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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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unausgesetzte Angriffsdrohungen auf der ganzen Front am Platze waren, um den Feind zu verwirren, so daß er nicht wußte, wohin seine Reserven gehörten. Daß Foch in aller Muße seine Reserven ins Marnetal hinüberziehen konnte, ohne daß Hutier ihn im Geringsten dabei störte, der sich auf Befehl ganz passiv verhielt, belastet Ludendorffs Feldherrntum in hohem Grade. Aber das Traurigste für ihn ist die unliebsame Erfahrung, daß Foch im Stande war, den Grundfehler der bisherigen deutschen Offensive zu vermeiden, nämlich das Aussetzen jeden Angriffs, wenn kein unmittelbarer Erfolg mehr winkte. Wir sehen Foch hier wieder als den Wohlbekannten der Marneschlacht, unermüdlich und jeden Mißerfolg sanguinisch abschüttelnd. Er flößte auch Haigh, einem taktischen Haudegen, seine Zuversicht ein und reizte die Briten durch maßlose Anpreisung der »zweiten Marneschlacht« als eines neuen »Wunders der Marne« zu eigenem Vorgehen. Was nun folgte, wird nie recht verständlich werden. Die deutschen Stellungen an der Somme waren nicht sonderlich fest und gut, Schießbedarf nicht reichlich vorhanden. Verpflegung ungenügend, die Stimmung gedrückt durch Bearbeitung mit Fliegerabwürfen entnervender Propagandaschriften und heimliche Pazifisten- und Bolschewistenseuche, trotzdem aber umschwebte die Fahnen noch der Nimbus von hundert Siegen und der Soldat nährte die alte Kriegstugend durch verbissenen Ingrimm verzweifelter Überzeugung, daß man siegen oder sterben müsse.
    Doch am Nebelmorgen des 8. August kam es wie ein böser Spuk über die 2., 18. A. zwischen Ancre und Somme, sieben treffliche Divisionen wurden überrannt und unter auflösenden Gefangenenverlusten zersprengt. Als aber die dortige Lücke gestopft wurde, drang am 10. die bisher so arg geschlagene Armee Humbert auch östlich davon im Oisetal ein. Hutier und Marrwitz mußten bis in die einstige Sommestellung zurückweichen. Um Reserven auszuscheiden, ordnete L. eine Verkürzung des bogenförmigen Vorsprunges an der Lys an, d. h. Rückzug der 4., 6. A. aus ihren eroberten Stellungen und es gereicht ihm nicht zur Ehre, daß er ein Abschiedsgesuch einreichte wie einer, der sich einer Pflichtverfehlung bewußt. Wieder ließ er sich überrumpeln, indem er den Blick nur nach Süden richtete, Haigh brach aber südlich Arras vor und warf die 17. A. so zurück, daß nur ein sehr erfolgreicher Gegenstoß am 22. das Gleichgewicht herstellte, was aber alsdann eine Überflügelung durch Haighs Rechte aufhob. Diese trieb 2. A. bis vor Peronne rückwärts und drang im Scarpetal aufwärts. Dies alles aber unter blutigsten Opfern und schwersten Kämpfen ruckweise und langsamer als Buats gefärbte Darstellung einräumt. Below gab Bapaume preis, doch nicht die Umgegend. Mangin zwang die 9. A. aus dem Oise- ins Ailettetal zu weichen, Linke bei Laffaux, wo sie aber fest blieb. Am 31. August stand das erschütterte deutsche Heer in der früheren sogenannten Hindenburglinie unter Verlust fast sämtlicher seit Ende März errungener Vorteile und schon baute man eine rückwärtige Linie zwischen Courtrai–Tournai–Valenciennes und Guise–La Fère bis Consenvoye und östlich Verdun. Unter der Devise »Hermann«, »Hunding«, »Brunhilde«, die an mytisches Germanenreckentum erinnern sollte, bewies diese hastig hergestellte Verteidigungslinie den völligen Zusammenbruch deutscher Hoffnungen. Daß die Verluste »ungeheuer« waren, ist Übertreibung. Verhältnismäßig ungeheuer waren sie freilich an Gefangenen und Überläufern, eine Schmach, die man im deutschen Heer noch nie so erlebt hatte. Jenes infame Gesindel, das den kämpfenden Kameraden »Streikbrecher« zurief, hatte wirklich gestreikt und es erfreut das Gemüt, zu wissen, daß diese ehrlosen Menschen nachher in Frankreich das namenlose Elend der Gefangenenlager und jede Peinigung in erhöhtem Maße genossen, da früher die Angst vor deutscher Vergeltung noch einigermaßen die Bande frommer Scheu anlegte. Das fiel nun weg und die liebwerten Kriegsmüden konnten darüber nachdenken, ob »Kriegsverlängerung« nicht doch noch solcher Kriegsbeendigung vorzuziehen sei. Ludendorff ergeht sich in schroffen Verwünschungen gegen bestimmte Truppenteile und wirft zwei Generalen vor, daß sie sich nicht eilig genug der Entente in die Arme werfen konnten. In der Tat scheint festzustehen, daß ganze Divisionen sich elend benahmen und stellenweise eine Panik um sich griff, die an die Jenaflucht erinnerte. Nachdem dies Heer sich

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