Blutkult (German Edition)
Sonne.“
Logrey trug eine schwarze Rüstung mit ausladender Schulterpanzerung. Sein rotes Haar war kurzgeschnitten, sein Gesicht kantig, und die grauen Raubtieraugen funkelten grimmig. Auf seinen Rücken hatte er sich ein Langschwert aus schwarzem Stahl geschnallt.
„ Ich bin Ayrus“, sagte der andere, „und wie du bereits festgestellt hast, verstehe ich mich in der hohen Kunst des Heilens. Doch bin ich auch ein Runenmeister und vermag jene nordische Magie auf andere Art zu nutzen. Ich gehöre den Söhnen der zweiten schwarzen Sonne an.“
Ayrus war von schmächtiger Statur und trug keinerlei Rüstung. Seine makellos weiße Wollkleidung zierten goldglänzende Nähte, so dass er beinahe wie eine Lichtgestalt erschien. Außer seinem Messer hatte er nur ein Kurzschwert bei sich.
Logrey schlug sich mit der rechten Hand auf die Brust, um auf ein blutrotes Wappenschild hinzuweisen, auf dem eine schwarze Sonne mit gezackten Strahlen zu sehen war. Dann sprach er: „Wir sind Gesandte aus Kyaslan, dem Reich der Unsterblichen. Wie mich Tarynaar wissen ließ, hast du den Namen unserer Heimat noch nie gehört.“
„ Unser Reich liegt auf einer Insel weit draußen im südlichen Ozean“, berichtete Ayrus. „Von dort wurden wir ausgesandt, so viele Unsterbliche wie möglich zu suchen und nach Kyaslan zu geleiten, um sie als ein Volk von Göttern zu vereinen. Und nun haben wir dich gefunden.“
Larkyen hatte die Gedankengänge des Runenmeisters längst erahnt und lehnte ab, noch ehe einer der Kyaslaner ihm eine Einladung unterbreiten konnte.
„ Meine Zukunft liegt an einem anderen Ort“, sagte er und musterte die drei Unsterblichen mit einem durchdringenden Blick. „Vor mir liegen Kämpfe, die ich nicht allein bestreiten kann. Ich muss mächtigen Feinden gegenübertreten, denn ihnen verdanke ich meine Verwundung.“
„ Wer ist fähig, dich zu verwunden?“ fragte Tarynaar mit fassungslosem Blick.
„ Es war kein Kind der schwarzen Sonne, das mir meine Wunde zugefügt hat“, erklärte Larkyen, „doch möchte ich jene Feinde auch nicht als Menschen bezeichnen, denn sie sind keine mehr. Sie sind Anhänger eines Kultes und nennen sich selbst Strygarer, nach ihrem Oberhaupt Fürst Strygar von Nemar. Er behauptet, er sei ein Magier, der den Tod besiegen will. Zwölf Kinder der schwarzen Sonne wurden bereits aufgrund der Besonderheit ihres Blutes in Nemar getötet. Nach eigenen Angaben nutzte der Fürst jenes Blut als Grundlage für den Brunnen des Lebens. Welcher Mensch auch immer daraus trinkt, soll sich zum Strygarer verwandeln, zu einer Bestie, unnatürlich stark, nicht mehr alternd und gierend nach dem Blut aller Lebewesen, doch verletzlich wie alle Sterblichen.“
„ Der Brunnen des Lebens“, murmelte Ayrus. „Unter den sterblichen Schamanen und Magiern der Welt ist er ein Mythos, darin heißt es: Seine Wasser sind erfüllt vom Leben, gekrönt von uralt Schöpfungskraft. Mag Menschenherz gar ewig schlagen, trotzend Tod und Niedergang.
Viele haben versucht, diesen Brunnen zu erschaffen, keinem ist es bisher gelungen.“
Larkyen berichtete den drei Unsterblichen ausführlich, was sich während seines Aufenthaltes in Nemar zugetragen hatte. Kaum hatte er seinen Bericht beendet, schüttelte Logrey ungläubig den Kopf und rief in einem Anfall von Zorn und Verachtung: „Wie kann sich ein einzelner Mensch soviel Macht und Wissen aneignen? Die Elementarmagie ist ihm vertraut, er beherrscht bereits das Feuer. Und selbst das Geheimnis des schwarzen Stahls ist in Nemar bekannt. Unwürdige Kreaturen wenden die Magie der Runen an, um Waffen zu schmieden, mit denen sie uns vernichten können. Menschen sind zur Sterblichkeit bestimmt, eine solche Macht steht ihnen nicht zu.“
„ Wie viele von diesen sogenannten Strygarern gibt es?“ fragte Tarynaar.
„ Ihre Zahl beläuft sich womöglich auf mehrere Tausend.“
„ Ein Heer von Strygarern, in kultischer Ehrerbietung ihrem Oberhaupt ergeben“, murmelte Ayrus, doch trotz seines Entsetzens büßte er seine Besonnenheit nicht ein. „Wie ist es möglich, dass all diese Begebenheiten unbemerkt blieben?“
„ Das Fürstentum von Nemar liegt mehrere Tagesritte von Wehrheim entfernt. Es hieß, die Gegend sei seit langer Zeit verwaist und mit einem Fluch beladen, daher wird Nemar von den Laskunern gemieden. Und die Mehrheit hält die Strygarer noch immer für ein Märchen.“
„ Die Strygarer entzogen sich lange genug der Aufmerksamkeit der Welt“, meinte
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