Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten
sein. Ich möchte dir die Entscheidung überlassen, wie du dich ernährst. Solltest du dich für menschliches Blut entscheiden, haben wir hier genug Vorräte. Hungrige junge Vampire sollte man die ersten Stunden nämlich nicht unbedingt vor die Tür lassen."
"Ist das...Menschenblut?" Ich wagte kaum, es auszusprechen.
"Ja, aber keine Sorge es stammt von einer Blutbank." Er spürte meine Anspannung und versuchte beruhigend auf mich einzuwirken.
"Und ich muss jetzt nur das Glas leer zu trinken und dann...?" Meine Stimme wurde brüchig.
"Dann wird es geschehen. Hab keine Angst, ich bin die ganze Zeit bei dir."
Ich starrte auf das Glas vor mir. Gut, ich hatte mich dafür entschieden, beziehungsweise hatte ich nicht wirklich die Wahl - Sterben oder Unsterblichkeit...
Ich wurde mit einem Mal von einem eigenartigen Gefühl erfasst. Bilder aus meinem bisherigen Leben tauchten vor mir auf:
Ich sah Dad, wie er mir beibrachte ohne Stützräder Fahrrad zu fahren...meinen ersten Schultag...die grauenvolle Schulzeit....Mom, wie sie am Grab meines Vaters weinte....den Jungen, der mich nach unserem Date vor der Haustür küsste...Dennis...Peter...meine Kollegen...und schließlich den Tag, an dem Dad mich das letzte Mal umarmt hatte, Tränen standen in seinen Augen...ich konnte sogar seine Stimme hören: "Tamara, du hast immer noch die Wahl! Noch kannst du dich anders entscheiden! Hörst du mich?! Du hast immer noch die Wahl!"
"Tamara! Hörst du mich? Ich sagte du könntest dich immer noch anders entscheiden." Ich wurde aus meiner Trance gerissen und fand mich in Max Wohnzimmer wieder. Er blickte mich ernst an.
"Du hast immer noch die Wahl!" wiederholte er und mir wurde bewusst, dass das nicht die Stimme meines Vaters war, die ich gehört hatte.
"Unsinn! Du weißt dass es keine gibt und selbst wenn ich eine hätte, meine Entscheidung ist gefallen!" Aus irgendeinem Grund war ich plötzlich unglaublich wütend!
Auf mich, meine Situation und auf die ganze Welt. Ich weinte meinem angeblich normalen menschlichen Leben nach, doch schlagartig wurde mir klar, dass ich noch nie ein normales Leben geführt hatte. Damit sollte jetzt endgültig Schluss sein. Das Schicksal hatte für mich so entschieden und ich bekam noch eine zweite Chance. Würde ich sie nicht nutzen war das einzige das auf mich wartete der Tod und das wollte ich auf gar keinen Fall!
Aufgewühlt griff ich nach dem Glas und leerte es in einem Zug!
Als ich das Glas abstellen wollte, glitt es mir aus der Hand. Mit einem Mal fing das Wohnzimmer an sich wie wild zu drehen. Keuchend klammerte ich mich am Sofa fest, weil ich das Gefühl hatte von irgendetwas hin und her geworfen zu werden.
Ich spürte, wie jemand seine Hand auf meine legte. Es musste Max gewesen sein, doch es war, als würde sich ein schwarzer Nebel über meinen Verstand legen. Plötzlich hörte ich tausend Stimmen in meinem Kopf, alle schienen durcheinander zu rufen.
Bitte macht doch jemand dass das aufhört!
Es fühlte sich an, als würde mein Körper in zwei Teile zerrissen werden.
Ich wollte schreien, doch kein Ton kam aus meinem Mund. Dann wurde ich durchgeschüttelt wie bei einem Fieberkrampf. Das war das letzte, woran ich mich erinnerte.
Ich hatte keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war, als ich langsam wieder zu mir kam und meine Augen öffnete. Ich blinzelte, die Sonne schien durch das Wohnzimmerfenster. Es kam mir extrem hell, vor doch nach und nach gewöhnten sich meine Augen daran.
"Sie ist gerade aufgewacht!" hörte ich Valentina rufen.
"Hat sie schon etwas gesagt?" Das war Max.
"Nein, aber sie hat die Augen aufgemacht." antwortete Valentina leise.
Da wurde mir schlagartig klar, dass es passiert war!
Mit einem Ruck setzte ich mich auf und war erstaunt über die Schnelligkeit meiner Bewegung. Ich blickte ihn zwei grüne Augenpaare die mich erwartungsvoll anschauten.
"Ist es...bin ich...?" Mehr bekam ich nicht heraus und erschrak über meine Stimme, die sich so anders anhörte.
"Ja, du hast es überstanden. Ich weiß, es war nicht angenehm und es kann sehr beängstigend sein aber jetzt ist es geschafft. Wie fühlst du dich?" fragte Max besorgt.
"Gut...aber...extrem hungrig!" antwortete ich.
Max lächelte erleichtert und reichte mir einen Becher randvoll mit Blut. "Hier, das wirst du jetzt brauchen."
Ich riss ihm den Becher fast aus der Hand und setzte ihn an meine Lippen.
Der Geruch des Blutes brannte auf meiner Zunge. Mit wenigen Zügen hatte ich ihn geleert.
"Schon besser, danke." Ich wischte mir mit
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