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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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zweite Butter nun angekommen?
    Nachmittag hatte ich Dienst bis 17 Uhr, dann habe ich etwas Tischtennis gespielt und bin dann was an die frische Luft gegangen. Abends zwei Stunden Skat gespielt und dann ins Nest.
    Du, jetzt habe ich wieder mal zwei Anliegen, kannst Du mir zwei oder drei Tennisbälle (Tischtennis) besorgen, denn hier bekommt man keinen, und kannst Du eines der zwei folgenden Bücher besorgen: ‘Odysee’ von Homer, Uebersetzung von Voss, oder ‘Romeo und Julia auf dem Lande’ von Adalbert Stifter. Eines dieser Bücher will ich nämlich für den Kameraden besorgen, der für mich Butter ranbringen will. Ausserdem folgt anbei die
    (Rest fehlt)
     
     
     
    Leipzig, den 18.8.42
    Mein lieber alter Strolch!
    Ich weiß eigentlich gar nicht, wann ich Dir das letzte Mal geschrieben habe und was. Sei deshalb bitte nicht böse, wenn ich vielleicht manches zweimal schreibe. Aber ich bin jetzt oft richtig durchgedreht. Für Deinen Gruß am Sonnabend habe ich mich doch schon bedankt? Ja, Du schreibst mir darin, daß ich Dir Heidis Augen, die wie Deine aussehen sollen, unterschlagen habe? Ja, kleiner Mann, sie sehen aus wie Deine Augen, nur mit dem Unterschied daß die Deinen braun sind und die von Heidi dunkelblau. Müßten sich höchstens in der Farbe noch ändern. Und nun gleich mal zu den Bildern. Ich habe ein ganz schlechtes Gewissen. Natürlich hast Du recht, wenn Du nun langsam ungeduldig wirst. Aber unseren Apparat mit dem Film habe ich Grete mit nach Tölz gegeben. Sie wollen den Film dort gleich entwickeln lassen und mir die Heidibilder gleich schicken, hat sie aber wahrscheinlich in der Aufregung mit ihrem Toni vergessen. Jetzt habe ich sie aber gemahnt, und hoffe ich nun stark, daß die Bilder in den nächsten Tagen eintrudeln, daß evtl. die Mutti sie mitbringt. Grete kommt jetzt nicht wieder mit nach Hause, sie fährt von dort aus nach Saaz, da ihr großer Bruder das erste Mal seit zwei Jahren auf Urlaub da ist. Mir wird Grete sehr fehlen, denn ich habe mich tüchtig an sie gewöhnt und mag sie wirklich sehr gut leiden. Vielleicht schlägt sie ihre Zelte doch ganz in Tölz auf und dann hat unser Heidikind eine schöne und billige Sommerfrische in Zukunft. Heute früh sind nun Papa und Lisa nach Tölz abgefahren. Papa will eine Woche bleiben und mit Mutti zurück fahren und Lisa sollte drei Wochen bleiben, wollte dies aber nur, wenn Grete noch länger mit da bleibt. Da dies nun aber nicht der Fall ist, weiß ich nicht was sie tun wird. Maschwitzens Lotte hatte heute geheiratet und habe ich ihr einen großen Strauß weißer Gladiolen reingeschafft. Vor unserer Tür weinte Zunz ganz jämmerlich. Sie will es nicht glauben, daß sie zum Nachbarn in Pflege muß. Richtig leid kann einem das Vieh tun. Auf dem Heimweg habe ich Ilse getroffen. Sie sah so trostlos allein aus und sehr schlecht. Sie ging in ein Geschäft und habe ich nicht mit ihr gesprochen. Will morgen mal mit Mutter zu ihr rüber gehen. Am Sonntag nachmittag sind nun die Eltern wiedergekommen, und habe ich zur Feier des Tages eine Tasse Bohne spendiert. Ich glaube, sie haben sich sehr gut erholt, sehen wenigstens beide prima aus. Essen sehr gut und reichlich. Haben auch Butter, Eier, Geflügel mitgebracht. Von Mutter soll ich Dich grüßen, sie will Dir morgen schreiben. Eigentlich wollte ich Dir auch schon gestern schreiben, aber als ich anfangen wollte, kam Frl. Böttcher, und als sie weg war, Frau Kühn. Vorhin, als ich mich eben wieder hinsetzen wollte, kam Frl. Böttcher wieder, und so war es 9 Uhr, ehe ich zum Anfang kam. Nun mußt Du Dich aber mal ein kleines Stündchen gedulden, denn jetzt bekommt Heidi ihre Nachtmahlzeit. - So, jetzt ist es gleich 11 Uhr, Heidi schläft und mich kann jetzt niemand mehr stören. Ja, Heidi hat jetzt einen ganz geregelten Tageslauf. Um 6 - ½ 7 trinken, dann ... trockenlegen. Um
7 Uhr fahre ich sie auf den Balkon und dort steht sie nun bis zum Baden. Da lacht sie und erzählt, quiekt auch mal ein Weilchen und schläft noch ein Stündchen. Nach dem Baden nur Flasche, dann fertig machen, in den Wagen, und dann schläft sie durch bis 2 Uhr, dann stillen und hinterher bekommt sie ihren Brei. Bis jetzt hat sie sich ganz schrecklich dabei gehabt. Heute war sie das erste Mal ganz friedlich dabei, dann ist sie munter bis 6 Uhr, und will während dieser Zeit ausgefahren oder unterhalten sein. Um 6 Uhr wieder stillen und Flasche. Hinterher hebe ich sie mit dem Wagen in die Kammer, und dort schläft sie fest durch

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