Bismarck 04
Amiensstellung entblößte, doch bei jetziger Lage, wo man auf Amiens verzichtete, nichts Erkleckliches bedeutet hätte. Es war also geboten, von der ganzen Front Rupprechts alles wegzunehmen, was über reine Defensivfähigkeit wegging, dagegen nicht nur die 7. A. aufs äußerste zu verstärken, sondern auch die 18. zu erneutem energischem Vorstoß auf Creil-Compiegne reif zu machen. Es ist nicht ersichtlich, daß irgendetwas davon geschah, jedenfalls lag 18. A. so still wie 2., 17., ohne ihre Massen entsprechend aufzulösen und ganz auf 7. A. zu übertragen. Ganz selbstverständlich mußte der französische Angriffswinkel bei Cotterets jetzt zerdrückt, Fayolle durch 9., 7. A. in der Flanke aufgerollt werden, was bei starkem Losbruch Hutiers auf Compiegne wie am Schnürchen gegangen wäre. Des Kronprinzen Vorgehen über Ch. Thierry traf also das richtige, gemeinsame Handlung der 7. und 18. A. war das natürlich Gebotene. War Boehn entsprechend groß aus 2., 17. A. verstärkt, behielt er ja noch Kraft genug, über Dormans-Epernay der Reimsarmee in den Rücken zu fallen. Dagegen erscheint Einems Angriff in der Champagne als sehr verfrüht, er diente nur dazu, den Feind auf neue Verteidigungslinie zu treiben. Strategischer Erfolg war hier nur denkbar, wenn Armee Gallwitz als selbständiger Operationsfaktor stark genug gemacht und zu Vorstoß über die Maas bereit wurde, vereint mit gleichzeitigem Druck Mudras durch die Argonnen. Doch davon keine Spur. Jedenfalls gebot jede Vorsicht, den Reims-Plan zu verschieben, bis man nördlich Paris reinen Tisch machte.
Laut Wright verlor Haigh seit 20. März bis 1. Juni 387 000 (19 000 Off.), davon im März 173 700 (8840 Off.), nie seien Briten in solchen Schwaden niedergemäht wie bei diesem »größten deutschen Sieg im Weltkrieg«, »das kleine Häuflein der Überlebenden (!) schwebte am Rand des Verderbens«, »Berechnungen wurden angestellt, ob es möglich sei, den Rest (!) der Britischen Armee nach England hinüberzuretten.« Offenbar nur die zunächst betroffenen Teile bei obigen Ziffern gemeint und Gefangene alle ausgelassen, außerdem unmögliches Offiziersverhältnis 1:20, wahrscheinlicher 587 000. Da die Verluste der Franzosen im April-Mai denen der Engländer wenig nachstanden, müssen die Verbündeten seit 20. März die ungeheure Zahl von 1 Million Tote und Verwundete eingebüßt haben, die deutsche Vermutung war nicht zu hoch, sondern zu niedrig. Der Sieg bei St. Quentin war laut Wright der größte, der je in Frankreich (über Engländer) erfochten. Indessen ist richtig, daß die Angriffswucht gegen Amiens abnahm und die 2. A. umsonst versuchte, von Albert aus nördlich zu umfassen. Below, dessen neuer Angriff erst am 6. April begann und sogleich stockte, nachdem 18. A. schon ihren glänzenden Sieg erfocht, aber zum Stillstand kam, war festgerannt. General Buat behauptet, Ludendorff hätte richtiger den Hauptangriff über Lens verlegen sollen, um nordöstlich Abbeville die Engländer in zwei Stücke zu zerschneiden und so auch Amiens zu bedrohen. Wir betonten von jeher, daß deutsche Offensive längs der Lys stets das strategisch Richtige gewesen wäre, jetzt aber änderten die Verhältnisse sich sehr, die Engländer standen mit großen Massen bis Roulers und ein Stoß auf Lens – den wir nie empfahlen – war jetzt einigermaßen gefährlich, selbst wenn er ähnlich gelungen wäre wie bei St. Quentin, was wir stark bezweifeln. Buat meint, St. Quentin als Ausgangspunkt des Angriffes sei doch von Amiens sehr weit entfernt, eine falsche Unterschiebung, denn nur Hutier griff dort an, nicht Marrwitz, der nordöstlich davon gegen Westen antrat und aber nicht rasch genug vor Amiens gelangte. Die dortige Gegend ist sehr verteidigungsfähig und die Franzosen verlegten mit stets neuen Reserven den Weg. Wir glauben, daß Marrwitz anfänglich nicht seine ganze Macht entfaltete, so daß Foch Zeit behielt, sich vor überraschender Überrennung zu verwahren. Daß eine solche glücken konnte, zeigt Hutiers gewaltiges Vordringen. Übrigens machte in der Wüstenei der zerstörten Zone der Verpflegungsnachschub bei Marrwitz und wohl auch Below zu schaffen, weshalb die Wahl, südlich von St. Quentin auf Noyon anzudrehen, sich von selber für Armee Hutier empfahl. Wir können Buat um so weniger beipflichten, als alle Vorteile eines glücklichen Zentrumstoßes sich aufdrängten, sobald Hutier über die Somme am linken Oiseufer aufwärtsdrang. Als Teile Boehns, sich
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