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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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hatte die Situation Dutzende von Malen im Geist durchgespielt,
jedes Detail vor Augen gehabt: den Ausdruck auf ihrem Gesicht, als ihr aufging,
dass ihr falsches Spiel nicht raffiniert genug gewesen war und er Bescheid
wusste und sie für ihren Betrug bezahlen lassen würde. Seine Hände waren kalt
und feucht und seine Kehle trocken. Und dann, bevor er seine immer wieder geprobte
Anklagerede ansetzen konnte, flüsterte Danielle ihm ins Ohr, dass es überhaupt
keine Lüge gewesen sei, dass sie die Wahrheit gesagt habe, nämlich dass sie ihn
tatsächlich liebe.
    »Du hättest aber nicht herkommen sollen. Du hättest mir
mehr Zeit lassen müssen. Ich musste tun, was ich getan habe. Er hätte mich
umgebracht, wenn ich es nicht getan hätte.« Ihr Blick eilte über die Tanzfläche
zum Tisch hin. St. James, der vorgab, in eine Unterhaltung vertieft zu sein,
ließ sie nicht aus den Augen.
    »Wie hast du uns gefunden? Na ja, egal. Jetzt bist du hier.
Aber dir ist klar, was er tun wird, jetzt wo er weiß, dass du die Wahrheit kennst?«
    Morrison sah, dass Jack Taylor Recht gehabt hatte: Danielle
hatte schon immer gewusst, in was für Geschäfte ihr Mann verwickelt war. Oder
war sie etwa das Risiko einer Verurteilung wegen eines nicht begangenen Mordes
eingegangen, weil er sie sonst getötet hätte? Er fragte sich, ob sie wirklich
so verwundbar war, wie sie zu sein schien, oder ob es nur neues Theater war,
der Beginn einer neuen Verführung, um ihn davon abzuhalten, die Wahrheit herauszufinden.
    »Glaubst du wirklich, dass er das tun würde? Dass er auch
mich umbringen ließe, so wie er es mit euren Freunden gemacht hat, mit Wendell
Clark und seiner Frau, und dann auch mit Oliver?«
    Danielle senkte den Blick. »Ich weiß nicht, was er getan
hat. Ich weiß nur, wozu er fähig ist.« Sie riss die Augen auf. »Glaubst du etwa,
dass ich …?«
    Morrison packte sie am Handgelenk und führte sie über die Tanzfläche
zurück an den Tisch. Er zog einen leeren Stuhl von einem Nachbartisch heran und
stellte ihn dicht neben St. James.
    »Wollen Sie sich nicht zu uns setzen?«, fragte dieser.
    »Nur eine Minute.« Morrison musterte die anderen Gäste am Tisch.
Die Männer schienen aus dem Nahen Osten zu kommen, die Frau war blond und gut
gekleidet.
    »Ich habe gar nicht gewusst, dass es auf Sizilien Öl gibt«,
bemerkte er an St. James gewandt.
    »Gibt es auch nicht, aber Palermo ist eine gute Stadt, um
darüber zu sprechen. Es hat mir immer gut gefallen. Die Landschaft ist
wunderschön und die Luft belebend. Hauptsächlich mag ich die Stadt aber, weil
die Sizilianer Geheimnisse so gut für sich behalten können, dass sie die
Wahrheit immer mit Argwohn betrachten. Aber sagen Sie mir, was hat Sie hierher
geführt?«
    »Ich bin dabei, ein Buch zu schreiben. Ich bin hier
hergekommen, um Material zu sammeln.«
    Ein Ägypter mittleren Alters mit tiefliegenden Augen und einem
dünnen Lächeln beugte sich vor. »Einen Roman, Mr. Morrison? Ich könnte
Ihnen ein paar Geschichten erzählen, die …«
     
    St. James schnitt ihm das Wort ab. »Ja, was denn
für eine Art Buch, Mr. Morrison? Ich gehe jede Wette ein, dass es etwas
mit Ihrem Prozess zu tun hat, nicht wahr? Das machen viele Anwälte so, oder?
Dass sie versuchen, einen Roman über etwas zu schreiben, was sie getan haben?«
    Morrison wandte sich an den Ägypter. »Keinen Roman, fürchte
ich. Dazu ist die Geschichte zu unglaubhaft. Es geht um einen Prozess, den ich
geführt habe, einen Mordprozess, in dem das Opfer nicht wirklich tot ist, einen
Mordprozess, in dem die Angeklagte jeden anlügt, einschließlich ihres eigenen
Verteidigers.« Morrisons Blick wanderte von dem Ägypter weiter zu Danielle. »Ich
fing am Tag nach der Urteilsverkündung zu schreiben an, einen Tag nachdem die
Geschworenen die Angeklagte freigesprochen hatten und sie verschwand.« Er
verstummte kurz und fuhr dann fort: »Das Buch ist fast fertig: Es ist alles da
– bis auf die letzten paar Kapitel.«
    Er hob den Blick und sah St. James an. »Es ist alles
getippt und in dem Bankschließfach verwahrt, in dem alle meine Wertpapiere liegen
– mein Testament zum Beispiel. Und der Schlüssel ist in den Händen von
jemandem, der dafür sorgen wird, dass das Buch veröffentlicht wird, wenn mir
etwas passieren sollte und ich es nicht selbst zu Ende bringen kann.«
    St. James lächelte den Ägypter an. »Wie jeder große Anwalt
hat Mr. Morrison immer versucht vorwegzunehmen, was die Gegenseite tun
wird … Ich frage mich

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