Bismarck 04
nachgeben müssen und nach dem südlichen wurde auch das nördliche Marneufer zuletzt völlig geräumt, wo Contas Nachhut bis 27. Mitrys Marneübergang hemmte. Armee Desgouttes befand sich im Nachstoßen bis 27. am Ourcq. Solange aber Armee Mangin (diesen General finden wir bei Kriegsbeginn als einfachen Brigadechef, wie auch den Generalissimus Petain) nicht bei Soissons durchdrang, war an ernste Gefährdung Boehns nicht zu denken.
Die deutscherseits angeblich beabsichtigte Abnutzungsschlacht kostete jedenfalls dem Feind riesige Opfer, wobei er wieder seine Schwarzen schlachtete und Äquatorien entvölkerte; der deutsche Verlust kann unmöglich sehr groß gewesen sein. Wenn Clemenceaus »freier Mann« feststellte, die Deutschen hätten seit 20. (!) eine Million Mann verloren, so fragt man nach so wahnwitzigen Märchen, was dann überhaupt noch von französischen Siegesangaben zu halten sei. Am 23., 24. kam die Schlacht zum Stehen, wie sogar Ententekritiker kleinlaut eingestanden, obschon General Fayolle als Leiter des Kampffeldes zwischen Aisne und Marne den Angriff sogar auf Stellungen der Armee Hutier an der Avre ausdehnte. Diese blieben erfolglos, ohne daß Hutier aus seiner beobachtenden Ruhe kam. Fochs Absicht schien zu sein, da er westlich Soissons Brücken über die Aisne schlagen ließ, Boehn von Westen her aufzurollen, während seine anderen Massen aus Süden in Richtung Fismes westlich von Reims vordringen sollten. Es kam jedoch zu nichts. Einen Augenblick schien es, als ob er eine innere Naht auftrennen werde, als er bei Villemontoire eindrang. Dies währte aber nur kurze Zeit, ein Gegenstoß warf ihn zurück. Große Tankgeschwader hatten nur vorübergehenden Erfolg, und wurden zusammengeschossen. Deutsche Fluggeschwader störten empfindlich die Zufuhrstraßen, was ihnen freilich die Ententeflieger ähnlich vergalten. Die deutschen Etappenwege besonders am Damenweg waren spärlich und beschwerlich, die französischen ungleich besser, was bei Artillerieverschiebung besonders ins Gewicht fiel. Dennoch flaute Fochs Offensive ab, die Opfer waren übergroß. Die amerikanische 2. Division wurde vernichtet, Amerikaner und Italiener ergriffen mehrfach die Flucht, solches Würgens ungewohnt. Schon waren auch englische Divisionen in der Champagne verbraucht worden und England war höchlich unzufrieden mit Fochs Offensive. Seine Sorge hieß natürlich Calais, während Foch nur darauf brannte, Paris zu decken. Aus solchem inneren Zwiespalt der Interessen konnte nichts Gutes keimen.
Einen peinlichen Eindruck machte freilich der besondere Zwischenfall, daß ehrlose deutsche Überläufer mancherlei über deutsche Pläne verraten hatten. Die Kriegsmüdigkeit führte hier zu psychologischen Ermattungssymptomen, die bisher im deutschen Heere unbekannt blieben. Die »Manövrierarmeen« Mitry und Mangin trugen jetzt den Hauptkampf, Gouard und Berthelot waren abgekämpft, Desgouttes furchtbar mitgenommen. Vor den Korps Watter, Winkler, Etzel verbluteten am 24., 25. alle weiteren Angriffe Mangins. Mitry suchte südwestlich Reims vorzudringen, doch Mudras Rechte leistete harten Widerstand. Die Alliierten hatten hier auch zwei italienische Divisionen und Teile des »Kolonialkorps« sowie Bataillone Senegalneger außer den französischen Massen. Die Italiener waren bald abgekämpft, Engländer traten in die Lücke, ebenso südlich Soissons. Die Artillerie spielte auf der ganzen langen Linie, angeblich litt 1. Gardekorps schwer, doch sind das lauter Ententebehauptungen. Von den 800 Tanks, die anfangs vorfuhren, blieben sehr viele zerschossen liegen. Aber den Wald von Cotterets, wo Mangin seine Sturmscharen verdeckt angesammelt hatte, drang er wenig hinaus und längs dem Ourcq waren die Fortschritte nicht wesentlich. Oulchy le Chateau behauptete Boehn immer noch, der Feind überschritt nur den Bach von Nanteuil. Im ganzen kam die Gegenoffensive Fochs nur 5 km weit, nur an einzelnen Stellen 15 km , welch ein Gegensatz zu dem deutschen Raumgewinn! Zuletzt wurde freilich Oulchy genommen, doch blieben immer noch deutsche Teile zwischen Marne und Ourcq, Fayolle gab lange jede Hoffnung auf, bei Soissons durchzudringen. Die Kämpfe nördlich von Dormans führten anfangs nur zu Raumverlusten Mitrys und Desgouttes', ein Angriff Berthelots vom Bergwald her erstickte. Gerade bei Mangin müssen die Verluste später grauenhaft gewesen sein, Bereitschaftsstellungen wie in der Mulde von Croissy faßte das deutsche Vernichtungsfeuer mit
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