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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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nach Vertreibung der verbündeten Artillerie aus ihrer alten Hochburg bei Ypern Meister gingen, bleibt verwunderlich. Nachdem erkannt, daß keine Überwältigung mehr möglich war, hatte man aber wenigstens den Trost, möglichst viel Reserven Fochs dorthin gelockt zu haben. So schlecht alle bisherigen Angriffe außer bei Moreuil ineinandergriffen, war der äußere Achtungserfolg ein immer noch erfreulicher und Buats Kritik, als ob schon jetzt die ganze Offensive aussichtslos, ist eine vorwitzige après coup .
IV.
    Wie Quast am 9. April bei Armentières das Portugiesenkorps, so zerstäubte Boehn überfallartig die 6. franz. A. Nach franz. Darstellung so überraschend, daß eine Weile der Weg bis Provins ins feindliche Hauptquartier offenstand. Solche »Lücke« scheint eine Lieblingsvorstellung der Ententekritiker und wirft ein übles Licht auf ihre Abschätzung geschlagener Truppen. Wenn die Franzosen aber wirklich in Panik bis an die Seine zurückrannten, so hätte der Kronprinz allerdings schon im Juni bei Meaux-Rebais-Montmirail stehen und von dort entweder auf Paris oder dem Rücken der Feindstellung Reims-Champagne drücken können. Dann ist aber vollkommener Widerspruch, daß die Ententekritiker ihm umgekehrt sein späteres Vorgehen über Ch. Thierry zum Vorwurf machen als Verletzung natürlicher Grundsätze. Wieso denn? Erstens ist jene absolute »Lücke« kaum glaublich, bei aller Feldflucht wird De Maistre doch an der Marne einigen Widerstand geleistet und am Gr. Morin seine Trümmer gesammelt haben. Nichtsdestoweniger wäre sofortiges Nachstoßen allerdings aussichtsreich gewesen und, wie man den Kronprinzen kennt, hat er dies wohl auch befürwortet. Doch ebenso abwägend als kühn durfte er sich nun zweitens nicht blind stellen für Fochs Flankenstellung bei Compiegne, erst nach deren teilweiser Beseitigung am Ourcq konnte man gefahrlos ins Morintal hinabstoßen. In solchem Falle ist aber drittens reine Phrase, daß der Kronprinz nicht angesichts des Gegners über die Marne gehen sollte. Besannen sich etwa die Verbündeten im September 1914 dies zu tun, trieben sie nicht auch später oft ihre Scharen über die Aisne gegen vorbereitete Stellungen, gelang nicht im Sommer 1917 den Briten der Kanalübergang bei Ypern trotz konzentrischer Kanonade? Was die können, können Deutsche noch allemal. Gleichwohl wird niemand billigen, daß eine so lange Pause verstrich und Foch sich nun südlich der Marne neu aufbauen konnte. Auch hier war zweifellos Lud. das retardierende Element, da wir ja Gleiches aus früheren langen Pausen kennen.
    Alle Ententekritiker sind sich längst darüber klar, wie sehr dies getrennte Nacheinanderangreifen die Wurzel des strategischen Mißerfolgs in sich trug, weil kein Erfolg auf den anderen zeitlich und räumlich rückwirkte. Man schützt vor, daß Umgruppierung von Artillerie, Munition, Fliegern auf verschiedene Punkte große Schwierigkeiten machte. Für geregelte Lage mag solche Methodik passen, hier aber war eine gespannte, wo man auf Nebendinge nicht achten durfte. Etwas mehr oder weniger Vorbereitung hätte die Überraschung des Aisneangriffes nicht verhindert, übrigens verdankte Hutier seinen Märzerfolg nicht besonderer Artilleriearbeit, denn damals war die schwere Artillerie ja auch wesentlich Below zugeteilt. Es ist die gleiche Geschichte wie mit dem verspäteten Flandernangriff. Wäre dieser Ende März, d. h. 18 Tage früher gleichzeitig mit dem sonstigen des Pr. Rupprecht erfolgt, so wären die Nachteile der Witterungsverhältnisse zehnfach wettgemacht worden durch das harmonische Ineinanderfließen des kombinierten Angriffs von 5 statt von 3 Armeen. Byng hätte dann nicht ausgiebig unterstützt werden können, Belows schwere Verluste wären ihm erspart geblieben. Wer greift frontal an, wenn eine Flankenwirkung wie hier durch Quast möglich ist! Aber nur feste druff, unnötigen Raum erobern, immer hübsch taktisch denken, Strategie ist für Ölgötzen bei der Studierlampe! Es besteht nicht der kleinste Zweifel, daß bei Angriff der 4., 6. A., Versagen der 17., von Haus aus Verstärken der 2., sofortiger Linksziehung nach Südwest nicht nur Amiens genommen, sondern ein allgemeiner taktischer Sieg von noch viel größerem Umfang errungen worden wäre. Ohne des Kronprinzen rechtzeitiges Abdrehen Hutiers nach Süd-Südwest dürfte Lud. sich heute nicht »seines« März-Sieges rühmen, es wäre kompletter Mißerfolg gewesen. Wäre 17. A. auf mindere Stärke herabgesetzt,

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