Black Dagger 07 - Menschenkind
wunderschönen Maske der Qual verzerrte und sein Körper sich so fest anspannte wie ein Seil.
»Marissa …« Völlig unkoordiniert zerrte er sich den OP-Kittel über die Hüften, schirmte sich vor ihrem Blick ab. Dann spürte sie, wie er zuckte und erschauerte und etwas Warmes, Dickflüssiges in Wellen aus ihm herausströmte und über ihre Hand floss. Sie wusste instinktiv, dass sie ihren Rhythmus aufrechterhalten musste, bis es vorbei war.
Als seine Augen sich schließlich öffneten, waren sie glasig. Satt. Voller andächtiger Wärme.
»Ich will dich nicht loslassen«, sagte sie.
»Dann tu es nicht. Niemals.«
Langsam wurde er weich in ihrer Hand, ein Rückzug aus der Härte. Sie küsste ihn und zog neugierig die Hand unter dem Kittel hervor.
»Ich wusste nicht, dass es schwarz sein würde«, murmelte sie lächelnd, als sie ihre feuchten Finger betrachtete
Entsetzen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Um Gottes willen!«
Havers lief den Flur hinunter zum Quarantänezimmer.
Unterwegs sah er nach dem kleinen Mädchen, das er ein paar Tage vorher operiert hatte. Sie heilte gut, aber er machte sich Sorgen. Was, wenn er sie und ihre Mutter wieder in die Welt hinausschicken musste? Dieser Hellren war gewalttätig, und es war zu erwarten, dass sie bald wieder in der Klinik auftauchen würden. Aber was konnte er schon tun? Er konnte sie nicht auf ewig hier behalten. Er brauchte das Bett.
Danach ging er weiter, vorbei an seinem Labor, einer Schwester zuwinkend, die über ein Mikroskop gebeugt saß. Als er vor der Tür mit der Aufschrift PUTZZEUG ankam, zögerte er.
Er fand es furchtbar, dass Marissa mit diesem Menschen dort drin eingesperrt war.
Doch das Wichtigste war, dass sie sich nicht angesteckt hatte. Der gestrigen Untersuchung zufolge ging es ihr gut. Also würde ihre kleine Verirrung sie zumindest nicht das Leben kosten.
Was den Menschen betraf, so konnte er nach Hause gehen. Seine letzte Blutprobe war beinahe normal gewesen, und er gewann mit erstaunlicher Geschwindigkeit an Kraft,
weswegen es allerhöchste Zeit wurde, ihn aus Marissas Nähe zu entfernen. Havers hatte die Bruderschaft bereits angerufen und ihnen mitgeteilt, dass sie ihn abholen konnten.
Butch O’Neal war gefährlich, und zwar nicht nur wegen der Verseuchung. Der Mensch begehrte Marissa – das sah man in seinen Augen. Und das war nicht hinnehmbar.
Havers schüttelte den Kopf. Im letzten Herbst hatte er sich bemüht, die beiden voneinander fernzuhalten. Zuerst war er davon ausgegangen, dass Marissa den Menschen aussaugen würde, was völlig in Ordnung gewesen wäre. Aber als offensichtlich wurde, dass sie sich während ihrer Grippeerkrankung nach ihm verzehrte, hatte Havers einschreiten müssen.
Er hoffte so sehr, dass sie irgendwann einen wahren Partner finden würde, aber ganz sicher nicht einen minderwertigen menschlichen Raufbold. Sie brauchte jemanden, der es wert war, sie zu lieben, der sie verdiente; wenn es auch unwahrscheinlich war, dass sie bald auf so jemanden treffen würde, in Anbetracht der Meinung der Glymera von ihr.
Aber vielleicht … na ja, ihm war wohl bewusst, wie gut Rehvenge sie im Auge behielt. Das könnte funktionieren. Rehv konnte von beiden Elternseiten her auf starke Blutlinien zurückblicken. Er war vielleicht ein wenig … hart, aber in den Augen der Gesellschaft durchaus geeignet.
Möglicherweise sollte man diese Konstellation ermutigen? Immerhin war Marissa noch unberührt, so rein wie am Tag ihrer Geburt. Und Rehvenge hatte Geld, sehr viel Geld, obwohl niemand wusste, woher es stammte. Und was noch wichtiger war: Er ließ sich nicht von der Meinung der Glymera beeinflussen.
Ja, dachte Havers. Das wäre eine gute Verbindung. Die Beste, auf die sie hoffen konnte.
Nun fühlte er sich ein bisschen besser, als er die Schranktür aufstieß. Dieser Mensch war schon so gut wie weg, und
niemand musste erfahren, dass die beiden tagelang zusammen eingesperrt gewesen waren. Sein Personal war zum Glück verschwiegen.
Mein Gott, er konnte sich gut vorstellen, was die Glymera mit ihr anstellen würde, wenn sie wüssten, dass sie in so engem Kontakt zu einem Menschen gestanden hatte. Noch mehr Angriffsfläche konnte sich Marissas angeschlagener Ruf nicht mehr leisten, und um ehrlich zu sein, Havers selbst konnte es auch nicht mehr. Er war vollkommen erschöpft von ihren andauernden sozialen Fehlschlägen.
Er liebte sie, aber er war wirklich am Ende.
Marissa hatte keine Ahnung, warum Butch sie ins
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