Black Dagger 11 - Blutlinien
Regen ein, und Mr D hielt das Fliegengitter der Hintertür mit der Hüfte fest, während er aufschloss. Er ging in die Küche und hielt den Atem an; die beiden Leichen stanken erbärmlich. Der Mann und die Frau spielten immer noch makabre Bettvorleger, aber eine gute Seite am Lesser -Dasein war, dass man serienmäßig mit einem eigenem Lufterfrischer ausgestattet war. Innerhalb von Sekunden roch er sie nicht mehr.
Als er die Einkaufstüten auf der Arbeitsfläche abstellte, wehte ein extrem merkwürdiges Geräusch durchs Haus, ein Summen … wie ein Schlaflied.
»Meister?« Entweder das oder jemand hörte den Disney-channel im Radio.
Er ging ins Esszimmer und blieb wie angewurzelt stehen.
Omega stand neben dem ranzigen Tisch und beugte sich über den flach ausgestreckten, nackten Körper eines blonden männlichen Vampirs. Die Kehle des Vampirs war dicht am Kinn aufgeschlitzt, doch die Wunde war genäht worden, und zwar nicht im Stil einer Autopsie. Das war eine allerliebste, saubere kleine Naht.
War das Wesen lebendig oder tot? Mr D konnte es nicht erkennen – nein, Moment, die massige Brust bewegte sich kaum merklich auf und ab.
»Er ist so wunderschön, findest du nicht?« Omegas schwarze, durchsichtige Hand schwebte über den Gesichtszügen des Mannes. »Blond wie ein Lichtquell. Die Mutter war blond. Ha! Man sagte mir, ich besäße keine Schöpferkraft. Nicht wie sie. Aber unser Vater hat sich geirrt. Sieh dir meinen Sohn an: Mein eigen Fleisch.«
Mr D hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen, so als hielte man ihm ein Neugeborenes vor die Nase. »Er ist ein gutaussehender Bursche, Sir.«
»Hast du, was ich brauche?«
»Jawohl, Sir.«
»Bring mir die Messer.«
Als Mr D mit den Einkaufstüten zurückkehrte, legte Omega gerade eine Hand über die Nase des Vampirs und die andere auf seinen Mund. Dessen Augen klappten auf, doch er konnte nicht mehr ausrichten, als schwach nach der Robe Omegas zu schlagen.
»Mein Sohn, wehre dich nicht«, hauchte das Böse voller Genugtuung. »Die Zeit für deine zweite Geburt ist gekommen. «
Das panische Zucken wurde immer heftiger, bis die Fersen des Vampirs auf den Tisch klopften und die Handflächen auf dem Holz quietschten. Wild und unkoordiniert
schlenkerte er mit Armen und Beinen wie eine Puppe. Und dann war es vorbei und der Mann starrte mit leeren Augen und schlaffem Mund nach oben.
Zum prasselnden Regen draußen am Fenster wischte sich Omega die Kapuze vom Haupt und öffnete die Schnalle seiner Robe. Mit einer eleganten Bewegung streifte er das Gewand ab und warf den Seidenstoff quer durch den Raum. Er segelte in die Ecke und blieb dort aufrecht hängen, als wäre er auf einer Schaufensterpuppe drapiert.
Omega reckte sich, wurde lang und dünn wie ein Gummimann, bis er den billigen Kronleuchter, der über dem Tisch hing, oben an der Aufhängung erreichte. Er riss die Kette ab und schleuderte das Gerät ebenfalls in die Ecke. Im Gegensatz zu Omegas Gewand landete es nicht sanft, sondern hauchte – falls das nicht längst geschehen war – in einem Gewirr aus zerbrochenen Birnen und verdrehten Messingarmen sein Leben aus.
Nun hingen nackte Kabel wie Lianen aus der fleckigen Decke und baumelten über der Leiche des Vampirs.
»Messer, bitte«, sagte Omega.
»Welches?«
»Das mit der kurzen Klinge.«
Mr D wühlte in den Tüten, fand das Gewünschte und kämpfte dann geraume Zeit mit der dicken Plastikhülle, die so fest war, dass er sich vor Frust am liebsten selbst erstochen hätte.
»Schluss jetzt«, fauchte Omega und streckte ihm die Hand hin.
»Ich könnte eine Schere suchen – «
»Gib es mir.«
Sobald die Verpackung die Schattenhand des Meisters nur berührte, schmolz das Plastik, kräuselte sich von der Klinge und fiel als spiralförmige braune Schlangenhaut zu Boden.
Omega wandte sich dem Vampir zu, testete die Schärfe des Messers an seinem eigenen Schattenarm, lächelte, als schwarzes Öl aus dem Schnitt quoll.
Es sah aus, als würde er ein Schwein ausweiden, und es ging genauso schnell. Während Donner um das Haus grollte, als suchte er nach einem Weg ins Innere, zog Omega die Klinge mitten über den Körper des Vampirs, von der Wunde an der Kehle bis hin zum Nabel. Der Geruch von Blut und Fleisch stieg auf, übertönte den süßlichen Duft des Meisters.
»Bring mir die Kanope.«
Mr D holte eine blaue Keramikdose mit Deckel, die er in der Haushaltswarenabteilung gefunden hatte. Gleichzeitig war er versucht, den Meister darauf
Weitere Kostenlose Bücher