Black Dagger 20 - Schattentraum
Parkett- und Marmorböden. Jetzt stapelten sie sich wie Klafterholz an der Längswand im Wohnzimmer, zusammen mit den anderen Sachen.
Die wertvollsten Möbel und sämtliche Bilder würden zum Anwesen der Bruderschaft geschafft werden, für die Umsiedelung wollten sie einen Umzugslaster mieten. Was übrig blieb, würden sie dem Refugium anbieten, und was man dort nicht brauchen konnte, ging an eine andere Wohltätigkeitseinrichtung.
Mann … selbst nachdem sie zu viert zehn Stunden lang geschuftet hatten, war noch jede Menge zu tun. Doch der erste große Schub schien der wichtigste Teil zu sein.
Wie aus dem Nichts verbaute ihm Tohr den Weg und hielt ihn auf. »H allo, mein Sohn.«
Oh, hallo.
Sie klatschten sich ab und stießen die Schultern aneinander. Es war schön, nach der monatelangen Entfremdung wieder auf der gleichen Seite zu stehen. John war überrascht und tief gerührt gewesen, dass Tohr ihn bei dieser Sache dabeihaben wollte und ihm dadurch seinen Respekt erwies.
Andererseits hatte Wellsie, wie Tohr auf der Fahrt zum Haus erklärt hatte, John genauso gehört wie allen anderen.
»Q huinn habe ich übrigens heimgeschickt. Ich schätze, es gelten mildernde Umstände – und ich bin ja da.«
John nickte. Sosehr er seinen Freund liebte, schien es doch richtig, dass er und Tohr noch einmal zusammen allein in diesem Haus waren, und wenn auch nur für ein paar Augenblicke.
Wie lief es im Refugium?
»S ehr gut. Marissa war …« Tohr räusperte sich. »W eißt du, sie ist einfach eine wundervolle Frau.«
Das ist sie.
»S ie hat sich sehr über die gespendeten Sachen gefreut.«
Hast du ihr die Rubine gegeben?
»J a.«
John nickte erneut. Er und Tohr waren zusammen das bisschen Schmuck von Wellsie durchgegangen. Die Kette mit Armband und Ohrsteckern war das einzig wirklich Wertvolle gewesen. Der Rest war mehr von persönlichem Wert: kleine Anhänger, ein paar Kreolen, zwei winzige Diamantstecker. All das würden sie behalten.
»I ch habe das übrigens ernst gemeint, John. Ich möchte, dass du die Möbel nimmst, wenn du Verwendung dafür hast. Das Gleiche gilt für die Bilder.«
Also, es ist ein Picasso darunter, der mir wirklich gefällt.
»D ann gehört er dir. Alles, was dir gefällt, gehört dir.«
Uns.
Tohr neigte den Kopf. »D as stimmt. Uns.«
John ging noch einmal durch das Wohnzimmer, und seine Schritte hallten von den kahlen Wänden wider. Was war der Auslöser, es heute Nacht zu tun?, gebärdete er.
»D a gab es eigentlich keinen. Es war eher ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren.«
John musste sich eingestehen, dass ihn diese Antwort erleichterte. Die Vorstellung, dass dieser Schritt alleine Autumn zu verdanken war, hätte ihn wütend gemacht – obwohl das ihr gegenüber nicht fair war.
Das Leben ging weiter. Alles andere war ungesund.
Und vielleicht war seine schwelende Wut ein Zeichen, dass auch er ein bisschen mehr loslassen musste.
Tut mir leid, dass ich wegen Autumn so reagiert habe.
»A ch, nein, ist schon okay. Ich weiß, es ist schwer.«
Wirst du dich mit ihr vereinigen?
»N ein.«
John hob die Brauen. Warum nicht?
»E s ist kompliziert – ach, was rede ich, nein. Es ist ganz einfach. Ich habe vorgestern Nacht alles kaputt gemacht. Es gibt kein Zurück.«
Oh … Scheiße.
»G enau.« Tohr schüttelte den Kopf und sah sich um. »T ja …«
Und so standen sie Seite an Seite in dem Chaos, das sie aus der Ordnung gemacht hatten, und sahen sich um. John schien es, als würde sich das Haus jetzt im gleichen Zustand befinden wie ihr Leben nach dem Tod von Wellsie: zerbombt, leer, alles am falschen Fleck.
Und damit passte es besser zur Wirklichkeit als vorher. Die falsche Ordnung, die aufgrund einer Verweigerungshaltung bestanden hatte, war trügerisch und gefährlich.
Und du willst das Haus wirklich verkaufen?
»J a. Fritz ruft den Makler an, sobald die Büros aufmachen. Es sei denn … na ja, wenn du und Xhex es wollt, könnt ihr es selbstverständlich …«
Nein, ich gebe dir recht. Es ist Zeit, loszulassen.
»H ör zu, kannst du versuchen, die nächsten zwei Nächte freizubekommen? Es gibt noch viel zu tun, und ich hätte dich gerne dabei.«
Natürlich. Das möchte ich auf keinen Fall verpassen.
»G ut. Das ist gut.«
Sie sahen sich an. Schätze, wir sollten gehen.
Tohr nickte langsam. »J a, du hast recht, mein Sohn.«
Ohne ein weiteres Wort traten sie aus der Haustür, schlossen ab … und dematerialisierten sich zum Haus der Bruderschaft.
Als sich seine
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