Blitz bricht aus
liefen.«
»Wie sie—du meinst zu dem Hengst, Irv?«
»Ja. Es war zwar Nacht, aber er konnte doch einen Blick auf den Hengst werfen. Er schreibt, es habe sich durchaus nicht um einen Mustang gehandelt, sondern um ein großes, kohlschwarzes Pferd. Es lief schneller, als er jemals ein Pferd hat laufen sehen und nahm die Stuten mit. Mein Freund verfolgte ihn mit seinen Leuten; aber er war zu gerissen, sie verloren die Spur.«
»Du machst Spaß, Irv, nicht wahr, du ziehst uns auf?«
»Dazu habe ich keine Ursache.« Allens Stimme klang ärgerlich und ungeduldig; er blickte wieder zu den Bergen im Westen hinüber. »Dieser wilde, vermutlich entlaufene Hengst kann sehr gut in unsre Gegend gekommen sein, er kann sich durchaus dort drüben auf halten.«
Mike verstummte, auch Joe schwieg. Allen wandte sich zu dem Jungen. »Mac«, sagte er, »ich möchte, daß du in die Berge hinaufreitest und den Tag dort verbringst. Wenn du irgendein Zeichen von dem Hengst entdeckst, Hufspuren oder was immer, dann möchte ich es wissen... Sollte er sich noch dort aufhalten, dann müssen wir etwas unternehmen, damit er nicht auch unsere Stuten stiehlt.« Sein Blick wanderte wieder zu der Stutenherde. Dann streichelte er das blanke Fell an Leichtfuß’ Hals. Man sah ihm an, was er dachte: die Stuten waren für seinen Champion bestimmt; der fremde Hengst mußte beseitigt werden.
Eine Stunde später war McGregor auf dem Weg. Der Anstieg führte zunächst nur allmählich in die Höhe. Sein Pferd wurde ungeduldig, weil er es zum Langsamgehen zwang. Er war vorsichtig, denn der Boden war mit kleinen, scharfen Steinsplittern und hohen Klumpen von Büschelgras bedeckt, so daß sein Pferd leicht einen Fehltritt tun konnte. Endlich gab er ihm den Kopf frei und war erstaunt, wie gewandt das kleine Cowboypony auf dem unebenen Boden seinen Weg fand, indem es die Hufe sorgsam hochhob und mit sicheren, kurzen Sprüngen dahingaloppierte, ohne zu stolpern.
Der Baumbestand lichtete sich, je mehr sie sich der Höhe des ersten Bergzugs näherten. Bald verschwanden die Bäume ganz. In dieser Region ungefähr konnte der Hengst in der vergangenen Nacht gewesen sein. Er blickte umher. Überall ragten schroffe Felsen empor. Wo dazwischen ebene Flächen waren, gab es nur niedere trockene Büsche zwischen Steinen. Es war sehr schwer, hier eine Spur zu finden, aber er brauchte nur eine von einem Huf verursachte Schürfstelle auf einem verwitterten Stein zu sehen, das würde ihm verraten, was er wissen wollte.
Sogar in dieser Höhe wurde die Luft von der späten Nachmittagssonne noch erwärmt. Es herrschte völlige Stille, und die hohen Felswände über ihm reflektierten schimmernd das Gold der Sonnenstrahlen. Er vergaß, nach den Spuren des Hengstes zu suchen, so wohl taten ihm die Stille und das Alleinsein. Er vergaß Gordon und Allen, Joe und Mike. Er vergaß sein vorheriges Leben vollständig, denn hier fühlte er sich völlig frei, allein und sicher. Nichts konnte so schön sein, nichts so überwältigend wie die Welt der Berge über ihm. Ihr wandte er jetzt sein Pferd zu.
Immer höher hinauf ging es, den strahlenden Zinnen entgegen. Warum er dorthin strebte, wußte er nicht. Sein Pferd kletterte sehr vorsichtig über den holprigen Boden; es machte keinen Versuch, schneller zu werden. McGregor ließ ihm freien Willen. Er mußte wohl schon über 1 500 Meter hoch sein, es kam ihm so vor, als könne er die über ihm dahinziehenden schneeigen Wölkchen bald greifen. Schließlich kam er in eine enge Schlucht, die von riesigen Granitklippen eingeschlossen war.
Als der Anstieg steiler wurde, ließ er das Pferd wieder Schritt gehen. Bald waren sie zwischen dichten Fichtenbeständen, die denen bei Gordons Häuschen glichen. Über ihm rauschte der Wind in den Baumkronen. Ab und zu bot sich ein Durchblick auf das Gebirge im Hintergrund mit seinen majestätischen Gipfeln.
»Reite nur bis zur Waldgrenze«, hatte Allen angeordnet, »und in der Richtung, aus der du den Schrei gehört zu haben glaubst. Wenn du Hufspuren findest oder andere Anzeichen, daß Pferde dort gewesen sind, so kommst du sogleich zurück. Dann werden wir uns morgen aufmachen und weitersuchen. Von dort oben hast du einen weiten Blick. Wenn es ein Wildhengst war, hat er sicher Stuten bei sich, und dann müssen sich Anzeichen finden lassen. Entdeckst du bis zum Abend keine Spuren, dann kommst du ebenfalls zurück. Es kann schließlich sein, daß Joe recht hat, und daß der Schrei von einem Adler
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