bK-Gruen, Sara
erlaubte Celia, ihren Schädel zu
untersuchen. Sanft ließ Celia den Finger über die Narbe gleiten.
«Es wird
besser. Weißt du, was ich an deiner Stelle machen würde? Ich würde mir einen
Reißverschluss drübertätowieren lassen oder ein paar Frankenstein-Nähte.»
«Ja klar.
Vielen Dank, eher nicht.»
«Das wäre
so lässig. Weißt du, damit würdest du sie zu deiner Narbe machen.»
«Sie
gehört mir auch so. Außerdem lasse ich die Haare darüberwachsen. Wie war der
Flug? Du hast offensichtlich den Nachtflug genommen», sagte sie mit einem Blick
auf die Nachttischuhr.
«Ich bin
getrampt.»
«Celia!
Du bringst dich noch irgendwann um!»
«Ziemlich
unwahrscheinlich. Ein Kirchenbus hat mich mitgenommen. Wir haben die ganze
Fahrt über Lagerfeuerlieder gesungen.»
«Nein,
das glaub ich dir nicht. Du hast mit Sicherheit keine Mitfahrgelegenheit
gefunden, die dich in einem Rutsch von Lawrence bis hierher kutschiert hat.»
«Na
schön, wenn du meinst. Gut, es war auch der ein oder andere Fernfahrer
dazwischen.»
«Celia!»
«Die
waren völlig in Ordnung.»
Celia
drückte sich an ihr vorbei und verschwand im Bad. «Und wann bist du
angekommen?», rief Isabel durch die geschlossene Tür.
«Gestern
Nachmittag.»
«Und wo
bist du untergekommen? Wo sind deine Sachen?»
Celia
erschien im Türrahmen, vergrub den großen Zeh im Teppich und senkte
schuldbewusst den Blick. «Ach so. Ich hab da so einen Typen getroffen ...»
«O Celia,
erzähl mir bitte nicht, du hast bei einem völlig Fremden übernachtet», sagte
Isabel.
«Reg dich
ab, Mamabär. Du weißt, dass ich gut auf mich aufpassen kann. Außerdem habe ich
ihn eigentlich nicht getroffen, sonder eher wiedergetroffen. Du wirst ihn auch wiedererkennen.»
«Also.
Wer ist er, und wo wohnst du?»
Celia
machte einen Schritt auf Isabel zu und fasste ihre Hände. Sie führte sie ans
Bett, setzte sich und klopfte neben sich auf die Matratze. «Setz dich.»
Isabel
gehorchte widerwillig.
«Wir
wohnen auf dem Campingplatz, aber im Augenblick ist er unten im Restaurant. Ich
möchte, dass du ihn kennenlernst.»
«Du hast
doch eben gesagt, ich würde ihn kennen.»
«Nein»,
sagte Celia leise. «Ich habe gesagt, du würdest ihn wiedererkennen.»
John
starrte missmutig den leeren Teller an. Das Mohegan Moon hatte ein
beeindruckendes Frühstücksbüfett zu bieten, aber er hatte sich letzten Endes
doch für Eier Benedict von der Karte entschieden. Die pochierten Eier gehörten
zu den ersten Speisen, die Amanda perfektioniert hatte, und waren sein
absolutes Lieblingsfrühstück. Die Sache mit der Musik im Motel tat ihm bereits
leid. Er kam sich kleinkariert und kindisch vor und schämte sich fast für seine
alberne Racheaktion. Sobald er gefrühstückt hatte, würde er zurücklaufen und
den PC ausstellen.
Der
grünhaarige Junge saß allein an einem Tisch in der Ecke. John hätte nicht
erwartet, ihn hier beim Frühstücken anzutreffen - ob er im Mohegan Moon wohnte?
Vielleicht war er einer dieser falschen Punks mit einem hübschen kleinen
Treuhandfonds im Rücken. Der sich in einem verzweifelten Versuch der
Abgrenzung die Haare färben und diverse Körperteile durchlöchern musste.
Wahrscheinlich gab es irgendwo im Hintergrund eine wahnsinnig nette Mutter, die
sich verzweifelt die Haare raufte.
Vor ihm
blitzte ein weißer Handschuh auf, und John erschrak. Der Kellner servierte ihm
einen großen Teller mit silberner Glosche. Als John die Glosche lüpfte, kamen
darunter zwei pochierte Eier in samtgelber Umhüllung zum Vorschein. Er freute
sich auf knusprig gebratenen, in Apfelholz geräucherten Speck und zwei auf dem
Grill geröstete goldbraune Reibekuchen. John atmete genießerisch ein und
streckte die Hand nach einer dieser niedlichen kleinen Flaschen mit scharfer
Soße aus, die Amanda immer «Handtaschentabasco» nannte. Manchmal sagte sie im
Scherz, aus den leeren Fläschchen könnte man sich hübsche Ohrringe machen. Er
wollte sich den Tabasco schon über die Kartoffelpuffer gießen, doch dann
überlegte er es sich anders und steckte die winzigen Flaschen ein, um sie
Amanda mitzubringen.
Isabel
vergrub die Stirn in den Händen. «Ich kann es nicht fassen. Wie um alles in der
Welt konnte es dazu kommen? Du hast ihn immer als Arsch bezeichnet.»
«Als
Saftarsch, um genau zu sein. Als ich gestern Nachmittag angekommen bin, habe
ich ihn beim Affenhaus mit einer Horde Müslifresser gesehen und ihm natürlich
sofort meine Meinung gesagt. Und dann hat er mir
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