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Black Cats 01. Was kostet der Tod

Black Cats 01. Was kostet der Tod

Titel: Black Cats 01. Was kostet der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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nachgrübeln, was er wohl gerade einem weiteren unschuldigen Opfer antat, aber das durfte er sich nicht gestatten. Das lenkte ihn nur ab, und dann litt seine Arbeit darunter. Der Fall erforderte, dass er sich ihm mit jeder einzelnen Gehirnzelle zuwandte. Und er musste jede Gefühlsregung beiseiteschieben, um sich später mit ihr zu befassen.
    Das Gleiche musste er von Stacey verlangen. Dean erinnerte sich daran, was geschehen war, bevor Wyatt angerufen hatte – als er erkannt hatte, wie sehr Stacey sich selbst die Schuld dafür gab, was mit Lisa passiert war. Er wollte ihr das gerne ausreden. Obwohl es nicht gerade zu seinen Stärken gehörte, Frauen zu trösten, und obwohl er genau wusste, dass sie nicht zu den Menschen gehörte, die unbedingt getröstet werden wollten, konnte er nicht umhin zu sagen: »Es war nicht deine Schuld.«
    Ihre Hände schlossen sich fester um das Lenkrad.
    »Stacey, du weißt genauso gut wie ich, dass sie zu dem Zeitpunkt, zu dem sie als vermisst gemeldet wurde, bereits tot war. Du hättest nichts tun können, um sie zu retten. Nicht einmal, wenn sie die Frau des Bürgermeisters wäre und die ganze Stadt über ihr Verschwinden in Aufruhr geraten wäre.«
    »Erzähl das mal ihrer Mutter«, lautete die knappe Antwort. »Erkläre bitte Winnie, dass die letzten anderthalb Jahre Weinen und Warten und Hoffen und Beten nicht meine Schuld sind, obwohl ich nicht daran geglaubt habe, dass ihrer Tochter etwas Schreckliches passiert ist.«
    Er wusste, dass er das nicht tun sollte, dennoch konnte er nicht anders, als die Hand auszustrecken und ihre Schulter zu berühren. Sie zuckte zusammen, nahm für einen Moment den Blick von der Straße und sah ihn an.
    »Jeder hätte genau das Gleiche gedacht«, beharrte er und konzentrierte sich ganz darauf, Staceys Aufmerksamkeit dahin zu lenken, wo sie hingehörte – in die Gegenwart statt in die Vergangenheit mit ihren Schuldzuweisungen. Er drückte sanft zu. »Ich hätte genauso gehandelt wie du. Und Wyatt auch. Bei jemandem wie Lisa, die schon früher verschwunden ist, wie du selbst gesagt hast … «
    »Ich weiß«, gab sie kopfschüttelnd zu. »Trotzdem war es nicht richtig.«
    Er nahm die Hand weg. Er wusste, dass Stacey sich so bald nicht vergeben würde. Irgendwann in der Zukunft, wenn sie dieses Schwein erwischt hatten, würde sie vielleicht nicht mehr so hart mit sich ins Gericht gehen. Aber vorher würde sie sich keine Ruhe gönnen, wenn ihn seine Menschenkenntnis nicht völlig trog.
    Womöglich mochte er sie dafür nur umso mehr. Die Ereignisse, die aus ihr die starke Frau gemacht hatten, die sie heute war, hatten ihr auch eine machtvolle moralische Überzeugung eingeprägt. Und das Bedürfnis, etwas zu verändern. Dean fand diese Mischung aus einer begehrenswerten, zuweilen neckischen Frau und einem harten, unversöhnlichen Wesen unglaublich verlockend.
    Vielleicht war dieser stählerne Kern in dem Feuer der schreck­lichen Ereignisse geschmiedet worden, die sie bei der Bundespolizei miterlebt hatte. Er selbst hatte weiß Gott nie so etwas durchgemacht wie sie an der Virginia Tech. Er wollte sie unbedingt in den Arm nehmen und ihr Trost spenden wegen der schrecklichen Erinnerungen, von denen sie höchstwahrscheinlich heimgesucht wurde.
    Aber natürlich konnte er das nicht einfach tun. So eine Geste würde sie niemals annehmen, wenn sie nicht von sich aus auf ihn zuging.
    Dean fragte sich allerdings, was nötig war, damit sie diesen ersten Schritt tat.
    Angesichts der Tatsache, dass er selbst nicht in der Lage gewesen war, sich seine eigenen Gefühle einzugestehen, bis die Entscheidungen seiner Exfrau sein Privatleben zerstört hatten, wagte er nicht einmal eine Vermutung. Er hoffte einfach nur, dass dann jemand bei ihr war, der sie verstand.
    »Kannst du mir einen Gefallen tun?«
    »Natürlich«, antwortete er.
    »Wenn ich es Winnie sage, behalte bitte ihren Ehemann im Auge, ja? Er ist nicht gerade der netteste Mann der Welt.«
    Deans Augen wurden schmal, während er versuchte, aus ihren knappen Worten mehr herauszuhören. Er fragte sich, ob Stacey Lisas Stiefvater im Verdacht hatte, sie ermordet zu haben. Ihm schien das äußerst unwahrscheinlich, denn es bedeutete, dass der Sensenmann so leichtsinnig war, jemanden aus der engsten Familie umzubringen. Aber Dean hatte schon so manchen leichtsinnigen Verbrecher gefasst. »Klar, mach ich.«
    Als sie wieder bei dem kleinen, düsteren Haus mit den herabgelassenen Rollläden ankamen, das sie gestern

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