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Bergfriedhof

Bergfriedhof

Titel: Bergfriedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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nicht gekniffen?«
    »Nein, verdammt noch mal!«, schrie der junge Bünting und warf dem anderen hasserfüllte Blicke zu. »Ich nicht! Alle haben sich verdrückt, als es losging, nicht ein Einziger von euch Feiglingen hat mir geholfen. Ich war völlig alleine!«
    Das ließen seine Kumpels nicht auf sich sitzen. Mehrstimmiger Protest erhob sich: Und ob sie dageblieben seien, jawohl, gekämpft hätten sie, eine Frage der Ehre sei das. Der eine bürgte für den anderen, sie zeigten ihre staubigen Kappen, bekleckerten Jacken, zerrissenen Bändchen ... Überzeugend, wie gesagt, war das nicht. Ein ausgekugelter Arm wäre ein besseres Argument gewesen. Und das Kraftpaket, das sich stumm das Blut von der Oberlippe leckte, konnte bei der Flucht gegen einen Laternenpfahl gerannt sein. Zuzutrauen war es ihm.
    Der Lange mit der Mini-Narbe, der so eine Art Boss zu sein schien, lachte wieder auf seine meckernde Art und Weise, beugte sich zu Arndt hinunter und tätschelte ihm gönnerhaft die Schulter.
    »Schon gut, schon gut. Bin zutiefst beeindruckt. Weißt du, ich hatte ...«
    »Drückeberger seid ihr«, wiederholte Arndt bleich und voller Wut. »Alle. Die haben sich zu zweit auf mich gestürzt. Wollten mich fertigmachen. Wenn er mir nicht geholfen hätte ...« Er zeigte auf mich.
    Verbindlichsten Dank. Auf dieses Stichwort hatte ich schon die ganze Zeit gewartet.
    »Ach, Sie kamen Arndt zu Hilfe?«, fragte der Boss interessiert.
    Lässig zuckte ich die Achseln. Ist doch nicht der Rede wert.
    »Wie kam es? Ein heimlicher Sympathisant?«
    »Weiß ich nicht«, sagte ich. »Ich war zufällig da und hab euch beim Singen zugehört. Als das Chaos losbrach, wollte ich mich zunächst verziehen. Aber dann sah ich, wie sie auf ihn hier losgingen. Zwei gegen einen. Da dachte ich, man muss sich ja nicht alles gefallen lassen, und bin dazwischen. War so ’ne Art Reflex.«
    »Wie nobel«, flötete er. »Und wie bedauerlich, dass das so ... ins Auge ging.«
    »Nicht der Rede wert.« Wenn sie mein Veilchen unbedingt dazuaddieren wollten, würde ich sie nicht daran hindern.
    »Mann, hat der die beiden weggeräumt«, sagte der Kleine. »Ich habs genau gesehen.« Und ein anderer hatte beobachtet, wie ich von den Polizisten über den Haufen gerannt worden war. Einfach so, das musste man sich mal vorstellen!
    »Na ja«, murmelte ich und pustete mir ein Stäubchen vom Ärmel. Weggeräumt! Ein schöner Ausdruck. Klang nach ehrlicher, sauberer Arbeit. Hoffentlich hatte keiner mein Scharmützel mit dem Narbenmann bemerkt. Allerdings hatte der eine blaue Montur getragen, während sich die Freunde des jungen Bünting in Grün kleideten.
    »Wenn er mir nicht geholfen hätte«, wiederholte Arndt grollend. »Die hätten mich totgeprügelt.«
    »Wir haben es vernommen«, sagte Adlernase. Ob er ihm glaubte, verriet seine Miene nicht.
    Dafür grinste der Hüne über das ganze Gesicht, reichte mir die Hand und half mir hoch. Er wollte auch Arndt behilflich sein, da aber stieß er auf Granit.
    »Finger weg«, zischte der junge Bünting und rappelte sich mühsam auf. Er sah aus, als hasste er die ganze Welt, ausgenommen vielleicht einen Privatdetektiv namens Max Koller.
    Das lief ja wie am Schnürchen.
    »Nun denn, meine Freunde«, sagte Häuptling Adlernase und klatschte in die Hände. »Blasen wir zum Rückzug. Auf zu den Markomannen.«
    Markomannen? Ein Indianerstamm?
    »Die Jungs von der Markomannia« , erklärte der Hüne grinsend. »Was ist, kannst du selbst laufen oder soll ich dich hintragen?«
    Also doch Westeuropäer. Markomannen, nun denn. Ob das wohl eine Einladung war?
    »Natürlich war das eine Einladung. Du kriegst jetzt erst einmal ein Bier, um all diese Eierwerfer zu vergessen.«
    »Das ist ein Wort. Ich heiße übrigens Max.«
    »Frank. Das bin ich.« Er reichte mir seine Pranke.
    Unser gesamter Trupp, acht Mann stark, setzte sich in Bewegung. Wir schlugen einen Bogen um den Marktplatz, die Stätte der Burschenschmach, und stießen am Karlsplatz auf ein Grüppchen von Polizisten. Adlernase stellte sich zu ihnen und hielt ein kleines Schwätzchen; er gestikulierte, nickte, schmunzelte, hob bedauernd die Schultern ... die Polizisten nickten ebenfalls, fingerten an ihren Helmen herum, zeigten Richtung Marktplatz.
    »Noch mal danke«, hörte ich den Chef der Burschen sagen. »Für Ihren Einsatz und all das.« Er schüttelte jedem seiner Gesprächspartner einzeln die Hand.
    »Das ist Marten«, sagte der Hüne. »Unser Chargierter. Der hats einfach

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