Blutkult (German Edition)
fiel also auf der Stelle tot um? Möglicherweise habt ihr Atras einfach abgestochen. Nun, es ist mir gleich, Atras war ein Nichtsnutz.“
Der Fleischberg näherte sich dem gefesselten Larkyen und streckte die rechte Hand nach ihm aus. Die Finger endeten in fünf langen eisernen Krallen und wanderten beinahe zärtlich über Larkyens Gesicht.
„ Die Bauern erzählen sich von einem Helden“, sagte der Fleischberg. „Ein Held, der die bösen Räuber aus den Wäldern tötet. Du bist das also. Taran und Menor waren entbehrlich, aber mit Muzary hast du mir wirklich einen Stich versetzt. Der Zhymaraner brachte immer gute Beute zu mir.“
Der massige Kerl riss Larkyen vom Pferderücken herab zu Boden.
„ Wie ist dein Name, du tapferer Held?“
Larkyen gab keine Antwort, denn diese Männer waren es nicht wert, dass er mit ihnen sprach. In seinen Augen waren sie nichts als niedere Geschöpfe, und nichts als Abscheu empfand er für sie. Nur zu gern hätte er sich von ihrer aller Leben genährt oder ihre Leiber in blutige Fetzen gerissen. Sie alle verdienten einen Tod voller Grausamkeit.
„ Ich rede mit dir!“ Der Fleischberg gab Larkyen einen Tritt, dessen Wucht den Unsterblichen herumwirbeln ließ.
„ Wenn ich dich etwas frage, dann hast du mir zu antworten, verstanden? Ich bin Charos und führe diesen Haufen hier an.“
Applaus ertönte, und die Rufe: „Charos bringt Chaos, Charos bringt Chaos!“
„ Er hat übernatürliche Kräfte“, teilte jemand Charos mit. „Jede Wunde, die wir ihm zugefügt haben, ist von selbst verheilt, bis auf die in seiner Schulter. Er hatte diese Verwundung schon, als wir ihn fanden.“
„ Unsinn“, zischte Charos, „aus dir spricht der Wein, von dem du wieder einmal zuviel getrunken hast.“
„ Nein Charos, ich sage die Wahrheit. Probiere es selbst aus.“
„ Mit Vergnügen.“ Charos lachte. Sein massiger Leib ging neben Larkyen in die Hocke. Abermals strich er mit seinen Eisenkrallen über Larkyens Gesicht und drückte dabei immer fester zu, bis auf Larkyens Gesicht fünf blutige Schnitte klafften.
Mit Unglauben in den kleinen Augen verfolgte der Fleischberg, wie sich die Wunden schlossen und verheilten, ohne eine Narbe zu hinterlassen.
„ Wie ist das möglich?“, flüsterte Charos und sah Larkyen in die Augen. „Was bist du?“
Er ohrfeigte Larkyen mit der rechten Hand und fügte ihm fünf weitere Kratzwunden zu, die sich ebenfalls schlossen.
„ Alle Wunden heilen, bis auf eine“, murmelte Charos nachdenklich.
Die rechte Hand des Fleischbergs fuhr plötzlich nach vorn, trieb die eisernen Krallen tief in Larkyens Speerwunde hinein. Die nicht enden wollenden Schmerzen trieben Larkyen an die Grenze zum Wahnsinn. Blut stieg in seiner Kehle hoch, quoll über seine Lippen und erstickte seinen einzigen Schrei in einem Gurgeln.
„ Charos bringt Chaos, bringt Tod und Verderben“, riefen die Räuber im Chor. Ihre Schar drängte sich an Larkyen. Voller Hohn und Gelächter ergötzten sie sich an seinem Leid, und ihr tosender Applaus hallte durch die Nacht.
Plötzlich hielt der Fleischberg inne und wankte zurück. Ein Pfeil steckte in seinem runden Bauch. Ungläubig betrachtete Charos nun seine eigene Wunde.
„ Was geschieht hier?“ murmelte Charos. „Wie konnten die uns hier finden?“
Weitere Pfeile schwirrten noch im selben Moment durch die Luft, und mehrere der Räuber sanken getroffen zu Boden.
Aus der Dunkelheit des Waldes strömten Reiter hervor und griffen die Räuber an. Auf ihren Pferden waren sie ihnen trotz ihrer Unterzahl bei weitem überlegen. Schwerter und Äxte sausten auf die Häupter der Räuber hernieder. Es dauerte nicht lange, da hatten die Reiter die Schar der Verbrecher gelichtet, und ihr Blut sog bereits der Waldboden auf.
Charos taumelte durch die Kämpfenden. Mit seiner Eisenkralle gelang es ihm, noch zwei Reiter vom Pferd zu reißen, bevor eine große Axt seinen Schädel zerschmetterte.
Charos` Bezwinger stieg von seinem Pferd und trat auf Larkyen zu.
„ So sieht man sich wieder.“
Larkyen hatte den Klang dieser Männerstimme bereits vor Tagen im Wehrheimer Gasthof vernommen. Er wusste sofort, wer da auf ihn herabschaute.
Er rechnete bereits damit, dass Merkor Schädelspalter seinem Beinamen alle Ehre machen und ihm den Rest geben würde. Doch nichts dergleichen geschah.
„ Er ist schwer verletzt worden.“
„ Unmöglich!“
Ein Krieger, das lange Haar zu schmuckvollen Zöpfen geflochten, trat heran. Es war Regar, und
Weitere Kostenlose Bücher