Blau wie das Glück: Roman (German Edition)
beiden genauso gerne einkassieren wie du. Lass uns dafür sorgen, dass es uns auch gelingt.«
Cian glitt leise aus dem Dunkel der Bäume. »Habt ihr euch geeinigt, oder dauert es noch?«
»Anscheinend haben wir uns geeinigt.« Larkin strich über Blairs Haare. »Ich habe einfach nur ein bisschen Atem vergeudet.« Er hob ihr Kinn an. »Wenn du mit ihnen
sprechen musst, pass auf, dass sie nicht zu früh merken, dass du nicht aus Geall bist.«
»Ja, klar. Glaubst du, ich schaffe das bisschen Akzent nicht?«
Sie riss die Augen auf. »Und bin ich nicht die perfekte hilflose, kleine Frau?«
»Nicht übel.« Er gab ihr einen Kuss. »Aber das ›hilflos‹ würde ich dir nie abkaufen.«
15
Eine Stunde verstrich, dann noch eine und eine weitere. Blair konnte nichts anderes tun, als Brot und Käse aufzuessen, die Moira ihnen mitgegeben hatte, und es mit dem Wasser in ihrer Satteltasche herunterzuspülen.
Larkin und Cian hatten wenigstens einander zur Gesellschaft, aber sie hatte nur sich selbst. Sie runzelte die Stirn, als ihr dieser Gedanke durch den Kopf ging. Schließlich war sie es doch gewöhnt, alleine an dunklen, stillen Orten zu warten und zu jagen.
Seltsam, dass sie innerhalb weniger Wochen diese lebenslängliche Gewohnheit durchbrochen hatte.
Auf jeden Fall dauerte das Warten länger als angenommen, und Langeweile war nicht einkalkuliert. Ihre erste Nacht in Irland fiel ihr ein, als sie auf dem Weg zu Cians Haus auf einer dunklen, einsamen Landstraße einen Platten gehabt hatte.
Damals waren es drei Vampire gewesen, und das Überraschungsmoment war ein Vorteil für sie gewesen. Vampire rechneten einfach nicht damit, mit einem Wagenheber
angegriffen zu werden, und dazu noch von einer Frau, die wesentlich stärker war, als sie aussah.
Und ganz bestimmt hatten sie nicht damit gerechnet, dass sie auch noch einen Pflock aus dem Gürtel holte und sie zu Staub verwandelte.
Diese beiden – wenn sie jemals wieder zurückkämen – würden den Angriff ebenfalls nicht erwarten. Sie musste nur darauf achten, sie nicht aus Versehen zu töten.
Ihr Vater würde dieses kleine Abenteuer sicher nicht gutheißen, dachte sie. Seiner Meinung nach beendete man ihre Existenz rasch und effizient, ohne Umschweife und Palaver. Er hätte mittlerweile sicher schon alles darangesetzt, um auch Cian aus dem Weg zu räumen. Familiäre Verbindungen oder der Wille der Götter interessierten ihn herzlich wenig. Er hätte nie mit Cian zusammengearbeitet oder an seiner Seite gekämpft. Wenn sie aufeinandergetroffen wären, wäre einer von ihnen jetzt tot.
Vielleicht war das der Grund dafür, dass sie hier war und nicht ihr Vater. Und dass sie ihm nichts von Cian erzählt hatte. Natürlich las ihr Vater ohnehin nie die E-Mails, die sie ihm schickte, aber sie hatte ihn trotzdem nicht erwähnt. Für ihren Vater gab es nur Schwarz und Weiß, Leben und Sterben. Und eine Allianz mit einem Vampir kam in seinem Denken nicht vor.
Noch ein Grund, warum er nie mit ihr einverstanden gewesen war, stellte sie fest. Sie war nicht nur kein Sohn, sondern sie hatte auch immer die Grautöne gesehen und Fragen gestellt.
Wie Larkin hatte auch sie gelegentlich Mitleid mit den Vampiren gehabt, die sie tötete. Sie wusste, was ihr Vater dazu sagen würde. Ein Augenblick des Mitleids oder des Bedauerns konnte ein winziges Zögern bedeuten und einen das Leben kosten.
Womit er natürlich Recht hatte, dachte sie. Aber doch nicht absolut, auch hierbei gab es Grautöne. Sie konnte Mitleid empfinden und trotzdem ihren Job tun, das hatte sie schließlich bewiesen.
Stand sie nicht hier und lebte noch? Und verdammt noch mal, sie wollte auch am Leben zu bleiben.
Zum ersten Mal seit der Geschichte mit Jeremy fragte sie sich, ob sie wohl auch ein anderes Leben führen könnte. Sie hatte sich all die Jahre den Wunsch nach jemandem versagt, der sie liebte. Aber jetzt gab es Larkin, und er schien sie tatsächlich sehr zu mögen. Mit der Zeit würde vielleicht sogar Liebe daraus werden, eine Liebe, wie sie sie noch nie erlebt hatte, die alle Grenzen überschritt.
Es war brutal, dachte sie, einfach brutal, dass ihnen nicht genug Zeit blieb. Und trotzdem, wenn sie zurückging in ihre Welt, dann würde sie wissen, dass jemand sie so gesehen hatte, wie sie war, und sie dennoch geliebt hatte.
Und wenn sie diese Schlacht gewännen und überlebten, würde sie ihm sagen, was er ihr gegeben hatte. Sie würde ihm sagen, wie sehr er sie zum Guten verändert hatte.
Aber sie
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