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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Flandern später Artillerie aus der Reimser Front hinüberschaffte und daher erneuter Angriff von Kemmel sich endlos verzögerte, will nicht einleuchten und soll wohl nur als Entschuldigung der Verzögerung dienen. Der freiwillige Stillstand auf der Hauptfront im April–Mai war ein Nettoverlust für Ludendorff, denn mittlerweile rückten 20 sehr starke amerikanische Divisionen in die Übungslager ein und es konnte nicht mehr lange dauern, daß sie in die Front gingen. Man zweifelte zu lange an den transatlantischen Organisationswundern und wir müssen es wunderbar nennen, daß ein Seetransport von mindestens 700 000 (angeblich über 1 Million) Bewaffneten inkl. Artillerie in so kurzer Frist glücken konnte. Der deutsche U-Bootkrieg war so »uneingeschränkt«, daß er nirgends Transporte behelligte. Diese Blamage verdankte man dem beispiellos leichtfertigen Bluff, mit völlig ungenügender Zahl von U-Booten einen solchen Weltspektakel loszulassen. Als man triumphierend das »Uneingegeschränkte« verkündete, begingen die rasenden Alldeutschen und ihre Hintermänner den dümmsten Struwelpeterstreich. Unter allen Umständen wog selbst die äußerste U-Blokierung Englands Wilsons Kriegseintritt nicht auf, doch es hätte noch ein Quantchen Vernunft gehabt, wenn man über solche U-Bootgeschwader verfügte, daß man den amerikanischen Seetransport absperren und Schiff für Schiff torpedieren konnte. Doch mit so winziger Zahl die Welt herauszufordern war halber Wahnsinn, bloß mit der unübertrefflichen Meisterschaft der Handhabung konnte man doch solche Aufgabe nicht erfüllen. Die eselhafte Michelsregierung rechnete aber gar nicht damit, daß Wilson, mit der Devise »Wilson ist der Friede« gewählt, ein durchtriebener Schelm sei, der, schon vor dem Kriege mit England handelseinig, nur auf den Vorwand lauerte, womit er die überwiegend kriegsfeindlichen amerikanischen Bürger durch Presse-Bearbeitung für Kriegseintritt reif machen und mit beispielloser Tyrannis jedes Widerstreben meistern könne.
    Diese tödliche Dummheit, an Wilsons Friedenswillen zu glauben, verdankt Michel seinen Obermicheln in der Wilhelmstraße, die sich doch sonst oft genug den ausschweifenden Forderungen der Alldeutschen widersetzten. Ist Ludendorff hier mitschuldig, so muß man davon kein Aufhebens machen, denn als bloßer soldatischer Fachmann braucht er nichts von Politik und Psychologie zu verstehen. Hätte man ihm derb und deutlich vorgehalten: Dieser neue Dummenjungenstreich blinden Übermuts bedeutet Amerikas Kriegserklärung, so hätte er gewiß abgewinkt. Sei dem, wie ihm wolle, Ludendorff wußte jetzt, daß immer mehr Amerikaner herüber kamen. Daß er dem Gegner so lange Zeit zur Erholung gewährte, ist durch nichts zu rechtfertigen. Er hätte den erschütterten Feind nicht loslassen dürfen, koste es, was es wolle. Wahrscheinlich langten inzwischen Reserven aus Rußland an, aber das erklärt nicht das erneute endlose Verschieben weiteren Angriffs bis 15. Juli. Es fochten also 17., 2., 18. A. ernstlich nur bis etwa 10. April, dann ewige Pause stationären Hindämmerns, nur bei 18. A. durch etwa viertägige Angriffstätigkeit im Juni unterbrochen. 4., 6. A. nur stark im April, nachher ziemliches Stilleben, 9., 7., 1. A. vom 27. Mai bis höchstens 15. Juni, dann wieder Pause von vier Wochen mit ganz geringer Unterbrechung. Was man dazu sagen soll, weiß man nicht, es sei denn, daß hier ein Gefühl der Schwäche vorliegt, seltsames Zagen nach steten Erfolgen. Jede schüchterne Erklärung, die L. vorbringt, ist zwecklos. Kam man einmal bis Ch. Thierry und Ourcq, so mußten 7., 9., 18. A. ihr Vordringen fortsetzen, man hätte übrigens damals die Marne unbehinderter überschreiten dürfen. Den Angriff auf Reims hatte L. genau studiert, er durfte ihn nicht so lange abbrechen, nachdem die Franzosen aus ihrer vergasten Vorderlinie planmäßig auf ihre zweite Stellung auswichen. Zeigten sich aber bei dieser Probe die Felsmauern des Reimser Bergwalds zu stark, dann mußte L. den ganzen Kampf dort sofort aufgeben, der unter allen Umständen mehr Opfer forderte, als seine Streitmacht ausgeben konnte. Übrigens war mit bloß zwei Heeren (1. und 3.) nichts Entscheidendes zu erzwingen, sobald 7. A. hauptsächlich westwärts abirrte und Gallwitz im Rücken der franz. Argonnen- und Champagnearmee sich nicht rührte. Statt zu verzichten, hazardierte L. erneut gegen die inzwischen verstärkte Reimsfront und fiel gleichzeitig über Ch. Thierry

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