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Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1

Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1

Titel: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Gratton
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letzten vierundzwanzig Stunden reichlich zugesprochen hatte. Es war noch schlimmer, wenn ich auch noch Hunger hatte. Ein Magen, der gleichzeitig knurrte und rumpelte, war ein höllisches Folterinstrument.
    »Silla, Liebes, geht es einigermaßen?«, fragte Judy an einer roten Ampel. »Wir werden das überstehen«, fuhr sie fort, als ich nicht antwortete. So wie beim letzten Mal , hieß das.
    Ich warf ihr einen Blick zu. So fein hatte sie sich seit Juli nicht mehr gemacht. Sie trug einen Anzug aus Rohseide und große Perlenohrringe. Ihre langen weißen Haare hatte sie mit juwelenbesetzten Haarklammern zu einem Chignon hochgesteckt. Es war ihre Idee gewesen, dass ich zu meinem pinkfarbenen Sommerkleid eine Perlenkette und eine graue Strickjacke gegen die Kälte tragen sollte. Sie hatte sogar eine Schere
herausgeholt und einige der schlimmsten Stellen in meinen Haaren geschnitten. Dann hatte sie mir mit Spangen eine hübsche Frisur gemacht. Ich sah aus wie ein kleines Mädchen, das Ostereier suchen geht, statt zur Beerdigung ihres Bruders zu fahren.
    Als wir an der Kirche ankamen, überließ ich es feige Grandma Judy, sich nett mit den Gästen zu unterhalten.
    Ich war nur aus einem einzigen Grund hier.
    Ich ließ Gram in der ersten Bank sitzen, wo sie die Leute begrüßte und ihr Beileid entgegennahm, und ging hoch zum Abendmahlstisch, wo ich vor dem Sarg stehen konnte. Das Holz glänzte gelb. Ich berührte die glatte Oberfläche. Meine Hand sah dagegen ganz blass aus. Ich vermied es, die offene obere Hälfte anzusehen. Ich wollte ihn nicht sehen, wenngleich ich zugestimmt hatte, den offenen Sarg auszustellen.
    Die Bewohner von Yaleylah traten murmelnd von einem Bein aufs andere, während sie sich hinter mir versammelten. Ich hörte sie schniefen und mit den Absätzen auf dem Boden klappern. Rechts von mir spielte Mrs Artley eine leise Melodie auf dem Klavier.
    Der richtige Augenblick war gekommen.
    Mit geschlossenen Augen holte ich das Zauberbuch aus meinem Täschchen. Dass so ein kleines, altmodisch wirkendes Ding so viel Kummer verursachen konnte! Ich drückte es an meinen Bauch. Vor mein inneres Auge traten die Erinnerungen: Wie ich es am Küchentisch ausgepackt hatte, wie ich es aufgeschlagen auf dem Schoß gehalten hatte, während Reese in seiner tiefen Stimme die Zutaten aufgezählt hatte.
    Mir war unglaublich übel. Nie wieder würde ich mit ihm Käse-Tomaten-Sandwiches essen, nie wieder mit ihm lachen oder ihn anschreien, weil er seine verschwitzten Jogging-Shorts auf dem Badezimmerfußboden liegen gelassen hatte. Nie wieder
würde ich ihm Vorwürfe machen, weil er zu viel trank, oder ihn mit seinen fragwürdigen Freundinnen aufziehen oder ihn antreiben, Ingenieur zu werden statt Farmer, um Himmels willen. Reese, der schlau war und sich um mich kümmerte und …
    Ich bekam keine Luft mehr. Meine Brust schmerzte. Ich beugte mich vor, am liebsten hätte ich den Sarg mit Fäusten bearbeitet und in tausend Stücke geschlagen.
    Schließlich sah ich ihn doch an. Er war es nicht, nicht wirklich. Man konnte ihn genauso wenig erkennen wie mich heute Morgen im Spiegel. Eine wächserne Totenmaske. Sein Haar war zurückgekämmt, die Bartstoppeln, über die ich mich lustig gemacht hatte, waren wegrasiert. Im Gesicht sah er friedlich aus – wie falsch war das. Es war nicht so, als schliefe er. Es war leer.
    Ich legte das Buch auf seine Brust. »Es tut mir so leid, Reese«, flüsterte ich. Ich hätte ihn nie dazu überreden dürfen, die Magie auszuprobieren. Auch ich selbst hätte besser nie die brennende Kraft in mir geweckt. Wie konnte ich glauben, sie würde mehr Schönheit in unser Leben bringen?
    Der Tod war alles, was die Magie uns gebracht hatte. Und jetzt wollte ich sie mit meinem Bruder zusammen begraben.
    Nicholas
    Nach der Beerdigung (die grauenhaft war), setzte ich Dad und Lilith zu Hause ab und ging zu Fuß die Straße entlang zu Sillas Haus. Ich wollte lieber nicht durch den Wald und über den Friedhof gehen.
    Die Straße war voller Autos und ich musste mich durch sie hindurchschlängeln. Als ich an dem Haus angekommen war,
fühlte ich mich scheußlich und leer. Auf dem Dach saßen ungefähr zwölf Krähen. Sie hatten alles im Blick. Eigentlich taten sie gar nichts. Sie spielten nicht, sie krähten nicht, sie taten nichts von dem, was Krähen normalerweise tun. Sie saßen nur da und chillten. Ab und zu schlug eine mit den Flügeln.
    Ich ging schneller. Silla drehte wahrscheinlich schon durch. Heute Abend, wenn

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