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Benny und Omar

Benny und Omar

Titel: Benny und Omar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Irgendetwas würde mit Sicherheit brechen. Benny schloss die Augen. Aber der Aufprall blieb aus. Er wurde abgefedert durch etwas, das sich anfühlte wie ein Sofa, komplett, mit gepolsterten Armen. Wali. Der dicke Junge hatte ihn einfach aus der Luft aufgefangen. Aber nur, weil er noch mehr Pfefferminzbonbons wollte. Samir tauschte Benny gegen ein Bonbon ein.
    »Danke«, keuchte Benny.
    »Schon gut, Junge«, grinste Samir und der Goldzahn blitzte.
    Harmony scharte hastig alle Schüler um sich. »Ich glaube, das war genug Aufregung für einen Tag«, verkündete sie. Sie war sehr mitgenommen, nachdem sie in den letzten paar Minuten einen millionenschweren Prozess wegen Vernachlässigung ihrer Aufsichtspflicht durchgestanden hatte. Und sie hatte eine Entscheidung getroffen: Der Besuch würde zu Ende sein, bevor irgendjemand sich ernsthaft verletzte. Niemand maulte oder murrte. Das Ziel dieses Ausflugs hatte sie ohnehin erreicht: Allen war klar, wie gut es ihnen ging, und jetzt wollten sie nur noch nach Hause.
    Benny fiel zurück. »He, Samir«, rief er und torkelte hinüber zu dem Direktor.
    »Ja … äh …«
    »Benny.«
    »Ja, Benny?«
    »Dieses weiße Gebäude dort. Was ist da drin?«
    Samirs Gesicht verlor den Ausdruck höflichen Interesses, den man für Besucher aufsetzt. »Äh … nichts. Nichts, was dich interessieren könnte.«
    Benny überlegte, ob er diskutieren sollte, aber aller schlechten Dinge sind drei. Und nach dem Truthahn und dem Pferd war er vielleicht besser bedient, wenn er die Klappe hielt.
     
    Endlich war er da, der Sonntag des Endspiels der irischen Meisterschaft. Benny und sein Vater lümmelten sich auf der Couch und schauten in Eurosport Sumo-Ringen. Zu allem Überfluss waren auch noch die internationalen Telefonverbindungen zusammengebrochen, sodass sie nicht einmal telefonisch bei Bekannten in Irland den Spielstand abrufen konnten. Benny schlug vor, es mit dem Faxgerät zu versuchen, aber Dad warf ihm den Blick zu, der für die hoffnungslosen Fälle reserviert war. Der Teil von ihm, der Doktor Spock las, bereute das natürlich sofort und erklärte ihm, dass Faxgeräte ebenfalls über Telefonleitungen miteinander verbunden sind.
    So saßen die beiden also da und starrten auf die Mattscheibe. Jessica quetschte sich zwischen sie.
    »Na, wie geht’s meinen zwei Männern?«
    Keine Antwort.
    »Lust auf Tee oder eine Cola?«
    »Nein. Nein danke, Liebling.«
    Sie legte ihre Arme um die beiden. »Kommt, Jungs. Wir haben unseren Spaß auch ohne so ein albernes Ballspiel, oder?«
    Pat Shaw reagierte ein wenig bissig, was eigentlich gar nicht seine Art war. »Wir sind hier nicht bei Mary Poppins, Jessie, und du bist nicht Julie Andrews.«
    Benny zuckte zusammen.
    »Okay. Dann bleibt eben hier sitzen und lasst die Köpfe hängen. Georgie und ich werden jedenfalls unser Leben hier fortsetzen.«
    Sie verschwand in Richtung Pool und ließ Benny und Dad in ihrer schlechten Laune schmoren. Und sie schmorten wirklich, hingen auf der Couch, bis der Hunger sie in die Küche trieb. Es wurde drei Uhr. Jetzt stellten sie sich zum Anstoß auf. Das Croke-Park-Stadion hallte wider vom Gesang und Geschrei alter und junger Fans, die bunte Fahnen schwenkten. Durch die Straßen Dublins konnte man sich höchstens noch auf einem Roller bewegen. Es war schon lustig, wie verbindend schlechte Laune sein kann. Pat und Benny entwickelten einen tiefen und beständigen Hass gegen den Rest der Welt. Alle hatten Schuld. EuroGas, weil es Pat Shaw hierher versetzt hatte. Tunesien, weil es über Bodenschätze verfügte. Sky Sports, weil sie so weit nach Süden nicht übertrugen.
    Fünf Uhr. Das Spiel war vorbei. Jetzt wurden die Freudenfeuer entzündet. Dad versuchte es immer wieder mit dem Telefon. Alle zehn Minuten hackte er die internationale Nummer auf die Tastatur und knallte den Hörer auf die Gabel, wenn er wieder nur die arabische Durchsage hörte.
    »Blödes Fernsehen«, sagte Benny.
    »Ja.«
    »Da wartet man sein ganzes Leben.«
    »Ich weiß.«
    »Und jedes Jahr verlieren sie in der Vorrunde. Jedes Jahr.«
    »So sicher wie das Amen in der Kirche.«
    »Nur dieses Jahr nicht. Natürlich nicht.«
    »Man könnte glauben, das wäre Absicht.«
    Das Abendessen war eine trostlose Angelegenheit. Benny stocherte in seinen Fischstäbchen herum und schlurfte dann ab ins Bett. Dieses Elend und dann morgen auch noch Schule. Das Leben war die Hölle. Er sank in einen farbenprächtigen Schlummer. Die vorherrschenden Farben waren purpur und

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