohnungstür hinter uns geschlossen hatte, sprach er weiter.
    »Was willst du, Liska? Warum zeigst du mir ein Haar und machst mir Vorwürfe nach solch einer Nacht? Musst du mich jetzt auf die Probe stellen, weil du zwei Tage nicht da warst? Soll ich sagen, ja, habe ich dich betrogen, wenn ich nicht habe? Ich habe nicht, Liska, nicht mehr seit dem letzten Mal da unten. Ich schwöre es dir.«
    Er hatte sehr heftig gesprochen, wenn auch nicht allzu laut, damit Meta am Ende nicht doch mithörte. Dann riss er mich an sich. Seine Lippen waren plötzlich überall. Ich war nahe daran, mich fallen zu lassen. Wenn es nur das Haar gewesen wäre, hätte ich es vielleicht geschafft. Irgendein Teil in meinem Hirn suchte bereits nach einer plausiblen Erklärung. Hin und wieder nahm Meta Bügelwäsche mit heim und erledigte die Arbeit, die sie am Vormittag nicht geschafft hatte, am Nachmittag in ihrer Wohnung. Sie ließ sich auch manchmal von ihren Töchtern dabei helfen. Es war nicht auszuschließen, dass Marion den Bezug gebügelt hatte und eins von ihren Haaren darauf geraten war. Aber wovon war das Kissen geknittert? Wieso roch es nach meinem Parfüm und nicht nach Waschpulver?
    »Lass mich los«, verlangte ich.
    »Und rühr mich nie wieder an.«
    Danach fing es an mit den Rekonstruktionen. Es war entsetzlich, begreifen zu müssen, wer die Blonde tatsächlich war. Es gab nicht viele, mit denen Béla abends für ein halbes Stündchen hinauf in die Wohnung gehen konnte. Es gab nur eine, bei der das unverfänglich wirkte, meine Tochter. Und an dem Samstagabend im August war Sonja noch bei mir gewesen, gegen zehn Uhr in meinem Arbeitszimmer erschienen. Einer von den üblichen Kurzbesuchen. Sie war knapp bei Kasse, schaute mir ein paar Minuten lang zu, erkundigte sich, ob ich gut vorankäme. Nachdem ich ihr das Geld gegeben hatte, erklärte sie:
    »Dann will ich dich nicht länger stören. Ich setz mich noch für ein Stündchen unten hin. Tust du das eigentlich gar nicht mehr?«
    »Doch, hin und wieder, wenn ich Zeit habe.«
    »Aber heute hast du keine«, stellte Sonja fest, drehte sich um und ging. Rosa Lippenstift trug sie nicht. Aber vielleicht legte sie welchen auf, als sie kam, um Béla eine Szene zu machen und ihn noch einmal zwischen ihre Beine zu bekommen. Sie hatte es mir doch angekündigt.
    »Sollen wir beide eine Wette abschließen?

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