Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll

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über den Wachtturm gesagt hat.«

    Also berichtete ich ihm, was passiert war, seit mich Will Hughes’ Fahrer abgeholt hatte, bis zu dem Augenblick, als Hughes aus dem Park verschwunden war. Während wir sprachen, kamen zwei Leute auf den Eingang zu – eine Frau mit Einkaufstüten im Arm, die ganz offensichtlich in diesem Haus wohnte, und ein UPS-Fahrer, der mit einem Päckchen und einem Klemmbrett unterwegs war. Sobald sie sich jedoch der Tür näherten, wurden ihre Augen glasig. Sie blieben stehen, schienen sich an etwas zu erinnern, das sie vergessen hatten, drehten sich wieder um und gingen. Der UPS-Bote war mir so nahe gewesen, dass ich ihm direkt in die Augen sehen konnte, aber in ihnen erblickte ich nicht mein Spiegelbild, sondern nur den leeren Eingang.
    Als ich geendet hatte, stellte Oberon nur eine Frage. »Du hast gesagt, er hat dir Fenodorees Namen genannt?«
    Ich nickte.
    »Gut«, sagte er nach kurzer Pause. »Wir sollten mit Puck reden.«

    Dann zog er die beiden Haftnotizen wieder von den Säulen ab. Die zwei Spiralaugen blinkten auf und verschwanden. Das silberne Netz zischte und löste sich in einem Funkenregen auf, den Oberon mit den Händen verscheuchte, bevor er auf die Straße trat. An der 7th Avenue überquerte er bei Rot die Fahrbahn, und ein gelbes Taxi musste mit quietschenden Bremsen halten. Oberon starrte den Fahrer an, und der Mann stammelte eine Entschuldigung. Dann hasteten wir die Greenwich Avenue entlang. Oberons grüne Aura war zu einem harten Malachitpanzer geworden, der jedoch heller leuchtete denn je, wie ein eingesperrtes Feuer.
    Die Menschen auf der Straße gingen ihm aus dem Weg. Drei Autoalarmanlagen heulten auf, als er vorüberkam. Eine große Dogge jaulte auf und zerrte ihren Besitzer in den Rinnstein.
    »Ich verstehe nicht, was so schlimm ist«, stieß ich hervor. »Will Hughes hat mich vor dem Mantikor gerettet. Er hat mir gesagt, ich sollte mir einen unirdischen Lehrer suchen. Er machte einen … netten Eindruck.«
    »Genau das ist das Schlimme«, brüllte Oberon und fuhr zu mir herum. »Du glaubst, ein vierhundert Jahre alter blutsaugender Vampir – ein Geschöpf der Unterwelt – sei irgendwie nett. Du … die Nachfahrin der Wachttürme.«
    »So, wie er mir die Geschichte erzählt hat, war die erste Marguerite in ihn verliebt. Sie war der Grund, weshalb er überhaupt zum Vampir geworden ist.«
    »Und du glaubst alles, was er dir erzählt hat?«
    Ich überlegte. Und ich stellte fest, wenn ich über Will Hughes nachdachte, dann kribbelte es an meinem Hals, dort, wo er mich gebissen hatte. Das Gefühl breitete sich
über meine Kehle aus bis in meine Brust, ließ mein Herz schneller schlagen und wanderte dann tiefer. Ich erinnerte mich daran, wie sich sein Körper gegen meinen gedrängt hatte, wie sein Mund an meiner Kehle lag, und an das Ziehen des silbernen Fadens, der von seinen Lippen bis ins Innerste meiner Seele ging. Ich fühlte es noch immer. Dann hob ich die Hand vor mein Gesicht und sah, dass ein leicht silbernes Glimmen meine Finger umgab. Wir sind verbunden , hatte er gesagt. Hätte er mich danach anlügen können?
    »Ich glaube, dass er alles glaubte, was er mir erzählt hat«, sagte ich schließlich.
    Oberon griff nach meiner Hand. Das silberne Licht flackerte. Funken stoben in die Luft, silbern und golden, und wirbelten dann wie ein winziger Tornado gen Himmel. »Okay«, sagte Oberon und nickte. »Was das angeht, hast du vermutlich Recht – und du bist noch nicht so weit, dass du nicht hinterfragen würdest, was er sagt. Vermutlich hat er sich ebenso an dich gebunden wie umgekehrt … und das könnte noch nützlich sein. Aber vergiss nicht, er ist ein Geschöpf der Dunkelheit. Vielleicht ist er nicht auf Dees Seite, aber auf unserer ist er auch nicht.«
    Wir hatten nun die Ecke der Cordelia Street erreicht, an der sich Pucks Tearoom befand. Oberon blieb stehen und sah die Straße entlang zum Fluss.
    »Welche Dämonen, sagte Hughes, würde Dee herbeirufen?«, fragte er.
    Ich schloss die Augen und versuchte mich auf den genauen Wortlaut zu besinnen. Ich konnte seine Stimme so klar hören, dass ich, als ich sie wieder öffnete, erwartete, ihn vor mir zu sehen. Im hellen Tageslicht. Der Gedanke,
dass er seit vierhundert Jahren nicht mehr in der Sonne gestanden hatte, trieb mir die Tränen in die Augen.
    »Er sagte, Dee würde die Schatulle einsetzen, um die Dämonen Zwietracht und Verzweiflung herbeizurufen.«
    » Zwietracht und Verzweiflung ? Das waren