Bianca Exklusiv Band 229
hinüber.
Joshua kochte vor Wut, als er Kit die Treppe hinunterlaufen und im unteren Deck verschwinden sah, und er schleuderte den beiden Frauen, die einige Meter von ihm entfernt standen, einen zornigen Blick zu.
Doch Marilyn schien unbeeindruckt. Sie schenkte ihm nur ein humorloses Lächeln, zündete sich eine Zigarette an und reichte dann Tatiana das Feuerzeug. „Ich brauchte unbedingt etwas Nikotin und Ruhe. Du weißt doch, wie die Fans Tatiana nachlaufen.“
Marilyn sog tief den Rauch ihrer Zigarette ein und warf Joshua einen berechnenden Blick zu. „Außerdem sucht Bill dich. Ich sagte ihm, dass du dich um Fans kümmerst. Nun, ich habe verschwiegen, dass es nur einer war. Ihr seid euch ja schnell näher gekommen. Mich wundert, dass du überhaupt Interesse an einer Frau zeigst, die so leicht zu haben ist.“
Joshua machte sich nicht die Mühe, Marilyn zu antworten. Er wusste, dass es nicht klug wäre, Kit jetzt zu verteidigen. Marilyn würde jedes Wort, das er sagte, zu ihrem eigenen Vorteil verwenden. Er schob die Hände in die Hosentaschen und taxierte Marilyn mit einem finsteren Blick.
Als sie erneut Zigarettenrauch ausstieß, schaute Joshua einen Moment auf ihren Mund. Warum war ihm nicht damals schon aufgefallen, wie zynisch und eiskalt er wirkte. Den Klatsch, den sie vor vielen Jahren über ihn auf den Titelseiten der bekanntesten New Yorker Boulevardzeitung verbreitete, hatte damals seinem Vater seine politische Karriere gekostet. Aber Marilyn ging über Leichen, ihr war es egal, wen oder welche moralischen Grundsätze sie verletzte. Hatte sie jemanden zur Strecke gebracht, suchte sie sich sofort ihr nächstes Opfer aus.
Er schaute verächtlich zu Marilyn und Tatiana und hätte beide am liebsten ordentlich durchgeschüttelt, weil sie den Kuss seines Lebens unterbrochen hatten. Nie zuvor hatte er den Kuss einer Frau so süß, so frisch, so erregend empfunden. Auf einmal hasste er sich, weil er Kit in eine derart peinliche Situation gebracht hatte, und er verabscheute Marilyn, weil sie die Frechheit besessen hatte, Kit als leichtfertig zu bezeichnen. Er sah, wie Marilyn zu ihm hinüberschaute und dann den Rest ihrer Zigaretten über Bord warf, obwohl sich überall Schilder mit der Aufforderung befanden, genau das zu unterlassen.
„Weißt du, ich könnte mich irren, aber diese Kleine, mit der du dich eben vergnügt hast, kommt mir irgendwie bekannt vor.“ Sie zog die Augenbrauen hoch. „Wie, sagtest du noch, war ihr Name?“
Jetzt war Joshuas Geduld am Ende. Er hatte genug von Marilyns Anzüglichkeiten und Neugierde. Er verschwendete hier seine Zeit. Dabei musste er unbedingt Kit finden.
„Ich glaube nicht, dass sie dir vorgestellt werden will. Sie ist nämlich eine Frau mit Stil.“ Joshua ignorierte Marilyns Bemerkung und lief auf die Treppe zu, die Kit eben hinuntergelaufen war. Trotzdem hatte er ihre Worte gehört, und sie klangen ihm in den Ohren nach.
„Das ist schon in Ordnung, Liebling. Ich habe auch ohne dich herausgefunden, wer Kit O’Brien ist. Du hast recht, sie hat Stil. So viel Stil, dass sie ständig die Titelblätter der Boulevardpresse ziert. Dich wird man auch bald darauf bewundern können.“
Joshuas Augen glitzerten vor kalter Wut, als er die Tür zum hell beleuchteten Gang aufstieß und sich auf die Suche nach Kit machte.
Nachdem Kit in ihrer Kabine angekommen war, ließ sie sich seufzend auf ihr Bett fallen. Was hatte sie sich bloß dabei gedacht? Was hatte sie getan? Sie kickte ihre schwarzen Schuhe unter das Bett, zog sich mit geschickten Bewegungen die Strumpfhose aus und warf sie den Schuhen hinterher. Dann erhob sie sich und ging zum Spiegel hinüber.
Ihre Lippen sahen aus, als ob sie soeben leidenschaftlich geküsst worden wären. Moment mal! Sie waren leidenschaftlich geküsst worden. Ihre Knie waren jetzt noch weich von der Wirkung, die dieser Kuss auf sie gehabt hatte. Sie fuhr leicht mit dem Zeigefinger über ihre Lippen, schloss dann die Augen und erinnerte sich daran, wie Joshua seinen Mund auf ihren gepresst und wie er mit seiner Zunge den Innenraum ihres Mundes erforscht hatte. Dann schlug Kit die Augen wieder auf und schaute sich an. Make-up-Entferner. Sie brauchte jetzt unbedingt Make-up-Entferner. Kit drehte sich um, holte ihre Kulturtasche aus dem Gepäck und ging damit zum Waschbecken hinüber. Mit automatischen Bewegungen begann sie, ihr Gesicht abzuschminken.
„Kit?“ Kit drehte sich um und sah, wie Georgia in die Kabine trat. „Geht es dir
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