Blutsbrueder
klangen mehr wie eine Feststellung, nicht wie eine Frage. Er fand, das Schweigen dauerte viel zu lange und außerdem war er neugierig auf die Besucher.
»Wir suchen Ivy.« Es war Shadow, der als Erster antwortete.
»Und wir sind hier um euch im Kampf gegen das Böse zu unterstützten.« Seine fast schwarzen Augen hielten den Blicken der Brüder stand.
»Was tut ihr hier vor Caios Grab?«
»Wir haben den Geist eines großen Kriegers gespürt, der hier begraben wurde, und wollten ihm unsere Ehre erweisen.«
Thunder hob die Augenbrauen und sah Thorn und Rock skeptisch an.
»Wessen Geist?«
Endlich brach Ian sein Schweigen. »Es ist kein Mensch, der hier unter der Erde liegt, so viel wissen wir, aber Shadow kann noch viel Energie an dieser Stelle ausmachen.«
»Es war Caio, unser Hund. Der treue Freund unseres Bruders Storm. Er war es, der Ivy beschützt und dafür sein Leben gelassen hat.«
Die Männer aus der Zukunft sahen einander an und fragten dann gleichzeitig »Wo ist Ivy? Geht es ihr gut?«
Thunder sah, wie Thorn Rock zunickte und vermutete, dass die beiden mental ihre Gedanken ausgetauscht hatten.
»Kommt mit ins Haus, dann könnt ihr Ivy sehen und ich denke, auch einige von unseren Fragen beantworten.« Thorn machte eine einladende Geste, drehte sich um und ohne sich zu vergewissern, ob die Männer ihm folgen würden, ging er auf das Haus zu.
Natürlich folgten sie ihm. Rock und Thunder bildeten die Nachhut und ließen die beiden nicht aus den Augen.
In der großen Eingangshalle warteten Cara und Lili.
Cara war blass und ihre Augen vom Weinen gerötet. Thorn sah sie an, doch sie wich seinem Blick aus.
Als nun fünf große muskelbepackte Männer in der Halle standen, wirkte der Raum plötzlich gar nicht mehr so groß.
Die Luft vibrierte förmlich vor lauter Testosteron.
Rock nahm Lili zu Seite.
»Es sind Ivys Leute. Was meinst du, sollen wir sie zu ihr lassen?«
»Ich werde nach ihr sehen«, gab Lili zurück und verschwand im Krankenzimmer. Schnell zog sie die Türe hinter sich zu und lächelte Ivy an.
»Du hast Besuch. Lass mich dich schnell untersuchen, damit ich sehe, ob du fit genug bist.«
Ivy versuchte ein Lächeln, verzog aber sofort das Gesicht zu einer Grimasse. Die Wunde sah zwar besser aus, war aber noch viel zu frisch und brannte höllisch.
Ihre Schulter schmerzte ebenfalls, doch sie war so froh, dass Ian und Shadow endlich angekommen waren. Sie biss die Zähne zusammen und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Behutsam legte Lili ihre Hände auf den Körper der jungen Frau und untersuchte sie konzentriert.
Währenddessen waren aus der Halle laute Männerstimmen zu hören.
Die Tür ging einen Spalt auf und Cara schlüpfte herein. Lili nahm sich vor, später mit ihr zu reden. Irgendetwas war vorgefallen zwischen ihr und Thorn, da war sie sich sicher.
»Ok.« Die Ärztin richtete sich auf.» Ich denke, du kannst Besuch empfangen«. Sie zwinkerte Ivy zu.
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53. Kapitel
Chan Ko war auf seiner Farm, weit draußen im Westen.
Niemand von seinen Leuten aus der Stadt, außer Pedro, wusste von diesem Zufluchtsort.
Hier draußen gab es nur ein paar einheimische Angestellte, die das Haus in Ordnung hielten.
Und es gab Max.
Max war der hässlichste Mensch, den die Welt je gesehen hatte. Er war eher klein, aber kräftig gebaut. Seine Körperproportionen schienen irgendwie nicht zusammenzupassen, er ging leicht schief nach links geneigt und humpelte. Sein Gesicht mit der dicken großporigen Nase, den wulstigen Lippen und den kleinen Schweinsaugen, ließ jeden erschaudern, der ihn zum ersten Mal sah. Chan Ko hatte ihn quasi mit der Farm gekauft. Max war nicht ganz richtig im Kopf und besaß eine Veranlagung zum Sadismus. Und genau das machte ihn zu einer wertvollen Hilfe für Chan Ko.
Was es auch war. Keine Arbeit war zu schmutzig, eklig oder abstoßend für Max und es gab nichts, was er nicht mit seinem Gewissen vereinbaren konnte. Denn er hatte keines.
Gerade kam er aus dem Keller gehumpelt, wo er seine täglichen Aufgaben verrichtet hatte.
Er durfte die Frauen versorgen, die Chan Ko wie Tiere gefangen hielt.
Natürlich war die moderne Klinik nicht die einzige Einrichtung für dessen Zukunftsvisionen. Hier auf der Farm war alles ein wenig einfacher, aber dennoch bot der Keller genug Platz für einige Frauen. In dem riesigen Raum standen Käfige, die Hundezwingern glichen. Auf einfachen Pritschen lagen die Frauen und sahen mit stumpfen Augen ihrem Schicksal entgegen.
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