Bis hierher und nicht weiter
seiner Gefühle so nah gekommen war -, hatte sie gewusst, dass er sie liebte. Nur besaß er eben nicht die gerings te Übung darin, die Worte auszusprechen.
Vermutlich konnte er seine Gefühle für sie nicht einmal richtig deuten, aber sobald ihm erstmal klar werden würde, wie gut sie zusammenpassten, würde er wissen, wie es um sie beide stand.
Lily hatte ihn bereits zermürbt, indem sie ihm ein weiteres Liebeszitat in einer Karte mit einem Foto der Bourbon Street im Regen geschrieben hatte. Er sollte es heute Abend lesen, bevor sie ihm ihre Liebe gestand. Außerdem hatte sie überall im Zimmer Kerzen aufgestellt und ihre Lieblings-CD von Miles Davis in den CD-Player gelegt. Neben dem Zitat lag ein besonders eingepacktes Geschenk für Preston.
Da er alles besaß, was man mit Geld kaufen konnte, hatte sie lange darüber nachgedacht, um etwas zu finden, was man nicht mit Geld kaufen konnte. Schließlich hatte sie sich für eine Collage ihrer gemeinsamen Zeit auf einem roten Herzen entschieden.
Ein Foto von ihnen beiden bei der Hochzeit ihrer Cousine Marti bildete das Zentrum, und darum herum hatte sie das Deckblatt des Streichholzheftes aus dem „Van Benthuysen-Elms Hotel” geklebt, wo sie zum ersten Mal über Liebe philosophiert hatten.
Eine Postkarte aus dem Rockefeiler Center, eine Muschel, die sie an ihrem gemeinsamen Wochenende auf der Yacht gesammelt hatte und andere kleine Erinnerungsstücke vervollständigten ihre Collage.
Sie wollte Preston die Liebe zeigen, mit der sie ihn überhäuft hatte, damit ihm klar wurde, wie viel sie einander bedeuteten und wie eng sie miteinander verflochten waren.
Jemand klopfte an die Schlafzimmertür der Suite, die sie für Preston eingerichtet hatte. Er musste es sein. Lily betrachtete sich ein letztes Mal im Spiegel, ehe sie zur Tür ging, um ihn hereinzulassen.
„Hallo, Engel.”
Preston war einfach dazu geboren, einen Smoking zu tragen.
Neben ihm kam sie sich in ihrem auffallenden Abendkleid beinah zu knapp bekleidet vor. Es musste etwas mit seiner entspannten Art, sich zu bewegen, zu tun haben. Wie dem auch sei, die Intensität seines Blickes versicherte ihr, dass er ihr Outfit nicht anstö ßig fand.
„Dreh dich um”, forderte er sie auf.
Langsam vollführte sie eine Drehung. Sie fühlte sich herrlich feminin und war stolz auf ihren Körper. Und als sie seine Lippen auf ihrem Nacken spürte, schmiegte sie sich an ihn. Nur mit Preston fühlte sie sich so ganz.
„Umwerfend. Wollen wir die Party ausfallen lassen und lieber hier bleiben?”
„Nein. Ich habe viel Geld für dieses Kleid ausgegeben.”
„Es ist eine Schande, dass nichts davon für Stoff war.”
„Ha.”
Er betrachtete sie weiter mit einem Blick, den sie beunruhigend fand. War das Kleid doch nicht richtig? „Es ist doch in Ordnung, oder?”
„Was?”
„Mein Kleid.”
„Ich fürchte, ich werde den ganzen Abend damit verbringen, sämtliche Männer auf der Party zu verscheuchen, damit sie nicht versuchen, dich mir wegzunehmen.”
Sie lächelte und schmolz dahin. „Niemand könnte mich dir wegnehmen.”
Ein finsterer Ausdruck trat in seine Augen. Er glaubte einfach nicht daran, dass irgendein Gefühl von Dauer sein könnte. Selbst die Lust endete irgendwann. Erfolg und Siegestaumel waren kurzlebig. Wie konnte Liebe da von Dauer sein? Lily spürte förmlich, wie er sich diese Frage stellte.
„Ich würde für dich bis zum Tode kämpfen, Preston.”
„Hoffen wir, dass es nicht so weit kommt. Für eine Schlacht sind wir nicht richtig gekleidet.”
Er drehte sich mit ihr so, dass sie sich im Spiegel sahen. Preston stand stark und groß hinter ihr. Der Mann ihrer Träume, von dem ihr nicht klar gewesen war, dass sie ihn gesucht hatte, bis sie ihn fand.
„Ich komme mir vor wie eine Märchenprinzessin.”
„Heute Abend bist du das auch.”
„Was passiert um Mitternacht?” fragte sie, da sie sich nicht mehr zurückhalten konnte.
„Da wird dir der Prinz jeden deiner Wünsche erfüllen.”
„Das tust du bereits.”
„Nun, heute Abend muss ich dich etwas Wichtiges fragen”, erklärte er und führte sie aus dem Zimmer.
Preston hatte beschlossen, Lily darum zu bitten, ihn nach Barbados zu begleiten und dort mit ihm zu leben. Natürlich würde sie niemals bereit sein, jemanden zu heiraten, der sie nicht lieben konnte. Er hatte versucht, sich einzureden, dass es in Ordnung sei, sie wegen der Liebe zu belügen, aber das war ihm nicht gelungen. Beziehungen, die auf Unwahrheiten
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