Blitz bricht aus
eingehend gemustert. Sie schienen durch ihn durchzusehen und seine Furcht über das Zusammentreffen mit dem Sheriff zu entdecken. Sich so erkannt zu sehen, versetzte ihn in Panik; er hatte nichts im Sinn wie wegzulaufen.
Der Sheriff wendete sich zu Cruikshank. »Ich finde keinen Sinn in der Sache. Warum hat der Junge das Pferd denn befreit? Er muß doch einen Grund gehabt haben!«
»Das weiß ich nicht. Jedenfalls hat er es getan, genügt das nicht?« Cruik-shanks Augen waren unsicher; er hatte oft mit dem Sheriff zu tun, der Sheriff war gegen ihn eingenommen. Alle waren gegen ihn... Eines Tages würde er es ihnen zeigen—der ganzen Stadt.
Der Sheriff ließ den Jungen los.
»Lassen Sie ihn nicht aus den Augen«, warnte Cruikshank. »Er will flitzen. Man sieht’s ihm an.«
»Darum mache ich mir keine Sorge«, sagte der Sheriff, »und übrigens—da kommt Ihr Pferd.«
McGregor drehte sich um. Da kamen die Reiter, die er vom Wagen aus erblickt hatte. Gordon und Goldie waren dabei. Gordon würde ihm helfen; jetzt brauchte er nicht mehr wegzulaufen.
»Bleiben Sie, wo Sie sind, Cruikshank«, rief der Sheriff plötzlich. »Sie werden ja wohl nicht ohne Ihr Pferd wegfahren wollen, nicht wahr?«
Der Junge sah zu der hageren Gestalt hin, die gerade den Laster besteigen wollte, jetzt aber stehenblieb. Wieder überkam ihn ein Gefühl von Mitleid, denn Cruikshank sah jetzt nicht mehr wütend aus, er glich einem in die Enge getriebenen Tier, das nur noch auf Flucht aus ist...
Die kleine Gruppe, die auf sie zukam, führte das unselige Pferd mit sich. Es war ebenso mager und ausgemergelt wie Cruikshank selbst, nur daß es obendrein noch blutete und schwer zerschunden war. McGregors Zorn auf den Pferdehändler flammte von neuem auf, doch er kam nicht dazu, seiner Erregung Worte zu verleihen, denn einer der Reiter, das Gesicht rot vor Zorn, sprang aus dem Sattel und rief dem Sheriff zu: »Tom, ich verlange, daß du Cruikshank verhaftest! Ich beschuldige ihn der schwersten Tierquälerei, die ich jemals erlebt habe. Er hatte vor, das Pferd hier zu Tode zu schleifen. Ich habe Zeugen, Mike, Joe und Gordon. Wenn dieser Junge hier nicht eingegriffen und das Pferd befreit hätte, wäre dem Lump seine Absicht gelungen. Wir waren alle Augenzeugen des unerhörten Vorfalls.«
Cruikshank starrte den Mann, der die Anklage gegen ihn vorbrachte, wütend an. Dann sprang er vor und hob die Fäuste, um ihn niederzuschlagen. Aber der Sheriff riß ihn zurück und legte ihm Handschellen an. »Danke, Allen«, sagte er. »Ich hatte mir schon gedacht, daß da was nicht stimmte. Ich nehme Cruikshank gleich mit. Gib einem deiner Leute den Auftrag, den Lastwagen nach Leesburg zu fahren und dort einzustellen.« Cruikshank fluchte laut, als er abgeführt wurde, und schwor dem Mann Rache, der ihn angezeigt und so dafür gesorgt hatte, daß er nun für seine Tat hinter Schloß und Riegel kam.
Der schlanke schmächtige Mann, dem die Flüche des Pferdehändlers galten, trat zu McGregor hin und schüttelte ihm die Hand. »Du hast sehr mutig gehandelt, mein Junge«, sagte er.
McGregor sah ihn dankbar an, und dann stand Gordon neben ihm.
»Das ist Herr Allen«, sagte Gordon, »er ist der Besitzer der Ranch, von der ich dir erzählt habe.«
McGregor hörte Gordons Worte kaum. Er starrte den dunkelbraunen Hengst an, den der schlanke Mann geritten hatte. Das Pferd warf den Kopf auf, um loszukommen von dem Cowboy, der es hielt. McGregor versuchte sich zu erinnern... Das Aufwerfen des Kopfes, die gespitzten Ohren... Das alles war ihm so vertraut... Wo nur hatte er mit dergleichen zu tun gehabt?
Allen sagte: »Gordon erzählte mir, daß du Arbeit suchst? Kannst du reiten? Hast du schon einmal auf einer Ranch gearbeitet?«
McGregor faßte sich mit der Hand an den Kopf: »Ich—ich—glaube nicht...«
Gordon unterbrach ihn rasch und antwortete für ihn: »Ich bin sicher, Allen, daß er bei Ihnen am richtigen Platz sein wird. Denn wer kein echtes Gefühl für Pferde besitzt, der wagt nicht, was der Junge eben gewagt hat.«
»Ja, das ist wichtiger als alles andre, darauf kommt’s an«, stimmte Allen zu. »Nun also, ich stelle dich ein, wenn du Lust hast, mein Junge. Wie war doch gleich dein Name?«
»McGregor!« Es kam ihm schon völlig geläufig über die Lippen.
»Du kannst jederzeit anfangen, sobald du willst«, sagte Allen freundlich. Der Junge fühlte Gordons Hand mit einem ermutigenden Druck auf seiner Schulter; doch das war gar nicht mehr nötig. Er
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