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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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fielen über die Wagen her wie eine Meute hungriger Wölfe über eine Herde Schafe. Die Hälfte der Zugtiere wurde beim ersten Ansturm niedergemäht. Hagmu hörte ihr ängstliches Wiehern und sah ihre weit aufgerissenen Augen. Dann verebbten die Kampfschreie.
    Die ersten Oger drehten sich zu ihrem Anführer um. In ihren Blicken sah Hagmu Ratlosigkeit und Wut. Tastmar hatte sich auf einem Wagen postiert und überragte seine Mitstreiter um mehrere Fuß. Verärgert hielt er in der einen Hand einen Heuballen und in der anderen eine Menschenattrappe aus Stroh, die gekleidet war wie ein Bauer, in die Höhe.
    Die Hüttenbauer hatten ihnen eine Falle gestellt, und er und seine Männer hat nichts Besseres zu tun gehabt, als hineinzutappen. Hagmu blieb stehen und schaute sich um. Er schnaubte vor Wut. Wieder zog er Frigget an der Schlinge zu sich hoch. Der Goblin strampelte und schrie in Erwartung dessen, was ihm bevorstand. Seine Kehle schnürte sich zu, und er rang nach Luft.
    »Du Verräter«, brüllte Hagmu ihn an. »Wer dich schicken?«
    Frigget brachte keinen Ton heraus. Er war kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren.
    Hagmu wirbelte herum, als der Lärm losbrach. Aus den kleinen Wäldern im Osten und Süden strömten Menschen herbei. Sie trommelten, schlugen Schilde gegeneinander und brüllten unverständliches Zeug. Es mussten hunderte sein. In breiter Front versuchten sie, die Oger daran zu hindern, in diese Richtung zu fliehen. Sie liefen in drei Linien hintereinander. Hagmu hatte die Hüttenbauer schon früher so etwas tun sehen, doch damals waren es viel weniger gewesen. Sie nannten es Treibjagd und versuchten, damit das Wild aus dem Unterholz zu scheuchen. Waren die Hüttenbauer wirklich der Meinung, sie konnten ihn und seinesgleichen jagen und abschlachten wie Wildschweine? Er würde ihnen zeigen, was ihre Überzahl ihnen half.
    Selbst in den Bergen hatten sich die Hüttenbauer postiert. Nur wenige hundert Schritt über der Stelle, wo eben noch Hagmu und die seinen sich versteckt hatten, krochen sie aus ihren Löchern hervor. Den Hang zu erklimmen würde zahlreiche Verluste mit sich bringen, und außerdem müssten sie auf ihre Beute verzichten. Auch wenn das meiste wertloser Plunder war. Allein durch die Pferde hätten sie Proviant für einige Wochen.
    »Bralba, Tastmar, Korf, nehmen mit alles«, brüllte er seine Anweisungen. »Tote Pferde auf Karren. Ziehen zurück in Westen.«
    Rückzug war eigentlich keine Option für einen Kriegsoger, doch die Lage erforderte es. Zuerst mussten sie von dem freien Feld herunter. Hagmu konnte zwar keine Bogen- oder Armbrustschützen ausmachen, doch war das Risiko zu groß. Er musste es schaffen, sich und seine Leute aus dem Kessel herauszubringen. Bei so einer Übermacht durfte man nur an einer Front kämpfen, wenn man überleben wollte.
    Ohne zu zögern, begannen die Oger mit dem Aufladen der toten Pferde und Maultiere. Zügel und Trensen zerschnitten sie mit ihren Waffen oder zerrissen sie einfach wie Fäden. Einige der Karren hielten dem Gewicht ihrer Zugtiere nicht stand. Mit lautem Ächzen gaben die Achsen nach und brachen.
    »Lassen zurück Karren«, wies Hagmu an.
    Wütend traten die Oger auf die Reste der Holzkonstruktionen ein und zerrten die toten Tiere wieder von den Ladeflächen. Bralba hatte sich an die Spitze des Trecks begeben, das Leitpferd im Schwitzkasten haltend. Das Tier versuchte zu bocken und schlug nach hinten aus, aber die kräftige Ogerin ließ nicht locker, bis das Pferd in eine panische Starre verfiel.
    Nach wenigen Augenblicken setzte sich der Zug langsam in Bewegung. Das Heer der Hüttenbauer schien es nicht sonderlich eilig zu haben. Immer noch waren die meisten von ihnen damit beschäftigt, Lärm zu machen und zu hoffen, die Oger vor sich herzutreiben. Der Kessel, den die Menschen um die Oger bildeten, verengte sich stetig, doch der Durchbruch nach Westen war weiterhin offen. Niemand hatte die offensichtliche Führung des Heers übernommen, nirgends war Reiterei zu sehen.
    Alles, was Hagmus Kriegern in die Hände fiel, wurde mitgenommen, wenn es auch nur annähernd brauchbar oder essbar aussah. Bralba voran, das Pferd fest im Griff, zogen die Oger Richtung Westen ab. Die heil gebliebenen Wagen waren hoch beladen, meist mit den toten Maultieren und Pferden, aber auch Kürbisse, Erdknollen und Kohlköpfe hatten die Oger mitgenommen. Tastmar schleifte sogar ein totes Pony hinter sich her.
    Es schien fast so, als ob die Menschen ihnen den Fluchtweg

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