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Bilder von dir: Roman (German Edition)

Bilder von dir: Roman (German Edition)

Titel: Bilder von dir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Racculia
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Missverständnisse der anderen Leute – das ist das Medium, mit dem ich arbeite.«
    Oneida ließ sich Wendys Worte durch den Kopf gehen. Sie spürte seine auf sie gerichteten Augen, die sie beim Denken beobachteten.
    »Ich kann … Ich kapier’s nicht.«
    Oneida war nicht klar, dass sie genau das gesagt hatte, was Wendy mit Garantie verletzen würde, bis ihm das Gesicht herunterklappte und etwas in seinen Augen trüb und abwesend wurde. Ganz so, als würde dieser neue Wendy, der sich auszudrücken verstand, sich angeregt unterhielt und – mein Gott, das war so bizarr, dass sie es kaum glauben konnte – mit ihr flirtete, hinter einer Kulisse des alten Wendy verschwinden, und Oneida spürte, wie die alten Ängste wieder zurück in ihre Magengrube sickerten. Sie vermisste den neuen Wendy bereits. Sie mochte den neuen Wendy, und es gefiel ihr, was sie empfand, wenn sie mit ihm sprach.
    »Ich meine, ich kapier es schon«, log Oneida diplomatisch.
    »Wirklich?«, erwiderte Wendy, zog die Stirn kraus und rieb sich seine Narbe. »Dann hast du mich also verarscht?«
    »Deine irrigen Vorstellungen … sind das Medium, das mich einbezieht?«, brachte Oneida vor. Als Wendy lachte, setzte das einen Freudenfunken in ihr frei, gemischt mit einer Prise Angst. In dieser Küche passierte etwas, worauf sie nicht vorbereitet war, nicht nur, weil es gänzlich unerwartet kam, sondern auch, weil es ihr noch nie zuvor passiert war und sie keine Möglichkeit hatte, dieses merkwürdige Ziehen in ihrer Brust vorherzusehen: was es bedeuten mochte, was es bei ihr auslösen würde. Ihr ganzer Körper schien leicht zu vibrieren und erwartungsvoll zu summen. War das das Gefühl, wenn man … aber an dieser Stelle war sie zu pragmatisch, zu zynisch, auch nur die Worte sich verliebte zu denken, also versuchte sie sich an das zu erinnern, was Mona über das Erkennen verwandter Seelen erzählt hatte. Fühlte es sich etwa so an, wenn man sich selbst in jemandem erkannte, den man schon tausendmal gesehen hatte und von dem man glaubte, ihn tatsächlich zu kennen? Sie stimmte in das Lachen ein, es war ein unsicheres Lachen, das ein wenig zu schrill und zittrig klang, um ihr eigenes zu sein. Sie blickte auf und Wendy starrte sie an und lächelte und alles war zu bizarr, zu neu, um wahr zu sein.
    »Mann«, sagte sie mit Glotzaugen und blinzelte, weil sie aufwachen wollte.
    »Ich weiß, dass es viel ist, was du da verarbeiten musst. Mein Alter Ego und alles.« Achselzuckend verschränkte Wendy die Arme vor der Brust. Oneida schüttete den Rest ihres Getränks in den Ausguss, denn es kribbelte sie ohnehin schon so sehr im Magen, dass sie nicht noch mehr Zucker dazugeben wollte. »Du kannst mich aber ruhig weiterhin Wendy nennen, wenn dir das lieber ist«, sagte er, und ehe Oneida dazu kam, ihn zu fragen, wie sie ihn sonst nennen sollte, beugte Wendy sich über sie und küsste sie.
    Ach du heiliger Bimbam , telegrafierte Oneidas Gehirn in dem Moment, da es noch zu rationalen Überlegungen in der Lage war, bevor sie sich der Wahrheit, dass Wendys Mund auf ihrem lag, nicht mehr entziehen konnte; bevor sie rückwärts in den Kühlschrank stolperte und Wendy, der an ihr dranklebte, mit ihr; bevor ihr Rücken gegen Magneten und Einkaufslisten und – wie sie sich zu erinnern glaubte – einen orangen fotokopierten Flyer für den Halloween-Karneval von Ruby Falls gepresst wurde, auf den sie seit ihrem achten Lebensjahr nicht mehr gegangen war; bevor sie merkte, dass ihre Hände wie wild in der Luft schlugen, weil sie zwar wussten, dass sie irgendwohin gehörten, aber nicht genau, wohin , und sie etwas Seltsames, Feuchtes und Warmes spürte und die Banane schmeckte, die er zum Frühstück gegessen hatte; bevor sich ihr die ganze Wucht dieses Augenblicks für den Rest ihres Lebens einprägte, und ganz gewiss, bevor sie an Andrew Lu dachte.
    »Oh mein Gott«, nuschelte sie, denn ihre Lippen waren noch immer mit denen Wendys verbunden. »Oh mein Gott, was ist mit Andrew?«
    Wendys Gesicht kam ihr riesig vor, wenn es so nah an ihrem eigenen war. Sie schielte, als sie ihm in die Pupillen schaute. »Er kommt nicht«, sagte Wendy und beugte sich über sie, um sie noch einmal zu küssen, aber sie stemmte beide Hände gegen seine Brust und fragte, was das heißen solle?
    Wendys Augen huschten bedächtig hin und her. »Ich meine damit«, sagte er, »dass er nicht kommt.«
    »Und was ist mit Dani?«
    »Äh, die kommt auch nicht.«
    Oneidas Herz frohlockte. »Und warum

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