Bezugspunkt Atlantis
vermuten, daß wir dort noch einen Zeitdeformator finden können. Einige Dinge deuten darauf hin. Gelingt es uns, ein zweites Gerät zu entdecken, werde ich es sofort startklar machen lassen. Goldsteins Assistenten dürften damit fertig werden.«
»Und?« fragte Hannibal laut. Sein sommersprossiges Faltengesicht hatte sich gespannt.
»Nicht ›und‹, Major Utan«, wurde er kühl abgewiesen. »Ich denke an die Mitglieder dieser Expedition, das ist alles. Wenn wir einen zweiten Time-Transmitter finden, werde ich ihn ins Jahr 1916 schicken und dort moderne, auf Ihren Bedarf ausgerichtete Nachschubgüter lagern lassen. Hier in den Höhlen, das versteht sich von selbst. Wenn Sie bei der Rückkehr erneut aufgehalten werden sollten, können Sie wenigstens auf Gerätschaften unseres Jahrhunderts zurückgreifen. Ob Sie damit die Folgeerscheinungen des Ersten Weltkriegs entscheidend beeinflussen wollen, liegt dann in Ihrem Ermessen. Es wäre für Sie eine Kleinigkeit, derart gefährliche Personen wie Hitler oder Stalin auszuschalten, ehe die Welt jemals etwas von ihnen erfährt. Was allerdings nach einer solchen Manipulierung der Geschichte geschehen würde, weiß niemand. Der Weg der Menschheit könnte ganz anders verlaufen oder durch irgendwelche Umstände zu einer noch größeren Katastrophe führen, als es der Zweite Weltkrieg zweifellos war.«
Ich betrachtete den Alten mit einem ironischen Lächeln. Reling hatte nach dem sprichwörtlichen Strohhalm gegriffen, obwohl er genau wußte, daß er sich daran nicht anklammern konnte.
»Das ist reizvoll, aber undurchführbar, Sir«, lehnte ich entschieden ab. »Ich werde bei einem Rückkehr-Unglück auf keinen Fall die Weltgeschichte verändern, sondern versuchen, unauffällig mein Leben zu Ende zu leben. Das gilt auch für die anderen Mitglieder der Expedition.«
Er schaute wieder auf das eigentümliche Schaltband. Ohne mich anzusehen, entgegnete er gepreßt:
»Wie gut kennen Sie Ihre Mitarbeiter, Konnat? Wer garantiert Ihnen dafür, daß sich nicht etwa jemand aus Ihrem Überwachungsbereich entfernt und Hitler tötet?«
»Merkst du was?« rief mich Hannibal telepathisch an. »Der al te Fuchs will auf Umwegen zum Ziel kommen. Direkt fragen wollte er nicht. Es geht ihm um mehr als nur um unser Wohlbefinden.«
Das hatte nicht nur Hannibal erkannt. Wohin Reling auch sah: Er erblickte abweisende oder spöttisch verzogene Gesichter.
»Vielen Dank für Ihre Bemühungen wegen des zweiten Deformators, an den ich nicht glaube«, meldete sich Allison. »Sir, versuchen Sie doch nicht, von vornherein jedes eventuell aufstehende Hintertürchen zu schließen. Das gelingt Ihnen nur, wenn Sie uns überhaupt nicht starten lassen. Ich verspreche Ihnen je denfalls eines …«
Allison unterbrach sich, grinste breit und schob die Hände in die Außentaschen seiner Kombination.
»Was?« wollte Reling wissen. Seine Lippen wirkten blutleer, so fest hatte er sie zusammengepreßt. »Was, Allison?«
»Sie werden auf alle Fälle geboren werden und demnach das Licht der Welt erblicken. Ich verpflichte mich, Ihre werte Frau Mutter nicht an der Niederkunft zu hindern, obwohl das für einen Zeitreisenden eine Kleinigkeit wäre. Ein Autounfall auf dem We ge zur Klinik wäre nur eine der vielen Möglichkeiten, Sie als unrett bare Frühgeburt vorzeitig ins nächste Bestattungsinstitut zu brin gen. Nein, mein Herr – das werde ich also nicht tun.«
Wenn Framus gedacht hatte, den Alten erschrecken zu kön nen, dann hatte er sich getäuscht.
»Fein, Doc, Sie sind ein wahrer Menschenfreund«, entgegnete Reling und lachte. »Ich werde trotzdem versuchen, Sie mit
Weitere Kostenlose Bücher