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Bitterfotze

Bitterfotze

Titel: Bitterfotze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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von uns als widerspenstiges und gehasstes Idealbild weiter. Aber sie lebt in heftiger Konkurrenz mit vielen anderen Idealen. Gott sei Dank! Sie muss sogar manchmal darum kämpfen, in uns drinnen zu überleben. Denn langsam, aber sicher wollen dank der Frauenbewegung die Frauen meiner Generation mehr als nur Mutter sein. Manche wollen nicht einmal Mutter werden.

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    ICH BETE ZU GOTT (1983)
    Auf der Rückseite des Hotels gibt es eine Tischtennisplatte. Wir spielen Rundlauf und halten nur an, um Fanta zu trinken und die Dillchips zu essen, die meine Mutter uns hingestellt hat. Die Erwachsenen sitzen weiter weg an einem Tisch und trinken Drinks. Ich höre, wie mein Vater laut wird und meine Mutter verstummt. Ihre Freunde Lars und Ann-Marie lachen über etwas, und da höre ich, dass auch meine Mutter ein bisschen lacht. Ich laufe weiter, treffe den harten Ball jedes Mal, wenn ich dran bin. Ich bin gut im Rundlauf-Tischtennis, wir haben es seit Monaten in jeder Pause im Aufenthaltsraum unserer Schule gespielt.
    Wir haben den ganzen Tag gebadet. Sind im flachen Meer weit hinausgeschwommen, über tiefe Abgründe und auf Sandbänke, die plötzlich da waren, sodass wir stehen konnten. Mein Vater hat erzählt, dass sich unter Wasser Strömungen bilden können, die einen in die Tiefe ziehen, als wir zurückschwimmen, habe ich im Tiefen Angst. Aber es passiert nichts, und hinterher ist es schön, in der Sonne zu liegen und warm zu werden.
    Wir wohnen neben dem Hotel in einem Haus mit blau gestreiften Tapeten und Korbstühlen. An den Wänden hängen Bilder vom Meer und von Möwen. Im Zimmer neben uns wohnt ein großer schlanker Mann. Wir saßen im Gemeinschaftsraum vor unserem Zimmer, als er aus seinem kam und die Treppe hinunterging. Dann machte er mindestens zehnmal das Licht an und aus, bis er schließlich das Haus verließ.
    »Das nennt man Zwangshandlungen«, sagt mein Vater und erklärt, dass manche Menschen, die nicht ganz richtig im Kopf sind, die Vorstellung haben, dass sie sterben, wenn sie nicht so und so oft das Licht an- und ausmachen, bevor sie den Raum verlassen. Ich denke daran, dass ich immer versuche, vier Stufen zu schaffen, bevor die Schultür hinter mir zuschlägt. Wenn ich es schaffe, weiß ich, dass auch diese Nacht mein Herz nicht aufhören wird zu schlagen. Aber jetzt denke ich, dass ich damit aufhören werde. Ich will nicht sein wie dieser Mann, nicht ganz richtig im Kopf. Groß und schlank und alleine.
    Plötzlich steht meine Mutter an unserer Tischtennisplatte, mit dem Kinderwagen, in dem mein kleiner Bruder schläft.
    »Kommt jetzt, wir gehen auf unser Zimmer!«, sagt sie mit ihrer harten Stimme. Ich sehe, dass mein Vater noch mit den Freunden am Tisch sitzt.
    »Kommt Papa nicht mit?«, frage ich.
    »Nein, er kommt später«, sagt meine Mutter und treibt uns an.
    Mein Vater schaut nicht auf, als wir vorbeigehen, und ich weiß, dass sie sich gestritten haben. Als wir zu unserem Haus kommen, ist alles dunkel, und ich hoffe, dass der verrückte Mann nicht irgendwo vor unserem Haus im Dunkeln steht. Nur wir und er wohnen hier. Ich habe Angst, aber schlafe schließlich ein, als meine Mutter mir zeigt, dass sie die Tür richtig abgeschlossen hat.
    Ich wache davon auf, dass das Bett, in dem meine Eltern schlafen, knarrt. Ein rhythmisches Poltern. Nach ein paar Sekunden höre ich meine Mutter sagen: »Wenn du nicht aufhörst, schreie ich um Hilfe!« Ich liege im Klappbett und denke, außer dem verrückten Mann wohnt niemand in diesem Haus. Ich liege mucksmäuschenstill und weiß nicht, was ich machen soll. Jetzt wird mein Herz aufhören zu schlagen, ganz bestimmt. Ich spüre es schon die ganze Zeit, aber gerade als ich versuche, die Hand auf die Brust zu legen, steht meine Schwester auf. Sie macht die Deckenlampe an und sagt mit lauter, ärgerlicher Stimme: »Was machst du da?«
    Ich sehe, wie sich mein Vater von meiner Mutter rollt, aufsteht und die Unterhosen hochzieht. Er kann kaum stehen, bekommt schließlich doch die Kleider an. Er sagt nichts, Mutter auch nicht. Er nimmt den Autoschlüssel und das Portemonnaie und steckt beides in die Tasche.
    Gerade als er aus der Tür gehen will, sieht er das rosafarbene Portemonnaie meiner Schwester, er schüttet das Geld heraus und steckt es ein.
    »Das ist mein Geld«, schreit Kajsa und beginnt zu weinen. »Mama, er nimmt mein Geld!«, heult Kajsa, und als Vater aus der Tür geht, sagt Mutter, dass sie morgen neues bekommt.
    »Und jetzt versucht zu

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