Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
darüber Aufschluss, ebenfalls wie es Martin, Lisa und Schramms geht. Du wirst ja nun ausser meinem Brief vom 5. auch noch in den Besitz meiner übrigen Briefe gekommen sein und nun über mein Leben hier Bescheid wissen. Kleine Frau, für Deine liebe Beilage recht vielen Dank, dafür werde ich mal ausgehen. Sonst schicke mir aber in Zukunft kein Geld, denn das was ich brauch, hab ich und wenn ich mal in Urlaub gehe, dann krieg ich ja 70% meines angesammelten Guthabens und kann ich dann Dir mal nach meinem heutigen Einkommen eine grössere Summe zukommen lassen. Schreib mir doch mal ausführlich, was Du jetzt für Unterstützung bekommst. Aber eine Bitte habe ich noch. Bei der Gefangennahme zeigten die Kanadier ein so einnehmendes Wesen, dass ich dabei ausser Uhr und Siegelring auch meinen Füller verlor und muss nun immer mit dem Bleistift schreiben. Leg mir doch bitte, wenn es geht, ein oder zwei Federn in einen Deiner Briefe mit bei. Unser persönliches Eigentum erfährt jetzt durch englische Gaben eine Bereicherung, sodass ich mir heute einen grossen Carton zur Unterbringung besorgt habe. Heute haben wir zwei Paar Wollsocken, eine Hose, Jacke, Seidenhemd, Handtücher und fünf Rasierklingen bekommen. Also läuft man nicht mehr so zerlumpt herum. So, für heute wieder Schluss, aber es folgt bald ein neuer Brief.
Dir, kleine Maus und dem Heidikind recht viele herzliche Grüsse und viele Küsse
von Deinem Dichliebenden Hans.
Viele Grüsse an die beiden Opas und alle anderen.
Sonntag, den 25.11. 45
Meine liebe kleine Lenifrau!
Nun ist Dein Brief doch noch nicht weggekommen und da will ich Dir noch paar Zeilen schreiben. Es ist jetzt 5 Uhr, was Du da wohl gerade machen wirst; bist Du mit Heidi unterwegs oder sitzt Du bei Radiomusik? Ich habe heute ziemlich viel geschafft, um 8 Uhr aufgestanden, dann bis Mittag zwei Bänke für unsere Bude mit gezimmert, vorher noch das Holz ‘organisiert’. Mittags eine Stunde Matratzenhorchdienst, dann meine Handschuhe genäht, sie waren an der Naht auf und dann Wäsche gewaschen. Jetzt hab ich Kaffee getrunken und abends will ich mal ein Glas Bier trinken gehen. Wenn Du mal in die Stadt kommst, so gehe doch mal an der Markthalle vorbei bei Fr. Wilh. Krause, Geflügel, der Sohn ist mit in meiner Sektion und hat noch keine Post bekommen. Frag, ob sie seine Post bekommen hätten und gib eventl. die genaue Anschrift. Ich bin jetzt immer auf der Suche nach Büchern, aber was man hier bekommt, ist die Auslese. Es soll ja jetzt für uns eine Sammlung für Bücher und Musikinstrumente starten, genehmigt vom Rat und der Militärregierung, da bin ich ja gespannt, was dabei herauskommt. Ich freue mich wirklich darauf, mal zu Erie und Heinz fahren zu können. Obwohl es jetzt hier schon bedeutend besser ist als in den Camps, so ist es doch ein Fest, wenn man mal wieder in einer Wohnung sitzt. Seit paar Tagen haben wir hier jetzt auf jeder Bude einen Lautsprecher und ist es ganz schön, wieder mal Radio zu hören. Von dem Schweden, ich hab ihn selbst noch nicht sprechen können, soll ich Ende der kommenden Woche wieder neue Zeitschriften bekommen, die er aus Lübeck mitbringen will. Hast Du wieder mal Ilse, Fränze und Herbert getroffen und wie geht es ihnen? Spielt Ihr des öfteren noch Doppelkopf oder wird da nichts mehr draus? Wir haben jetzt des öfteren geskatet, aber auch ge.... Hier in Nienburg ist nicht viel los, eine Menge Tommies und wenig Lokale für uns und nur ein Kino. Am Dienstag will ich in ‘Die Frau meiner Träume’, hatten wir den Film nicht zusammen gesehen? Wie sieht es mit Filmen in Leipzig aus, spielen die Kinos wieder und gehst Du öfters? Ja, nun wieder mal Schluss, denn jetzt wollen wir in die Stadt gehen und die Kumpels drängeln schon. Ich hoffe, dass Dich, das Kind und die Eltern meine Zeilen gesund antreffen und schicke Dir und dem Heidikind viele Grüsse und Küsse
Dein Dichliebender Hans.
Nienburg, den 27.11. 45
Meine liebe kleine Lenifrau!
Heute traf Dein lieber Brief vom 19. ein, für den ich Dir recht vielmals danke. Dass ich mich sehr darüber gefreut habe, kannst Du Dir ja vorstellen. Gleichzeitig bekam ich Mutters Zeilen, die ich heute oder morgen beantworten will. Bis jetzt habe ich nun erst Deinen Brief vom 13.11., also mit dem vom 19. sind es jetzt zwei Briefe. Entweder ist da wohl noch einer unterwegs oder er ist verschwunden auf Nimmerwiedersehen.
Hast Du nicht gelacht über das Fragment von Brief aus Rhode, aber ich konnte nur
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