bK-Gruen, Sara
ein bisschen erzählt, wie
seine Sicht auf die Dinge ist, und so sind wir ins Gespräch gekommen, und wie
sich herausstellte, sind wir, was Peter betrifft, vollkommen einer Meinung. Und
dann ist es eben passiert. Bumm!»
«Bumm?»
Isabel nahm die Hände vom Gesicht. «Bumm?»
«Ja.
Sozusagen.»
Isabel
warf sich rücklings aufs Bett und versteckte sich unter einem Kissen. Celia
war augenblicklich neben ihr und hob vorsichtig eine Ecke an. «Komm bitte mit
runter und lerne ihn kennen, ja?»
«Ich kann
nicht. Cat Douglas ist wahrscheinlich auch da unten. Sie hat mich erkannt.»
«Wenn
Catwoman dir zu nahe kommt, kriegt sie es mit mir zu tun.»
«Ich
glaube, gegen die hättest sogar du keine Chance, Celia.»
«Dann
verstecken wir uns.» Ihr Tonfall wurde bettelnd. «Komm schon, Isabel! Bitte!»
John
breitete sich die gestärkte Serviette über den Schoß und nahm Messer und Gabel
zur Hand. Er tauchte die Zinken in die Sauce hollandaise, auf der sich eine
dünne Haut gebildet hatte, und probierte. Sie war nicht ganz, wie sie sein
sollte - es war etwas darin, das nicht hineingehörte, wahrscheinlich irgendein
Verdickungsmittel, das Salmonellen verhinderte, sollte die Soße längere Zeit in
der Küche stehen.
Amandas
Hollandaise bestand aus nichts als Eigelb, Butter und Zitrone. Während sie «die
Eier Karussell fahren ließ», wie sie es nannte, war sie nicht ansprechbar, weil
es all ihrer Konzentration bedurfte, das Eigelb im heißen Wasserbad gerade so
lange zu schlagen, bis es die Konsistenz flüssiger Seide annahm. Im richtigen
Augenblick, just ehe die cremige Masse stockte, gab sie ein Stückchen weiche
Butter hinzu und kühlte damit die Eigelbmasse und den Topf selbst wieder ab.
Sie war jedes Mal aufs Neue außer sich vor Erleichterung und Siegestaumel,
obwohl John noch nie erlebt hatte, dass ihr die Hollandaise umgekippt wäre.
Sobald die Butter eingerührt war, drehte sie sich zu ihm um, tauchte den
Finger in die Schüssel und tupfte ihm damit auf die Zungenspitze. «So gut wie
heute war sie noch nie, oder?», pflegte sie zu fragen, ein Strahlen in den
Augen, und er sagte jedes Mal ja, weil es jedes Mal stimmte.
Doch das
war nicht alles, was an seinem Frühstück nicht stimmte. Die Eier selbst waren
viel zu rund, was bedeutete, dass sie nicht auf die klassische Weise pochiert
worden waren. John hätte den Unterschied früher nie bemerkt, doch seit Amanda
zur Kirche der heiligen Julia Child konvertiert war, postulierte sie, dass ein
Ei nur dann pochiert war, wenn es frei in kochendem Wasser geschwommen hatte.
Lediglich eine winzige Hilfestellung mittels Löffel und einem Schuss Essig war
erlaubt.
John
schnitt das Eigelb in der Mitte auf. Es hatte den perfekten Weichegrad. Dann
drehte er den gesamten Belag um, damit das Brot das Eigelb aufsaugen konnte.
Unter dem Ei kam statt des in Apfelholz geräucherten Specks eine Scheibe
ordinären Hinterschinkens zum Vorschein. Das würde es bei Amanda nie geben. Sie
verwendete entweder echten Canadian Bacon oder importierten italienischen
Prosciutto. Und zwischen Schinken und Ei versteckte sie meist noch etwas:
halbierte, leicht gedünstete grüne Spargelspitzen oder ein winziges Nest aus
Blattspinat mit einem Hauch Knoblauch. Amanda hatte nie verstanden, weshalb es
nur Benedict oder Florentine geben sollte und keine Mischform, und er stimmte
ihr von ganzem Herzen zu.
«Ist
alles zu Ihrer Zufriedenheit, Sir?»
«Hm?»
John kam in die Wirklichkeit zurück. «Oh. Ja. Danke», sagte er.
«Sehr
schön, Sir.»
Als der
Kellner wieder gegangen war, aß John ein Stückchen Schinken mit den Fingern.
Er war sich zwar nicht ganz sicher, ob man Frühstücksschinken mit den Fingern
essen durfte, aber er erntete deswegen keine bösen Blicke.
Bis auf
den Jungen in der Ecke. Er starrte John immer noch finster an, die Augen zu
hasserfüllten Schlitzen zusammengekniffen.
«Und du
willst wirklich ein Interview geben?», fragte Celia, als sie den Lift betraten.
«Ja. Aber
du darfst kein Sterbenswörtchen sagen. Zu keiner Menschenseele. Über nichts von
alldem.»
«Wieso
sollte ich mit irgendjemandem darüber sprechen?»
«Weiß ich
nicht, aber ... Hör zu. Es ist wirklich wichtig. Versprich es mir. Du redest
mit niemandem darüber. Und schon gar nicht mit deinem neuen Typen. Wie heißt er
überhaupt?»
«Nathan.
Du wirst ihn mögen.»
«Ja, ganz
bestimmt.»
«Gib ihm
eine Chance. Bitte.»
Isabel
sah sich ungeduldig um und trommelte mit den Fingern gegen die
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