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Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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in dem kleinen
Radiosender für sie noch attraktiver.
    Auf dem Tisch lag an
jedem Platz eine Mappe, die Mitarbeiter des Presseamtes für
die eingeladenen Journalisten vorbereitet hatten. Heike
blätterte darin und kam schnell zu dem Schluss, dass die
Stadtverwaltung nun Leistungen vom Land forderte, um die Stadt vor
der sicheren Pleite zu bewahren. Was war nur
aus ihrer Heimatstadt geworden?
    »Heike
Göbel?«
    Sie fuhr auf dem
Absatz ihrer flachen Schuhe herum und blickte in das breite Grinsen
eines dunkelhaarigen Mannes in ihrem Alter. Das eckige Kinn, die
schmale Nase, der wachsame Blick aus stahlgrauen Augen - sie kannte
ihr Gegenüber, hatte den gut aussehenden Mann längst aus
ihrem Leben gestrichen. Vor Ewigkeiten hatte sie für ihn
geschwärmt, doch irgendwie hatte es nicht mit ihnen
geklappt.
    »Ja, du bist es
wirklich. Mensch!« Er legte eine Hand auf ihre schmale
Schulter. »Ist das lange her. Und ich dachte schon, wir sehen
uns niemals wieder!« Einige Kollegen wandten sich zu ihnen
um, und seine Freude war absolut echt.
    »Jörn
Lichtenberg, ich glaube es nicht.« Sie betrachtete ihn. Er
war geschmackvoll gekleidet, trug zu dunkelbraunen Lederschuhen
eine Jeans und ein Hemd, darüber einen Blaser. Frisch rasiert
und mit kurzen Haaren wirkte er fast zu adrett für den
angehenden Reporter, den sie damals kennen gelernt hatte. Jörn
war ein Kollege, und sie kannten sich seit ihrer gemeinsamen Zeit
auf der Uni in Köln. Ein aufgeweckter, durchaus sympathischer,
aber manchmal hyperaktiver Knabe. Und er hatte nie einen Hehl
daraus gemacht, auf Heike zu stehen. Und auch ihr war Jörn nie
egal gewesen. Doch für mehr als eine Schwärmerei und ein
paar Knutschereien auf irgendwelchen Parties hatte es nie gereicht.
Und irgendwann hatten sie sich aus den Augen verloren, Heike hatte
das Volontariat bei der Wupperwelle begonnen und Stefan kennen
gelernt. Den Kollegen, dessen Freundin sie heute war.
    Bevor sich's Heike
versah, nahm Jörn sie in den Arm und drückte sie fest an
seine Schulter. Er roch angenehm, doch der Umstand, dass alle
Anwesenden im Saal die Begrüßungszeremonie miterlebten,
machte die Szene peinlich und unangenehm für Heike. Einige der
Kollegen wussten, dass sie mit Stefan Seiler zusammen war und
musterten sie mit vielsagenden Blicken. Sie spürte, wie ihr
das Blut in den Kopf schoss und wäre am liebsten im Erdboden
versunken.
    Jörn schien von
alledem nichts mitzubekommen. »Was treibt dich hierher? Warst
du nicht in München?«, wagte sie einen zögerlichen
Versuch, wieder auf Distanz zu gehen.
    Jörn nickte.
»Das schon. Eine tolle Stadt, solltest du mal erleben. Aber
das Arbeiten …« Er winkte ab. »Da lob ich mir
das Bergische Land. Es hat mich einfach zurück hierher
gezogen, und als ich von der freien Stelle in der Redaktion der
Bergischen Woche gehört habe, konnte ich nicht anders:
Bewerbung geschrieben, Stelle bekommen und in München alle
Zelte abgebrochen.« Er nickte stolz. »Ja, und da bin
ich nun wieder in unserer schönen bergischen Provinz.«
Er betrachete sie. »Und was treibst du so?«
    »Radio.
Wupperwelle, um genau zu sein.«
    »Respekt - das
schnellste Medium der Welt, auch wenn ich das laut niemals zugeben
würde.« Er lachte jungenhaft. »Ihr hattet doch die
Geschichte mit dem Toten im Bunker zuerst.«
    »Und die mit dem
Mord an Trautler«, schob Heike nach. »Ja.«
Jörn war nachdenklich geworden. »Schlimme Sache.
Trautler war Vater zweier Kinder, und der Tote aus dem Bunker
hinterlässt eine junge Freundin.«
    »Bist gut im
Bilde.«
    »Ich habe
recherchiert, weil ich an einen Zusammenhang glaube.«
Jörn war ernst geworden. Er zog Heike an eines der
großen Fenster im Saal. Hier standen sie außerhalb der
Hörweite ihrer Kollegen.
    »Ein
Zusammenhang?« Heike hatte es befürchtet. Auf die Idee
waren also auch schon andere gekommen. Dumm nur, dass es
ausgerechnet Jörn war, der für die Konkurrenz arbeitete.
Kurz dachte sie nach, dann machte sie sich den Umstand, dass er
offenbar noch immer große Stücke auf sie hielt, zunutze.
»Wie kommst du denn darauf?«
    »Ist doch
klar«, raunte er und blickte sich um. »Der Typ im
Bunker war der Strohmann in einem finsteren Geschäft. Und
Trautler war im Gebäudemanagement als ,der Herr der Bunker'
bekannt.« Er drehte seinen rechten Zeigefinger auf Höhe
der Schläfe. »Na, das stinkt doch zum Himmel«,
half er Heike auf die Sprünge. »Außerdem habe ich
erfahren, dass die beiden mit ein und derselben Waffe

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